Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Bis in alle Ewigkeit

Bis in alle Ewigkeit

Titel: Bis in alle Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P Daschkowa
Vom Netzwerk:
Fröste. Ob dann wohl geheizt wird? Hören Sie, es donnert schon wieder. Das ist kein Gewitter, das sind Kanonen.«
    »Ja, wahrscheinlich. Andrej sollte heute lieber nicht ins Gymnasium gehen und Tanja nicht in die Universität.«
    »Nein, lieber nicht«, echote der Professor und zuckte bei einem erneuten Grollen zusammen.
    Die Flamme des Spirituskochers brannte fröhlich, und Agapkin nahm Zucker und zwei Roggenfladen aus dem Büfett.
    »Michail Wladimirowitsch, was ich Sie noch fragen wollte. Was meinen Sie, warum sind meine drei Ratten gestorben, warum hat nur die vierte überlebt, der Sie das Präparat gespritzt haben? Es war doch die gleiche Lösung, aus derselben Flasche. Was habe ich falsch gemacht?«
    »Sie hatten Angst vor dem Wurm.« Der Professor lachte und schüttelte den Kopf. »Oder er hatte Angst vor Ihnen. An mich sind sie gewöhnt, mit Ihnen hatten sie zum ersten Mal zu tun.«
    »Merkwürdig.« Agapkin runzelte die Stirn. »Haben Sie keine andere Erklärung?«
    »Nein. Vorerst nicht. Auch bei mir haben nicht alle überlebt. Was spielt es für eine Rolle, wer das Präparat spritzt? Alles hängt vom Organismus des Tieres ab. Ob er dem Parasiten gefällt oder nicht. Das ist entscheidend. Passen Sie auf, das Wasser kocht.«
    Agapkin brühte frischen Tee auf. Bei einem erneuten Donnerschlag zuckte er zusammen und hätte sich beinahe die Hand verbrüht.
    »Ich versuche immer noch, die Geschichte unseres Wurms zu erforschen«, fuhr der Professor fort. »Wissen Sie, das Haus gegenüber ist sehr alt, es wurde Ende des achtzehnten Jahrhunderts gebaut und hat den großen Brand 1812 überstanden. Vor langer Zeit lebte darin ein seltsamer Mann, Nikita Semjonowitsch Korob, Ethnograph, Historiker und Reisender. Er hat zwei ausgedehnte Forschungsreisen an den östlichen Rand von Russland unternommen, in die Wudu-Schambala-Steppen.Dort leitete er Ausgrabungen auf den Ruinen des Heiligtums des alten Gottes Sonorch. Des Herrn der Zeit. Der Mythos behauptet, die Sonorch-Priester seien zwei- bis dreihundert Jahre alt geworden. Bei seiner zweiten Expedition hat Korob eine alte Grabkammer entdeckt. Aber er hat wohl keine Schätze gefunden, kein Gold und keine Edelsteine. Nur Schädel und Knochen.«
    Der Professor sprach, als wollte er mit seinem hastigen pfeifenden Flüstern den Geschützlärm übertönen. Agapkin rutschte auf seinem Stuhl hin und her.
    »Das ist es also. Und ich habe mich gefragt, was Sie mit den alten Büchern dieses Nikita Korob wollten.«
    »Sie haben sie auf meinem Schreibtisch gesehen?« Der Professor lächelte verschmitzt.
    »Ja, ganz zufällig.« Agapkin errötete leicht. »Meinen Sie, er hat etwas nach Moskau mitgebracht?«
    »Möglich. Allerdings erwähnt er das in seinen Büchern mit keinem Wort. Bald nach der zweiten Expedition ist Korob gestorben.«
    »Das heißt, unter dem Zeug, das Madame Cottie weggeworfen hat, könnten alte Gebeine gewesen sein?«
    »Möglich.« Der Professor nickte. »Als ich in Deutschland arbeitete, wurden einige Arbeiter von archäologischen Ausgrabungen in die Universitätsklinik eingeliefert. Sie hatten sich mit einem unbekannten Parasiten infiziert. Das passiert hin und wieder. Ich habe Ihnen ja erzählt, dass man mitunter in den Überresten von Mammuts lebensfähige Zysten findet. Aber ob sich im Keller Korobs alte Schätze befanden oder nicht, ist jetzt ohnehin egal. Madame Cottie hat alles weggeworfen.«
    »Und die Priester?«, fragte Agapkin kaum hörbar. »Wo sind die geblieben?«
    »Wollen Sie etwa nach ihnen suchen? Meinen Sie nicht, dass wir da in ein metaphysisches Dickicht geraten? Bald lassen wir noch Teller kreisen wie Herr Bublikow.«
    Draußen ertönten ganz in der Nähe Rufe und Getrappel. Mehrere Schüsse knallten. Tanja erschien in der Küche.
    »Papa, Fjodor Fjodorowitsch, ihr seid zu Hause, was für ein Glück. Ich weiß gar nicht, wie ich in dieser Nacht einschlafen konnte.«
    »Setzen Sie sich zu uns, Tanja, ich schenke Ihnen Tee ein«, sagte Agapkin.
    »Ja, danke. Am späten Abend, als ihr noch im Lazarett wart, ist Pawel vorbeigekommen, nur für ein paar Minuten.«
    »Er ist zurück aus Bychow?«, fragte der Professor.
    »Ja doch, ja. In Petrograd haben die Bolschewiki das Telegrafenamt besetzt, die Telefonzentrale, die Bahnhöfe und die Brücken. Sie haben bereits das Winterpalais eingenommen und die Provisorische Regierung gestürzt. Ganz Petrograd ist in den Händen der Bolschewiki. Jetzt haben sie den Kreml besetzt und das Waffenarsenal.

Weitere Kostenlose Bücher