Bis in den Tod hinein
entsetzten Aufschrei von Linda Bartholy, die sofort nach dem Knall wieder in die Wohnung gelaufen war.
» Er wollte dich umbringen!«, rechtfertigte sich Dennis und überprüfte sofort die Halsschlagader des Produzenten, während Boesherz Linda davon abhielt, sich dem vermeintlich noch immer gefährlichen Venske weiter zu nähern.
» Lebt er noch?«, wollte Boesherz wissen, während er die entsetzte Linda schützend in die Arme genommen hatte.
Dennis sah seinen Kollegen nur fassungslos an. Eine Antwort war nicht erforderlich.
» Verdammt«, stieß Severin aus und zog die ebenfalls bestürzte Linda noch fester an sich heran. » Du Idiot hast gerade Tanja van Beuten erschossen!«
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» Wir verfolgen jedes Telefonat zurück, das Venske von irgendeinem Apparat aus geführt haben könnte. In seiner Firma, über die Handys seiner Angestellten, in umliegenden Geschäften und Restaurants. Wir checken seine Kreditkarte, seine Bargeldabhebungen, den Speicher seines Navigationsgerätes, den GPS -Chip in seinem Handy. Wir versuchen einfach alles, um noch irgendwie herauszufinden, wo er Tanja versteckt hat.«
Während Dennis in der Wohnung geblieben war, um das Eintreffen der Kollegen abzuwarten, hatten sich Boesherz und Linda auf die Rückbank von Severins Phaeton zurückgezogen, der fast direkt vor dem Gebäude stand. Während Bartholy noch immer fassungslos war und kaum ein Wort über ihre Lippen brachte, blieb Boesherz besonnen und war hoch konzentriert dabei, Möglichkeiten zu durchdenken, die vielleicht noch zu van Beutens Rettung führen konnten.
» Er musste sie doch nur verschleppen und in irgendeinen Keller werfen. Vielleicht hat er sie sogar nach Köln gebracht, da kennt er doch jeden Winkel. Die finden wir nie«, behauptete Linda jetzt mutlos, bevor sie nach Severins Hand griff. » Und wer sagt uns denn, dass Tanja nicht schon seit Tagen tot ist?«
Boesherz hatte seine Musikanlage eingeschaltet und die Standheizung aktiviert, sodass die beiden nun unter den Klängen von Giuseppe Verdis Rigoletto darüber nachdenken konnten, was sie eventuell noch würden tun können.
» Venske wollte sichergehen, dass Drexler sein grausames Buch auch garantiert fertigstellt. Was meinst du, wie viel Geld in der Geschichte steckt? Er musste also jederzeit in der Lage sein, Anselm zu beweisen, dass Tanja noch am Leben ist. Ich habe Dennis sofort nach Drexlers Tod hierhergeschickt, um Venske im Blick zu behalten. Wir wissen also, dass er seine Wohnung nicht mehr verlassen hat, nachdem er erfahren hat, dass Drexler tot ist. Davor konnte er Tanja aber noch gar nicht sterben lassen, weil das für seine Zwecke viel zu riskant gewesen wäre.«
» Das klingt sinnvoll«, erkannte Linda flüsternd, während Severin ihr mit seinem Daumen über den Handrücken strich.
» Wir fahren jetzt das ganze Programm auf«, kündigte Boesherz an. » Ich fordere einen Suchtrupp und eine Hundestaffel an, wenn es sein muss, durchkämmen wir jedes Gebäude in ganz Berlin und Brandenburg. Und den Kölnern gebe ich Bescheid, dass sie dasselbe machen sollen.«
Boesherz ließ Lindas Hand noch einmal los, zog sein Handy hervor und aktivierte es wieder. Gerade als er eine Nummer wählen wollte, wurde ihm angezeigt, dass Castella während der vergangenen halben Stunde zwölfmal versucht hatte, ihn zu erreichen.
» Die habe ich ja ganz vergessen«, seufzte er und ließ vorübergehend von seinem ursprünglichen Vorhaben ab, um zunächst seine Vorgesetzte zurückzurufen.
Das Gespräch wurde automatisch auf die Freisprechanlage des Phaetons umgeleitet, sodass Bartholy mithören konnte.
» Verdammt, Severin!«, stieß Castella aus und schlug dabei mit der Faust auf ihren Schreibtisch. » Warum kann ich Sie denn nicht erreichen? Und Dennis auch nicht?«
» Wir waren im Einsatz«, entschuldigte sich der Kommissar, doch Castella wollte davon nichts hören.
» Es gibt eine Neuigkeit«, fuhr sie unbeirrt fort. » Ist Dennis bei Ihnen?«
» Nicht direkt, aber er ist in der Nähe. Frau Dr. Bartholy sitzt neben mir.«
» Gut, dann sagen Sie Ihrem Kollegen, dass er sich sofort bei mir melden soll!«
» Was ist denn passiert?«
Linda folgte dem Gespräch ebenso gespannt wie Severin.
» Tanja van Beuten«, antwortete die Dezernatsleiterin. » Wir haben sie vermutlich gefunden!«
Boesherz und Bartholy sahen einander verblüfft an, während Castella mit den Neuigkeiten fortfuhr.
» Eine Frau, auf die Tanjas Beschreibung passt, lag verwirrt und unterkühlt neben
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