Bis in alle Ewigkeit
ihrer Seite. Sie sieht sie jeden Tag, nimmt nolens volens Ihre Hilfe an, spürt Ihre Wärme und Anteilnahme.«
Das sagte der Meister. Und er irrte sich nie.
Der aufständische General Kornilow saß in Stary Bychow unweit von Mogiljow in Haft, im Gebäude des Mädchengymnasiums, das zum Gefängnis umfunktioniert worden war. Zusammen mit einer kleinen Gruppe ihm treu ergebener Offiziere, darunter auch Oberst Danilow.
Pawel Danilow hatte für sich von Anfang an keine andere Alternative gesehen. Mitte August, vor der Reise ins Hauptquartier, hatte er ein unangenehmes Gespräch mit General Brussilow gehabt. Der Alte hielt Kornilow für einen Abenteurer, der weder sein eigenes Leben schonte noch das anderer.
»Sie haben eine junge Frau. Soviel ich weiß, erwartet sie ein Kind? Reichen Sie Ihren Abschied ein. Die Katastrophe kann jeden Moment hereinbrechen. Russland werden Sie kaum retten, aber Ihre Familie können und müssen Sie schützen«, hatte der General Danilow geraten.
Danilow hatte zwar das bedrückende Gefühl, dass der alteGeneral recht hatte, aber er wusste: Wenn er das täte, wenn er diese letzte Chance nicht nutzte, würde er sich das nicht verzeihen, solange er lebte.
Kornilow, der nach Brussilow Oberkommandierender geworden war, hatte in kurzer Zeit vieles erreicht. Ja, seine Methoden waren hart, aber es waren die einzig wirksamen. Kornilow reiste nicht wie sein Vorgänger durch die aufständischen Regimenter, um mit den Soldaten zu reden, sie zu überzeugen, zu überreden. Er führte für Mord, Raub und Vergewaltigung in der Armee die Todesstrafe ein. Die Täter wurden öffentlich aufgehängt und blieben mehrere Tage hängen. Das hatte eine starke Wirkung. Ende Juli verbesserte sich die Disziplin. Doch auch die Aktivität der Sowjets nahm zu. Die Bolschewiki strebten an die Macht und fegten dreist und brutal alles beiseite. Die Rechten waren verwirrt, bekämpften sich gegenseitig, suchten nach Schuldigen.
Der Abschied von Tanja fiel Danilow unerträglich schwer. Sie versuchte nicht, ihn zurückzuhalten, er hörte von ihr nicht ein Wort des Vorwurfs.
»Im November ist alles vorbei. Ich bin wieder zurück, wenn du entbindest.«
»Natürlich.« Sie küsste und bekreuzigte ihn. »Ich werde einfach nicht entbinden, ehe du wieder da bist.«
Nach der Niederschlagung von Kornilows Putschversuch und der Verhaftung der militärischen Elite traten sämtliche Minister der Provisorischen Regierung zurück.
»Er erfüllt einen Auftrag der Loge«, sagte Ljubow Sharskaja über Kerenski, »das ist Teil einer weltweiten Verschwörung dunkler Mächte. Die Bolschewiki sind Dämonen. Er macht den Weg für sie frei. Wir müssen Russland bei der ersten Gelegenheit verlassen. Mit diesem Land ist es aus.«
Sweschnikow trank mit Genuss den frischen echten Kaffee,den Ljubow mitgebracht hatte. Die hübsche Blechdose mit den brasilianischen Bohnen war ein königliches Geschenk zu seiner Genesung. Aus diesem Anlass hatte Awdotja sogar ihre eiserne Zuckerreserve aus der Truhe geholt.
Der starke süße Kaffee war so gut, dass Sweschnikow ihn nicht mit dummen Reden verderben mochte. Aber Ljubow lechzte nach Polemik und war beleidigt, wenn er schwieg. Also musste er reden.
»Kerenski hat keinen speziellen Auftrag. Eitelkeit, Hysterie und Ambitionen – das sind seine dunklen Mächte. Aber das ist keine weltweite Verschwörung, das ist in ihm selbst, in seinem kranken kleinen Kopf. Wie jeder Übergangsherrscher und Usurpator berauscht er sich an der Macht. Er ist ein Nichts, das unvermittelt in unglaubliche Höhen gelangt ist. Und nichts fürchtet er mehr, als zu stürzen, er braucht Unterstützung. Die Angst raubt ihm den Verstand. Er spürt, welch gewaltigen Einfluss diese verfluchten Sowjets im Moment auf die Massen haben, und will es ihnen recht machen.«
»Aber du wirst doch wohl nicht leugnen, Michail, dass er ein Freimaurer ist, wie sie alle – Nekrassow, Fürst Lwow.«
»Na und? Die Zugehörigkeit zur Loge macht keinen Menschen klüger, gebildeter, mächtiger. Ganz im Gegenteil, die geheimen Rituale erschüttern die Nerven, wecken die Illusion von Allwissenheit und führen zu ausgeprägtem missionarischem Wahn. Alle diese ›Eingeweihten‹, ›Initiierten‹ wären auf ihren Ministerposten wohl kaum so jämmerlich und hilflos, wenn sie tatsächlich im Namen einer weltweiten Verschwörung handelten.«
»Aber das ist doch der Sinn ihres geheimen Auftrags – alles zu erschüttern und zu zerstören, die Volksmassen
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