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Bis in alle Ewigkeit

Bis in alle Ewigkeit

Titel: Bis in alle Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P Daschkowa
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dem alten Agapkin? Hat er etwas Interessantes über die Fotos gesagt?«
    »Nein. Es gibt nichts zu erzählen.«
    »Setz dich doch wenigstens fünf Minuten zu mir.«
    »Entschuldige, jetzt nicht, später!«
    »Nie hast du für mich Zeit, nie«, murrte Nolik klagend.
    »Arnold, nun sei nicht so beleidigt!« Sofja küsste ihn rasch auf die Wange und lief hinaus. Aus der Küche rief ihre Mutter nach ihr.
    Als sie endlich im Auto saßen, um zum Flughafen zu fahren, fragte Nolik plötzlich: »Du hast von Agapkin also absolut nichts Neues erfahren?«
    »Wie oft soll ich das noch sagen? Nein!«
    »Trotzdem, erzähl mir doch bitte genau, worüber ihr geredet habt.«
    »Ich schreibe es dir später, ganz ausführlich, mit allen Details. Jetzt platzt mir einfach der Kopf.«
    Ihre Mutter saß am Steuer, Sofja neben ihr, Nolik hinten. Vera Sergejewna hatte einige Mühe, den engen, mit Autos vollgeparkten Hof zu verlassen, ohne irgendetwas zu rammen.
    »Nolik, mein Lieber, lenk mich bitte nicht ab, ich bin seit hundert Jahren nicht in Moskau Auto gefahren«, sagte sie.
    »Mama, ich habe gesagt, wir nehmen ein Taxi. Oder lass mich fahren.«
    »Ein Taxi nach Scheremetjewo ist furchtbar teuer. So, und jetzt Schluss. Seid still, alle beide. Ihr stört mich beim Fahren.«
    Als sie auf die Leningrader Chaussee eingebogen waren und in einem kleinen Stau standen, bekam Sofja erneut eine SMS von Petja.
    »Melde dich! Ich habe große Sehnsucht!«
    »Schon wieder er?«, fragte Nolik von hinten.
    »Ja.« Sofja drehte sich um. »He, warum bist du so traurig?«
    »Ich?« Nolik machte eine komische Grimasse, bewegte die Augenbrauen und verzog den Mund zu einem breiten Froschmaul. »Im Gegenteil, ich bin glücklich, ich freue mich für dich, Sofie.«
    Die Schlange am Businessclass-Schalter war kurz.
    »So, nun geh«, sagte Sofjas Mutter.
    Der Aufruf zum Einchecken war längst erfolgt. Sie hatten sich schon zehnmal umarmt und geküsst. Nolik stand daneben und blickte sich teilnahmslos um. Sofja legte ihm die Hand auf die Schulter und küsste ihn auf die Nase.
    »Sei nicht traurig. Und trink bitte nicht. Ich werde dir ganz oft schreiben, denk daran, deine E-Mails abzurufen.«
    Einen Augenblick war er wie versteinert, dann schlang er plötzlich die Arme um sie, presste sie heftig an sich und flüsterte ihr hastig und undeutlich ins Ohr: »Pass auf dich auf, Sofie, ich liebe dich, ich kann ohne dich nicht leben, Sofie.«
    Seit ihrer Kindheit hatten sie und Nolik sich umarmt, geprügelt, herumgealbert, er hatte sie an den Haaren und an den Ohren gezogen und sie aufgefangen, wenn sie auf einen hohen Zaun oder einen Baum geklettert war. Doch nun waren seine Arme, sein Atem, sein Geruch auf einmal ganz anders. Er drückte sie an sich und berührte mit den Lippen ihr Ohr wie ein Mann. Noch nie hatte es etwas Derartiges zwischen ihnen gegeben, das war einfach ausgeschlossen.
    »Nolik, ich liebe dich auch.« Sofja löste sich sanft von ihm und spürte, dass sie rot wurde. »Du wirst mir fehlen.«
    Sofort sackte er in sich zusammen und ließ die Arme schlaff hängen. Er war wieder der gewohnte Nolik und lächelte kläglich und schuldbewusst.
    »Nun geh endlich!«, sagte ihre Mutter.
    Ohne sich noch einmal umzudrehen, zog Sofja ihren Rollkoffer rasch zum Abfertigungsschalter.
Moskau 1917
    Im Juli fand im Moskauer Bolschoi-Theater ein Kongress gesellschaftlicher Kräfte statt. Professor Sweschnikow bekam eine offizielle Einladung überbracht. Rechtsanwalt Brjanzew hegte noch immer die Hoffnung, auch der Professor würde sich engagieren im Kampf – wofür eigentlich, konnte er allerdings nicht erklären, er wiederholte nur immer wieder: »Das ist deine Pflicht, Michail, gegenüber der Heimat, gegenüber deinen Kindern.«
    »Papa, geh wenigstens mal hin, sieh und hör sie dir an«, sagte Andrej, »vielleicht ist das Ganze gar nicht so hoffnungslos, vielleicht können sie sich ja auf etwas einigen?«
    »Aber zieh nicht deine Generalsuniform an, dieser Regierung hast du schließlich keinen Eid geleistet«, sagte Tanja.
    Sweschnikow kapitulierte. Brjanzew holte ihn in einem schicken offenen Wagen mit Chauffeur ab und sprach unterwegs aufgeregt von den bevorstehenden Reformen und dem baldigen und unumgänglichen Sieg über alle zeitweisen Schwierigkeiten.
    Vor dem Bolschoi-Theater war eine Menschenmenge versammelt. Es gab kein Durchkommen. Kornilow wurde erwartet,der neue Oberkommandierende. Brjanzew führte den Professor zum Bühneneingang. Als sie das Theater

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