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Bis in alle Ewigkeit

Bis in alle Ewigkeit

Titel: Bis in alle Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P Daschkowa
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Ihr Stab befindet sich auf dem Skobelew-Platz. Die Unseren sitzen in der Alexander-Schule in der Snamenka. Moskau hält sich vorerst noch, Moskau wird verteidigt.«
    »Von wem?«, fragte Agapkin leise.
    »Von den Fahnenjunkern«, antwortete Tanja.
    »Die Fahnenjunker sind Kinder«, sagte Sweschnikow, »wer ist da noch?«
    »Eine Abteilung Leutnants und die Absolventinnen der Fahnenjunkerschule, achtzehn junge Frauen. Und Studenten, Gymnasiasten der oberen Klassen, Lehrer, Schauspieler. Erwachsene professionelle Militärs sind nur wenige dabei. Pawel ist dort, sie wollen von der Schule zum Kreml und zum Skobelew-Platz. Wahrscheinlich sind sie schon unterwegs. Hört ihr, es wird geschossen, ganz in der Nähe.«
    Sweschnikow stand plötzlich auf, küsste Tanja auf die Stirn und verließ die Küche.
    »Papa, wo willst du hin?«
    »Michail Wladimirowitsch!«
    Beide, Agapkin und Tanja, rannten ihm nach. Er ging in sein Arbeitszimmer und nahm seinen Revolver und eine Schachtel Patronen aus der Schreibtischschublade.
    »Papa, nicht, bitte!«
    »Michail Wladimirowitsch, ich lasse Sie nicht gehen, Sie können nicht gut schießen, was hat das für einen Sinn? Sie sind ein großer Wissenschaftler, Russland braucht Sie. Sie sind Vater, Sie werden bald Großvater. Ich werde gehen, Sie dürfen nicht Ihr Leben riskieren!«
    Aus dem Kinderzimmer kam der erschrockene Andrej im Nachthemd gelaufen. Agapkin hielt Sweschnikows Arm fest. Tanja stand in der Tür.
    »Fjodor, lassen Sie mich los. Tanja, lass mich durch. Ich kann nicht zu Hause sitzen. Ich kann nicht mehr. Versteht mich bitte und verzeiht. Tanja, ich bitte dich, geh beiseite.«
    Andrej lief wortlos in sein Zimmer und kam kurz darauf zurück, vollständig angezogen, in seiner Gymnasiastenuniform.
    »Papa, ich komme mit.«
    »Nein. Du bleibst zu Hause, bei Tanja. Fjodor, wenn Sie wollen, können Sie mich begleiten. Haben Sie eine Waffe?«
    Die Pistole, die Agapkin vor einiger Zeit dem Dichter Syssojew abgenommen hatte, lag noch immer in seiner Tasche. Bereits im August hatte er sich eine Packung Patronen dafür besorgt und trug sie seit einigen Tagen stets bei sich.
    »Ja, Michail Wladimirowitsch. Ich habe eine Waffe. Aber ich gehe allein. Sie sind im Moment viel zu aufgeregt. Ihre paar Revolverschüsse werden die Bolschewiki nicht besiegen, aber Ihre Kinder könnten den Vater verlieren. Es besteht kaum eineChance, auch nur bis zur Alexander-Schule zu gelangen. Hören Sie, was da draußen los ist?«
    In der Tat wurde nun in unmittelbarer Nähe geschossen, direkt unter ihren Fenstern. Die Wände schienen zu beben.
    »Fjodor, holen Sie Ihre Waffe und kommen Sie«, sagte der Professor. »Andrej, du bleibst bei deiner Schwester. Schließt die Tür ab und geht nicht ans Fenster.«
    Tanja stand nicht mehr in der Tür. Sie war zurückgewichen und lehnte an der Wand. Sweschnikow küsste und bekreuzigte sie und Andrej und ging rasch, ohne sich noch einmal umzusehen, mit Agapkin hinaus.
Hamburg 2006
    »Es ist scheußliches Wetter, Sie sind müde, und ich, ehrlich gesagt, auch. Eine Stadtbesichtigung lohnt heute bestimmt nicht. Wenn Sie wollen, können Sie ja an ihrem nächsten freien Wochenende herkommen. Apropos – wie entspannen Sie sich am liebsten?«
    »Zu Hause auf dem Sofa, mit einem Buch.«
    Auf der Fahrt vom Flughafen kamen sie an schönen, hellerleuchteten Villen vorbei. Parallel zur Straße verlief ein Fahrradweg. Sofja hatte den Eindruck, dass mehr Fahrräder unterwegs waren als Autos.
    »Wie kommt es, dass Sie noch nie im Ausland waren?«
    »Ich weiß nicht. Meine Mutter hat mich oft eingeladen, sie in Sydney zu besuchen, aber das ist sehr teuer. Mein Vater wollte mich zu einem Symposium nach Paris mitnehmen, aber da hatte ich eine dringende Arbeit, und außerdem ist auch das ziemlich teuer.«
    »Sie können von hier aus für ein paar Tage nach Paris fliegen,wenn Sie möchten. Und hierher, nach Deutschland, wollte Ihr Vater Sie nicht mitnehmen?«
    »Nein, natürlich nicht. Das wäre unpassend gewesen, er hat einen ehemaligen Doktoranden besucht.«
    Sofja sah aus dem Fenster. Das Villenviertel war zu Ende. Draußen glitten nasse, von Scheinwerfern angeleuchtete Bäume eines Boulevards vorbei, hinter dem die hohen Kräne im Hafen aufragten.
    Sie drehte sich zu Subow um und fragte: »Sagen Sie, Iwan Anatoljewitsch, wenn Sie mich fast ein Jahr lang so eingehend überprüft haben, vielleicht wissen Sie ja dann auch, mit wem sich mein Vater am Abend des 27. November im Restaurant

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