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Bis in alle Ewigkeit

Bis in alle Ewigkeit

Titel: Bis in alle Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P Daschkowa
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gewöhnlichen physiologischen Glukoselösung eingeführt. Erst unmittelbar in die Epiphyse, dann einfach in die Vene. Der Parasit findet über das Blut rasch den Weg in die Epiphyse, legt dort Eier ab und stirbt.Sein Lebenszyklus beträgt rund sieben Tage. Vermutlich sondert er eine Substanz ab, die den gesamten Hormonhaushalt und die Zellstruktur des Organismus verändert. Alle Versuchstiere hatten sieben Tage lang hohes Fieber, und danach gab es diesen seltsamen Verjüngungseffekt.«
    »Was geschieht dann mit den Zysten? Wann erscheinen die Nachkommen?«, fragte Tanja heiser.
    »Bislang habe ich keine Nachkommen gesehen. Die Zysten schließen sich in eine Kalziumkapsel ein und fallen in Anabiose. Aber sie können jederzeit aufwachen.« Der Professor verstummte und sah Tanja an.
    Sie saß nach wie vor neben Ossja und hielt seine Hand. Sweschnikow kam es vor, als wäre seine Tochter in dieser Nacht um zehn Jahre gealtert. Ihre Wangen waren eingefallen, die Nase spitz geworden, ihr Blick härter, die Lippen trockener.
    »Parasiten töten ihren Wirt nicht. Warum sollten sie ihr eigenes Haus zerstören? Du selbst hast mir von der Symbiose erzählt«, sagte sie mit matter, fremder Stimme.
    »Ja, manchmal kann der Organismus des Wirts die Vermehrung des Parasiten regulieren. Aber nur ein gesunder, starker Organismus. Eine Symbiose ist ein sehr fragiles Gleichgewicht. Was, wenn der Parasit sich in großer Menge vermehrt und den Wirt tötet?«
    »Aber er lebt doch nur in der Epiphyse. Nicht im Blut und auch nicht in der Hirnrinde. Das hast du doch gesagt, oder?«
    »Ja. Aber ich bin nicht sicher.«
    Eine Weile schwiegen sie, ohne einander anzusehen. Sweschnikow zermalmte eine Papirossa. Tanja stand auf, trat hinter ihn, schlang ihre Arme um seine Schultern und küsste ihn auf den Kopf.
    »Ich verstehe dich, Papa. Ich könnte sagen: Lass uns noch einen Monat warten, ein halbes Jahr, ein Jahr. Bis du noch viele Versuchegemacht, beobachtet und studiert hast. Aber du weißt, wir haben nicht einmal mehr Tage. Höchstens Stunden. Wo ist dein Präparat? Zu Hause, im Labor? Ich hole es und tue es selbst.«
    »Allein findest du es nicht.« Sweschnikow erhob sich schwerfällig vom Stuhl. »Bleib hier sitzen. Warte. Ich beeile mich. Achte auf seinen Puls.«
    Zu den Ruinen fuhren sie nicht im Cabrio, sondern in einem geschlossenen kleinen Jeep. Tamerlanow trug statt des weißen Anzugs Jeans und ein Hawaiihemd. Auch Colt hatte sich umgezogen und fühlte sich nun ganz frei.
    Die Straße war wesentlich schlechter als die vom Flugplatz. Mehrmals hüpfte der Jeep in Schlaglöchern so heftig, dass sich Colt beinahe die Zungenspitze abbiss. Diesmal wurden sie nicht von Motorrädern begleitet. Der Gouverneur fuhr seelenruhig allein durch seine Besitztümer.
    Sie hatten die Hauptstadt hinter sich gelassen, eine öde staubige Stadt voller grauer Steinkästen, geschmückt mit Büsten, Skulpturen und riesigen Porträts des Gouverneurs.
    Ringsum lag eine endlose Ebene, nichts, woran sich der Blick festhalten konnte. Bunte Flecke früher Steppenblumen flogen vorbei, hin und wieder jagten in der Ferne mit bedrohlichem Getrappel Pferdeherden dahin. Kein einziges Auto begegnete ihnen.
    Am Horizont tauchte etwas Weißes auf, wie ein Haufen Zuckerbrocken.
    »Da sind sie, die Ruinen«, sagte der Gouverneur.
    Als sie näher kamen, entdeckte Colt drei Zelte, einen kleinen Generator und einen Laster mit einem Wassertank. In dem weißen Steinhaufen bewegten sich Menschen. Der Jeep hielt. Aus einem Zelt trat eine große schlanke Frau um die vierzig in einer bis an die Knie aufgekrempelten weiten hellen Hose undeinem Männerhemd. Die dunklen, graumelierten Haare hatte sie zurückgekämmt und zu einem Pferdeschwanz gebunden. Sie lächelte den Gouverneur an, er drückte ihr die Hand und stellte ihr Colt vor.
    Die Frau hieß Jelena Alexejewna Orlik.
    »Doktor habil«, flüsterte der Gouverneur Colt zu, »die beste Spezialistin für alte Kulturen in ganz Russland.«
    Ihr Telefon klingelte. Sie entschuldigte sich und antwortete lebhaft auf Französisch. Colt registrierte, dass sie ein Satellitentelefon hatte, und bedauerte, dass er nur ein normales Mobiltelefon mitgenommen hatte. Hier war kein Netz.
    »Na, was habt ihr ausgebuddelt, ihr gelehrten Leute?«, fragte Tamerlanow, als sie aufgelegt hatte. »Erzählen Sie uns bitte davon, zeigen Sie es uns, führen Sie uns herum.«
    »Herumführen – ich weiß nicht. Davon rate ich Ihnen ab. Wir müssten tief hinunter,

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