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Bis in alle Ewigkeit

Bis in alle Ewigkeit

Titel: Bis in alle Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P Daschkowa
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»Erklär es mir vernünftig.«
    Der Greis griff nach seiner Tasse, trank den letzten SchluckKaffee, leckte sich die Lippen, schmatzte und knurrte so leise, dass Colt näher heranrücken musste.
    »Ich hab dich gewarnt, dass ihr Dmitri nicht mit Geld kommen sollt. Dass er nicht käuflich ist. Er ist aus anderem Holz. Ein anderer Genotyp. Hast du alle Mitschnitte gehört?«
    »Ja.«
    »Auch den vom letzten Gespräch?«
    »Nein. Das letzte Gespräch konnte nicht mitgeschnitten werden.«
    »Der Akku war leer?« Der Greis lachte unschön.
    »Ja, stell dir vor.«
    »Erstaunlich. Dein Wachhund ist immer so ordentlich, so akkurat, und plötzlich vergisst er vor dem wichtigsten Treffen, sein kleines Gerät aufzuladen. Na ja, sowas kommt vor.«
    »Schluss, es reicht!« Colt wurde wütend. »Ich höre mir deine Andeutungen nicht an. Ich soll Iwan verdächtigen? Nein, das werde ich nicht. Dafür sehe ich keinen Grund und kein Motiv. Warum sollte er so ein Risiko eingehen? Er ist ein vernünftiger und besonnener Mann. Meinst du, er hat Lukjanow im Restaurant Gift gegeben? Es ihm ins Essen oder ins Glas getan? Wie stellst du dir das vor? Das ist doch lächerlich, wirklich!«
    Der Greis schloss die Augen und bewegte die Lippen. Colt beruhigte sich allmählich, trat zu ihm, zog die heruntergerutschte Decke wieder hoch, kraulte Adam hinterm Ohr und sah Agapkin ins Gesicht.
    »Na? Du schweigst? Keine Argumente mehr?«
    »Genug, Pjotr. Geh jetzt«, murmelte der Greis mit geschlossenen Augen, »geh nach Hause. Ich möchte schlafen. Sag diesem Trottel, er soll mich ins Bett bringen und mir morgen früh das Telefon und den Computer geben.«
    Colt bekam kein Wort mehr aus Agapkin heraus. Er brachteihn ins Bett und wies Buton im Flur leise an, Agapkin das Telefon unter keinen Umständen zu geben. Den Computer könne er haben, aber ohne Internetzugang.
Moskau 1917
    Tanja kehrte aus Stary Bychow ruhig und beinahe glücklich zurück. Ihr Mann war gesund. Die Bedingungen im Gefängnis waren recht erträglich, die Verpflegung nicht schlecht, und alles, was sie mitgebracht hatte – Zwieback, Eier, Schinken, die Konfitüre der Kinderfrau – hatte sie auf Danilows Drängen in seinem Beisein selbst essen müssen. Er hatte gesagt, sie sei schrecklich dünn geworden und sehe mit ihrem riesigen Bauch aus wie ein rachitisches Kind.
    »Er hat mir zu essen gegeben und gejammert, als säße nicht er im Gefängnis, sondern ich. Er ist dort in guter Gesellschaft. Die besten Generale wurden zu ihnen verlegt, Denikin, Erdeli, Lukomski, Markow und Orlow. Sie bekommen ständig Besuch, Freunde, Angehörige, Delegationen vom Kosaken- und vom Offiziersverband. Sie werden von vielen unterstützt, im Grunde ist das gesamte russische Offizierskorps auf ihrer Seite. Die interne Bewachung stellen Tekinzen, sie sind Kornilow treu ergeben. In der Stadt stehen polnische Truppen. Die Bahnstation passieren ständig Soldatentransporte, manchmal halten sie an, versuchen das Gefängnis zu stürmen, mit der Konterrevolution abzurechnen, aber dann bringen die Polen ihre Maschinengewehre in Stellung, einige Male haben sie sogar das Feuer eröffnet.«
    Im Wohnzimmer saßen Brjanzew und Ljubow Sharskaja, die gekommen waren, um Tanjas Bericht zu hören.
    »Das Tekinzenregiment, das ist natürlich wunderbar, und die Polen sind Prachtkerle«, sagte Brjanzew.
    »Tanja, sag mal, wie denken sie dort über die Zukunft? Was haben sie für Pläne? Ich habe gelesen, sie bereiteten die Flucht vor«, sagte Brjanzew.
    »O nein, den Gefallen werden sie Kerenski nicht tun. Nein, niemand hat vor zu fliehen. Sie warten auf einen öffentlichen Prozess gegen Kornilow und seinen Freispruch.«
    »Ja, das wäre für die Armee und für ganz Russland die beste Variante«, sagte Brjanzew. »Sie alle müssen selbstverständlich freigesprochen werden. Tanja, wann ist es bei dir eigentlich so weit?«
    »Wir rechnen mit Mitte November«, antwortete Sweschnikow für sie.
    »Nun, ich denke, Ihr Danilow wird eher heimkehren«, sagte Ljubow überzeugt.
    Noch eine ganze Woche lang musste Tanja ihren Bericht über die Reise nach Bychow wiederholen. Alle interessierten sich für das Schicksal der Gefangenen – die Medizinstudentinnen, Andrejs Mitschüler vom Gymnasium, Soja Wels, die nun Reithosen, Stiefel und einen gutgeschnittenen Militärmantel trug, ja, selbst die jungen Hutmacherinnen aus dem Atelier von Madame Cottie, denen Tanja morgens vorm Haus begegnete.
    Über die Generale und Offiziere in Bychow

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