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Bis in alle Ewigkeit

Bis in alle Ewigkeit

Titel: Bis in alle Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P Daschkowa
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›Temple‹ auf dem Twerskoi-Boulevard getroffen hat?«
    Die Scheinwerfer eines entgegenkommenden Autos beleuchteten Subows Gesicht. Er schaute Sofja an. Seine Augen, seine Haare und seine Lippen wirkten gegen den gebräunten Teint fast weiß, wie ein Negativ.
    »Sofja Dmitrijewna«, er räusperte sich heiser, »ich glaube, Sie haben mich ein wenig missverstanden. Weder Sie noch Ihr Vater wurden observiert. Und wir haben auch keine Agenten nach Australien geschickt, um Ihre Mutter zu beobachten.«
    »Entschuldigen Sie. Ich verstehe. Ich dachte nur, dass Sie es vielleicht zufällig wissen. In der Nacht nach jenem Essen ist mein Vater nämlich gestorben.«
    »Ach ja? Und er hat Ihnen nicht erzählt, wer ihn ins Restaurant eingeladen hatte und warum?«
    »Nein. Er wollte es mir am nächsten Morgen erzählen. Und er war sehr besorgt und angespannt.«
    »Vielleicht ging es ihm einfach nicht gut, weil er müde war und Herzschmerzen hatte.«
    »Sein Herz war gesund«, murmelte Sofja leise und drehte sich weg, »er hat sehr auf seine Gesundheit geachtet. Er hatGymnastik gemacht, Vitamine genommen und war fast nie krank. Und dann isst er eines Tages mit irgendwem im Restaurant und stirbt anschließend. Ist das nicht merkwürdig?«
    »Das heißt, Sie haben den Verdacht, dass Ihr Vater keines natürlichen Todes gestorben ist? Aber aus welchem Grund? Hatte Ihr Vater Kontakte zu Kriminellen? Zur Schattenwirtschaft? Hat er riskante journalistische Recherchen betrieben? Bei der Spionageabwehr gearbeitet? Wenn ich nicht irre, war er fast siebzig?«
    Sofja wusste selbst nicht, warum sie dieses seltsame Gespräch begonnen hatte. Womöglich lag es am Anblick der nächtlichen Stadt. Sie erinnerte sich, dass ihr Vater den gleichen Flug genommen hatte, vermutlich war auch er mit dem Taxi hier entlanggefahren, hatte diese Villen, den Park und die Hafenkräne gesehen. Nach der Gästekarte zu urteilen, war er erst am nächsten Tag auf Sylt angekommen. Also hatte er in Hamburg übernachtet. Wo wohl?
    »Hotel ›Viktoria‹!«, verkündete der Taxifahrer feierlich und hielt vor einem hellerleuchteten klassizistischen Gebäude.
    Über dem Eingang entdeckte Sofja einen leuchtenden Halbkreis aus vier Sternen. Die Hotelhalle erinnerte sie an das Restaurant, in dem sie sich mit Kulik und Subow getroffen hatte. Teppiche, Marmor, Spiegel in vergoldeten Rahmen, frische Blumen, weiche Ledersessel und -sofas, in denen man versank und aus denen man nicht wieder aufstehen mochte. Es roch auch genauso – nach teurem Parfüm, gutem Kaffee und schweren Zigarren. Nur waren die Spiegel hier nicht so erbarmungslos, Sofja wirkte darin nicht wie ein klägliches verschrecktes Aschenputtel, im Gegenteil, ihr Spiegelbild gefiel ihr. Und anstelle eines stiernackigen Wachmanns stand hier ein Portier in einer roten Uniform und mit buschigem grauem Backenbart, der Sofja freundlich begrüßte und anlächelte.
    Überhaupt lächelten hier fast alle. Die junge Frau an der Rezeption, der junge schwarze Hoteldiener, der Sofja den Koffer abnahm, die hochgewachsene Dame im Lift mit dem hellblauen Bubikopf.
    Sofjas Zimmer lag in der siebten Etage, Subows in der fünften.
    »Ich erwarte Sie in einer halben Stunde unten, dann gehen wir essen«, sagte er und schob ihr ein paar Münzen in die Hand. »Hier, für das Trinkgeld – Sie haben bestimmt kein Kleingeld dabei.«
    Die Teppiche auf dem Flur machten die Schritte fast geräuschlos. Der Hoteldiener schob die Schlüsselkarte in den Schlitz, schaltete das Licht ein, erstrahlte in einem zauberhaften Lächeln, bedankte sich freudig für das Trinkgeld und ging. Sofja war allein und erstarrte mitten in dem geräumigen Zimmer.
    Dunkle Jugendstilmöbel mit geschwungenen Füßen, mit blauem Samt bezogene Sessel, Vorhänge aus dem gleichen Material mit schweren Goldtroddeln und ein ebensolcher Überwurf auf dem Bett. Zwischen den beiden Fenstern ein hübscher kleiner Sekretär mit vielen Schubfächern und ausklappbarer Schreibplatte. Eine weiche, sanfte Stille. Kein Laut, kein Geräusch.
    Sofja setzte sich auf die Bettkante, kniff die Augen zu und vernahm plötzlich ruhige, idyllische Musik. Der Fernseher hatte sich selbsttätig eingeschaltet.
    »Herzlich willkommen, Frau Lukjanowa! Wir freuen uns, Sie im Hotel Viktoria begrüßen zu dürfen! Wir wünschen Ihnen einen angenehmen Aufenthalt!«, stand auf dem Bildschirm, auf Deutsch und auf Englisch.
    »Danke«, sagte Sofja, fand die Fernbedienung und schaltete den Fernseher aus.
    Auf dem

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