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Bis in alle Ewigkeit

Bis in alle Ewigkeit

Titel: Bis in alle Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P Daschkowa
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in die völlige Vertierung zu treiben und dem Bösen Tür und Tor zu öffnen. Dann wird sein Reich anbrechen. Die Sonne wird schwarz, undvom einstigen Russland bleibt nur ein blutiger Fleck auf der Landkarte.«
    »Ist das ein Monolog aus deinem neuen Stück?«
    »Nein, Michail. Das ist die Realität, und die musst du zur Kenntnis nehmen. Deine Tochter erwartet ein Kind. Dein Schwiegersohn sitzt in Bychow im Gefängnis. Und du hast noch Andrej.«
    »Ljubow, das verstehe ich alles. Aber was soll ich denn tun?«
    »Von hier fliehen.«
    »Wohin?«
    »Von mir aus ans Ende der Welt, solange es nicht zu spät ist. Sag, hast du Tanja wirklich allein nach Bychow fahren lassen?«
    »Sie ist gestern aufgebrochen. Ich wollte sie natürlich nicht weglassen. Aber meinst du, ich könnte sie zurückhalten? Zum Glück reist sie nicht allein, sondern mit zwei anderen Offiziersfrauen.«
    »Trotzdem, das ist Wahnsinn, in ihrem Zustand. Michail, dein Leichtsinn bringt mich einfach um. Das sage ich dir als jemand, der dich seit vielen Jahren kennt und liebt. Du bist wie taub und blind.« Sie verstummte abrupt, errötete heftig und sah zu Agapkin.
    Er hatte die ganze Zeit schweigend in der Ecke am Fenster gesessen, Kaffee geschlürft, geraucht und taktvoll mit einer Zeitung geraschelt.

Fünfzehntes Kapitel
Moskau 2006
    Colt öffnete die Tür der Wohnung in der Brestskaja mit seinem eigenen Schlüssel. Er trat so leise ein, dass selbst der Pudel Adam ihn nicht gleich hörte und erst in den Flur gehumpelt kam, als Colt schon die Jacke ausgezogen hatte.
    Hinter ihm tauchte der Leibwächter und Pfleger auf, ein pensionierter Major der Sondertruppen mit dem Spitznamen Buton. Im Halbdunkel sah Colt die von der Tür aus auf ihn gerichtete Mündung.
    »Beruhige dich, Buton, ich bin’s.«
    »Entschuldigen Sie, Pjotr Borissowitsch, ich habe Sie nicht erkannt.« Der Major schaltete das Licht ein und senkte die Waffe. »So spät habe ich nicht mit Ihnen gerechnet. Ich bin eingeschlafen. Entschuldigen Sie.«
    Er sah verschlafen aus, sein Gesicht war verquollen, auf seiner eingedrückten Wange prangte ein Abdruck einer Kopfkissenfalte.
    »Na, wie steht’s?«, fragte Colt.
    »Geht so. Essen verweigert er, er trinkt nur Wasser. Noch einen Tag, und er muss zwangsernährt werden.«
    Colt ging ins Zimmer. Der Alte lag im Bett, bis zum Hals zugedeckt. Auf dem Nachtschrank neben ihm lag seine Kappe. In einem Glaskästchen mit einer bläulichen Flüssigkeit ruhte sein künstliches Gebiss. Colt setzte sich auf die Bettkante. Agapkin stöhnte und öffnete die Augen.
    »Fjodor, was machst du denn für ein Theater? Wir haben doch alles besprochen und waren uns einig.«
    Der Alte stöhnte noch lauter und bewegte ruckartig den Kopf.
    »Komm, ich helfe dir auf, du setzt dir die Zähne rein, und dann reden wir.«
    Colt deckte den alten Mann auf. Er war fest in weißen Stoff gewickelt wie ein Neugeborenes.
    »He, Buton, bist du bescheuert? Hast du ihm eine Zwangsjacke angezogen?«, rief Colt, drehte Agapkin vorsichtig auf die Seite und begann, ihn aufzuschnüren.
    »Ich habe mich an die Anweisung gehalten, Pjotr Borissowitsch, das ist nur zur Nacht.«
    Der Knoten ließ sich nicht lösen. Der alte Mann brummte, schmatzte und bewegte die Arme.
    »Steh nicht rum wie eine Salzsäule! Hilf mir, hol eine Schere, dann schneiden wir den Scheiß auf.«
    »Warum denn? Ich kann das aufknoten. Wissen Sie, wenn er will, kriecht er durch die ganze Wohnung, sehr gewandt und schnell. Er hat starke Arme.«
    Kurz darauf war Agapkin befreit. Colt zog ihm das weiße Hemd mit den überlangen Ärmeln über den Kopf. Buton brachte einen Flanellschlafanzug.
    Sie rieben den Alten mit einem feuchten Schwamm ab, zogen ihn um und setzten ihm das Gebiss ein. Colt assistierte Buton geschickt und schnell wie eine geübte Krankenpflegerin. Vor zehn Jahren hatte er seine todkranke gelähmte Mutter gepflegt.
    »Wer hat dir diese Anweisung gegeben? Hast du keinen eigenen Kopf? Kein Gewissen?«, knurrte Colt nervös, während sie den Greis in einen Sessel hievten.
    »Subow, dein Wachhund, der Tschekist«, antwortete Agapkin für Buton, »der hat das angeordnet. Und der hier führt es aus. Gib mir das Telefon.«
    »Da hören Sie es, Pjotr Borissowitsch«, sagte Buton, »was sollte ich da tun?«
    »Geh in die Küche und koch Kaffee. Für ihn mit Sahne, für mich schwarz und stark. Geh schon!«
    Buton entfernte sich. Colt rückte seinen Sessel näher zu Agapkin.
    »Du willst in Deutschland

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