Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Bis in alle Ewigkeit

Bis in alle Ewigkeit

Titel: Bis in alle Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P Daschkowa
Vom Netzwerk:
kompliziertes, wunderbares Land. Unser beider Heimat, mit eigener Geschichte, Kultur, Wissenschaft, Armee und eigenem Staatssystem. Und diese ganze jahrhundertealte Größe wurde nun vernichtet, vor unseren Augen, mit unserer Duldung. Nicht von Mongolen, nicht von Napoleon, nicht von Deutschen und Österreichern, nein, von den eigenen Leuten. Von neuen Pugatschows mit Universitätsdiplom, von eitlen Schwätzern, kleinen Hochstaplern, von größenwahnsinnigen Psychopathen.«
    »Es wird wieder Ordnung einziehen. Wir haben eine Regierung«, entgegnete Agapkin leise und zog den Kopf zwischen die Schultern.
    »Wen? Diese Leute?« Der Professor mimte ein schüchternes, zuckersüßes Lächeln und verbeugte sich mehrmals clownesk.
    Damit sah er Kerenski so ähnlich, dass Agapkin unwillkürlich lachen musste. Aber Sweschnikow verzog das Gesicht und schüttelte den Kopf.
    »Das ist doch keine Regierung! Diese Usurpatoren, sie wissen ja nicht, was sie tun. Die Armee zerschlagen und gleichzeitig Krieg führen – das bedeutet, die Streitkräfte in die Vernichtung des eigenen Landes treiben. Aber genug davon. Das ist zu schmerzlich.«
    »Verzeihen Sie, Michail Wladimirowitsch, ich wollte das Thema nicht anschneiden.« Agapkin hüstelte dumpf.
    »Ja, lassen wir das. Kehren wir lieber zu unserem rätselhaften Geschöpf zurück.«
    »Natürlich. Was ich Sie schon lange fragen wollte – als Sie wegen des Parasiten bei den Spezialisten waren, was haben Sie ihnen gezeigt, eine Zyste oder den Wurm?«
    »Beides.«
    »Ach ja? Sie besaßen einen lebenden Parasiten? Es ist Ihnen also gelungen, ihn in vitro zu züchten?«
    »Nein. Keineswegs. Wenn Sie sich erinnern, sind die Meerschweinchen und das Kaninchen gestorben, aber nicht sofort. Anfangs verlief alles gut. Das Fieber verkrafteten sie ohne Probleme, sie verloren kaum Fell und hatten einen normalen Appetit. Doch drei, vier Monate nach der Injektion erlitten sie eine Gehirnblutung. Erstaunlicherweise fand ich bei der Obduktion eines Kaninchens und zweier Meerschweinchen in der Epiphyse einen lebenden Wurm. Allerdings sind diese drei Exemplare am zweiten Tag in der Nährlösung verendet.«
    »Das heißt, Meerschweinchen, Kaninchen und Ratte sind Zwischenwirte unseres Parasiten und der Mensch sein Endwirt?«, fragte Agapkin und wechselte noch einmal den Stuhl, um den Glaskäfig nicht sehen zu müssen.
    »Eine gute Frage.« Der Professor nickte. »Von der Antwort darauf hängt im Grunde Ossjas Leben ab.«
    »Meins auch!«, hätte Agapkin beinahe ausgerufen, schwieg aber.

Dreizehntes Kapitel
Moskau 2006
    Der Flug nach Hamburg ging am Abend. Die letzten beiden Tage verbrachte Sofja in Hektik und mit Laufereien. Einen Koffer und Kleider kaufen, eine Vollmacht für den Wagen auf ihre Mutter ausstellen, Telefonate mit Kulik und mit Bim. Auch ins Institut musste sie noch einmal, etwas unterschreiben, etwas abgeben und etwas in Empfang nehmen.
    Am Tag des Abflugs erschien Nolik. Er war glattrasiert, sein Haar kurzgeschnitten, er trug neue, gutsitzende Jeans und einen dunkelblauen Pullover.
    »Du siehst besser aus, als hättest du in den letzten Tagen abgenommen«, sagte Sofjas Mutter.
    »Er hat bloß nicht getrunken, darum ist sein Gesicht nicht mehr so verquollen.« Sofja küsste ihn beiläufig auf die Wange. »Oho, er hat sich sogar mit einem Duftwasser besprüht.«
    Nolik holte mehrere Bücher aus seiner Tasche.
    »Sind die für mich?«, fragte Sofja.
    »Gib mir die Fotos, ich muss mir etwas ansehen«, erwiderte Nolik.
    »Nimm sie dir. Sie liegen in meinem Schreibtisch, in der obersten Schublade.«
    Die letzten beiden Stunden saß Nolik still in Sofjas Zimmer, blätterte in den Büchern und betrachtete durch eine Lupe die Fotos. Sofja war nervös und hektisch. Als sie wieder einmal ins Zimmer gelaufen kam, legte Nolik die Lupe beiseite und fragte: »Interessiert dich das alles nicht mehr?«
    »Wieso? Es interessiert mich sogar sehr. Aber ich habe den Kopf voll mit anderen Dingen. Ich gehe schließlich für ziemlich lange weg und fliege zum ersten Mal ins Ausland.«
    »Das ist es ja«, murmelte Nolik und seufzte tief.
    »Was ist los?«, fragte Sofja erstaunt. »Du scheinst dich gar nicht für mich zu freuen. Dabei hast du das Ganze doch selber initiiert, hast mir Kuliks Visitenkarte gebracht und mich gezwungen, ihn anzurufen.«
    »Ich habe nicht gedacht …«
    »Was?«
    »Dass sie dich so weit wegholen würden und für so lange. Du erzählst mir überhaupt nichts. Wie war die Begegnung mit

Weitere Kostenlose Bücher