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Bis in alle Ewigkeit

Bis in alle Ewigkeit

Titel: Bis in alle Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P Daschkowa
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Gesicht, dass ihm die Augen tränten. Vor und hinter ihnen jagten Motorradfahrer mit weißgelben Helmen dahin.
    »Sie heißt Tina«, schrie Tamerlanow, um Motorengeheul und Wind zu übertönen. »Ihre Mutter ist Lettin, ihr Vater ein Einheimischer. Sie könnte dich aufheitern, ich sehe doch, du hast traurige Augen.«
    »Danke, German. Das Mädchen ist eine Pracht, aber für mich ist sie ein Kind, keine Frau.« Auch Colt musste schreien.
    »Kein Problem. Wir finden eine Ältere für dich. Wäre achtzehn dir recht?«
    »Danke, mein Lieber.« Colt lachte gezwungen. »Wenn du mich so verwöhnst, bleibe ich noch für immer bei dir.«
    »Bitte sehr, es wäre mir eine Freude. Du weißt, bei mir gibt es alles, was der Mensch braucht. Schöne Häuser, schnelle Wagen, gutes Essen, zärtliche junge Mädchen. Hier in der Steppe sind sie besonders gut, allerdings nur, solange sie jung sind. Mit dreißig sind sie alte Frauen. Vor gar nicht allzu langer Zeit, vor nur tausend Jahren, wurde einmal im Jahr das schönste Mädchen dem Gott Sonorch geopfert, dem grausamen und launischen Gott der Zeit.«
    Tamerlanow genoss es, beim Fahren zu schreien. Seine Stimme klang stark und archaisch. Er bleckte die Zähne und kniff die schmalen Augen ein.
    Schließlich drosselte er das Tempo. Die Eskorte hatte das Tor des Gouverneurspalastes erreicht. Colt registrierte, dass die Straße vom Flugplatz zur Hauptstadt besser und die Mauer um den Palast höher geworden war.
    Das Tor öffnete sich lautlos. Dahinter lag ein paradiesischer Garten. Apfel- und Kirschbäume blühten, Palmen in Kübeln wedelten mit ihren Blättern, die aussahen wie riesige Krummsäbel. Pfauen und Papageien schrien, Springbrunnen plätscherten. Die Allee zum Palasttor war mit Rosensträuchern gesäumt. Um diese Pracht kümmerte sich eine ganze Armee von Gärtnern. Die Winter in der Steppe waren sehr kalt, deshalb wurden die Pflanzen im Oktober mit speziellen Wärmehüllen versehen.
    »Und, hat das den Gott besänftigt?«, fragte Colt, als sie den Empfangssaal betraten.
    »Und ob! Die Priester von Sonorch wurden hundertfünfzig bis zweihundert Jahre alt.« Der Hausherr nahm den Gast am Arm und führte ihn durch den Empfangssaal in ein kleines Speisezimmer.
    Es war für zwei Personen gedeckt. Kaum hatten sie sich gesetzt, kamen aus den Seitentüren zwei ältere Lakaien in Anzug und mit Fliege herein und stellten rasch und schweigend Vorspeisen auf den Tisch.
    »Was willst du trinken?«, fragte der Gastgeber.
    »Und du?«
    »Ich trinke nur klares Wasser. Aber für dich habe ich alles da, was du möchtest.«
    »Einen Kognak bitte.«
    Colt trank einen Schluck Kognak auf das Wohl des Gastgebers und schob sich eine Zitronenspalte in den Mund. Essen mochte er nichts. Auch der Hausherr rührte die Vorspeisen nicht an, trank nur in kleinen Schlucken Wasser.
    »Was haben denn deine Priester mit den armen Mädchen gemacht?«, fragte Colt.
    »Das eigentliche Opferritual ist immer ein Geheimnis geblieben. Die Priester waren ein geschlossener Orden, nicht nur dem einfachen Volk war der Zugang verwehrt, auch dem Adel. Die Priester wählten ein Mädchen zwischen zwölf und vierzehn Jahren aus, brachten es fort, und es verschwand. Niemand wagte dagegen zu protestieren, die Menschen glaubten an die grenzenlose Macht der Priester. Sie konnten tatsächlich jede Krankheit heilen, Dürre und Regen herbeirufen. Mein Ururgroßvater war einer von ihnen.«
    »Und deine Ururgroßmutter war eine der schönen Jungfrauen?«
    Tamerlanow lachte fröhlich und zwinkerte Colt zu.
    »Richtig. Wie hast du das erraten? Beim Eintritt in denOrden legten die Priester das Gelübde der Ehelosigkeit ab, aber innerhalb des Ordens hielt sich niemand an diese Formalitäten.«
    »Wurden die Kinder der Priester auch bis zu zweihundert Jahre alt?«
    »Nicht immer. Je nachdem, welchen Weg sie wählten. Hundertfünfzig oder gar zweihundert Jahre, das ist gar nicht so einfach. Das kann nicht jeder, und vor allem will es nicht jeder.«
    »Hat man denn eine Wahl?«, fragte Colt leise.
    »Was meinst du denn?« Tamerlanow starrte ihn mit seinen schmalen Augen an. Die Regenbogenhaut war so schwarz, dass sie mit der Pupille verschmolz, und einen Moment lang fühlte sich Colt unbehaglich unter diesem langen, starren Blick. Er hüstelte gezwungen.
    »Übrigens, erinnerst du dich, du warst mit mir mal in irgendeinem Dorf, bei einem steinalten Mann? Er müsste jetzt hundertzehn sein. Ist er auch ein Ururenkel dieser Priester?«
    »Wer? Von

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