Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Bis in alle Ewigkeit

Bis in alle Ewigkeit

Titel: Bis in alle Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P Daschkowa
Vom Netzwerk:
Papiere bei sich gehabt und müsse identifiziert werden.«
    »Erstaunlich« – Agapkin lächelte bemüht –, »ich hätte nicht gedacht, dass heutzutage noch jemand Morde untersucht. Sie geschehen doch zu Dutzenden, zu Hunderten, jeden Tag, in ganz Russland, und das vollkommen ungestraft.«
    Tanja verzog das Gesicht wie vor Schmerzen und biss sich auf die Lippe.
    »Dann habe ich gehört, wie der Gerichtsmediziner sagte,Haare und Bart seien gefärbt. In Wirklichkeit sei der Tote ganz hellblond gewesen, fast ein Albino.«
    »Mal angenommen, es war wirklich Chudolej«, sagte der Professor langsam und knetete seine Papirossa, »was wäre dann zu tun?«
    »Nichts.« Agapkin zündete ein Streichholz an und gab dem Professor Feuer. »Und wenn jemand etwas tun muss, dann ganz bestimmt nicht Tanja.«
    »Aber wenn er nun überhaupt nicht identifiziert wird?« Tanja griff wieder nach der Zuckerzange. »Der Herr mit den Narzissen, erinnert ihr euch, von dem ich erzählt habe?«
    »Welcher Herr?« Sweschnikow sah erstaunt erst sie, dann Agapkin an.
    »Ich glaube, gleich verheddern wir uns endgültig. Jetzt fehlt uns Ossja mit seiner detektivischen Phantasie.«
    »Apropos«, flüsterte Tanja erschrocken, »erinnert ihr euch an den unangenehmen Lackaffen mit dem Schnurrbart? Nikiforow hieß er, glaube ich. Er hat sich als Künstler vorgestellt, er hatte den Dachboden bei Madame Cottie gemietet und durch ein Fernglas unsere Fenster beobachtet.«
    »Er ist längst ausgezogen. Wie kommst du plötzlich auf ihn?«, fragte Sweschnikow.
    »Ossja hat in seinem letzten Brief geschrieben, dass er ihn in Jalta gesehen hat.«
    »Durchaus möglich. Na und?«
    »Ich weiß nicht.« Tanja runzelte die Stirn. »Er hatte doch auch irgendwie mit Chudolej zu tun.«
    »Wenn diese Geschichte Sie so sehr beunruhigt, Tanja, dann erlauben Sie, dass ich Erkundigungen einziehe, ich werde ins Leichenschauhaus gehen und zur Polizei. Schließlich kannte ich Georgi Tichonowitsch besser als Sie. Und Sie sollten diese unangenehme Episode einfach vergessen.«
    Agapkin sprach ruhig und sicher. Sweschnikow schaute ihn dankbar an und sagte, er habe völlig recht, und sie sollten nicht mehr auf das Thema zurückkommen.
    Aber drei Tage später fragte Tanja Agapkin, ob er sich erkundigt habe, ob er bei der Polizei gewesen sei. Er sah ihr offen in die Augen und antwortete, er habe nun Gewissheit: Georgi Chudolej sei bereits im Februar in seine Heimat zurückgekehrt, nach Tomsk. Der Leichnam mit der aufgeschlitzten Brust und den gefärbten Haaren sei als unbekannter Toter in einem Massengrab beerdigt worden.
    »Wenn Sie noch immer Zweifel plagen, besorge ich die Adresse, dann können Sie nach Tomsk schreiben – allerdings funktioniert die Post zur Zeit miserabel.«
    »Nein, danke, nicht nötig.«
    Sehr bald war die Geschichte vergessen. Der Professor bekam eine Angina. Eine Woche lang hatte er hohes Fieber. Er ließ Tanja nicht an sich heran – er hatte Angst, sie könnte sich anstecken. Agapkin pflegte ihn. Die Kinderfrau Awdotja besorgte wie durch ein Wunder frische Milch, holte ein Glas Lindenblütenhonig aus ihren gut gehüteten geheimen Vorräten und kochte Tee aus Kamillenblüten und getrockneten Himbeeren.
    Der Professor lag in seinem Arbeitszimmer auf dem Sofa, schlief viel und las. Agapkin hörte mehrmals am Tag seine Lungen ab, ließ ihn gurgeln, flößte ihm löffelweise Mixturen ein und gab ihm diverse Pülverchen.
    Agapkin hätte inzwischen längst eine Wohnung für sich finden können, zögerte seinen Auszug jedoch hinaus. Im Hause der Sweschnikows hatten sich alle an ihn gewöhnt, selbst die alte Kinderfrau knurrte ihn nicht mehr an. Er machte sich stets nützlich und wurde gebraucht. Seine Anwesenheit war keine Last, sondern eine Erleichterung. Er schaffte es immer, frische Lebensmittel zu besorgen, Eier, Butter, Wurst, und er kümmertesich um den Kontakt zum Hauskomitee, das der Hauswart Sulejman leitete, und dafür war ihm Sweschnikow besonders dankbar.
    Wenn sie zusammen im Wohn- oder im Esszimmer saßen, fühlte er sich als vollwertiges Familienmitglied, als Tanjas Ehemann. Sie liebte ihn und trug sein Kind aus. Gleich würde sie zu ihm treten, ihn umarmen, ihre Wange an seine legen. Es gab keinen Danilow, er war dort geblieben, in dem bösen Traum, verschwunden im Pulverqualm, unter den Bajonetten und Stiefeln der vom Blut berauschten Soldaten.
    »Disciple, Sie dürfen nicht aufgeben. In dieser schweren Zeit ist er weit weg, Sie dagegen sind an

Weitere Kostenlose Bücher