Bis in den Tod hinein
Er sieht uns als Bedrohung an«, flüsterte Bartholy Boesherz so leise zu, wie es ihr möglich war. » Das würde er nicht, wenn er nichts zu verbergen hätte. Drexlers Tod setzt ihn ohnehin schon genug unter Druck. Er überlegt garantiert schon die ganze Zeit, was er jetzt mit Tanja machen soll.«
» Er ist sowieso schon paranoid, weil er nicht wissen kann, was Drexler uns vor seinem Tod vielleicht noch verraten hat. Und jetzt kommen wir auch noch zu dritt hier an«, bestätigte Boesherz, während Dennis unterdessen in die Nähe der Schlafzimmertür gegangen war, um Venske nicht völlig aus den Augen zu lassen.
» Wir gehen jetzt lieber«, riet Bartholy. » Er ist aufgeschreckt und wird heute noch handeln, da bin ich mir sicher.«
Dennis horchte unterdessen aufmerksam, ob aus dem Schlafzimmer verdächtige Geräusche zu vernehmen waren. Nachdem er nichts bemerkte, klopfte er vorsichtig an die Tür.
» Herr Venske, wir müssen gleich wieder los. Wenn es Ihnen nichts ausmacht…«
In diesem Augenblick wurde die massive Holztür von innen mit einer solchen Wucht aufgestoßen, dass sie Dennis fast zu Boden warf. Während Bartholy zusammenzuckte, griff Boesherz instinktiv nach seiner Pistole, doch bevor er sie ziehen konnte, hatte Veit Venske auch schon Dennis zu fassen bekommen, ihn von hinten gepackt und ihm einen Revolver direkt an die Schläfe gepresst.
» Ihr hängt mir die Sache nicht an!«, schrie der Produzent aufgebracht. » Tanja interessiert mich doch überhaupt nicht, ich habe mich längst dafür entschieden, sie aus der Show zu kicken. Ilona Vojti kommt zurück!«
» Wir hängen Ihnen doch gar nichts an«, erklärte Boesherz besonnen. » Lassen Sie bitte meinen Kollegen los. Wir sind heute alle ein bisschen durch den Wind. Warum reden wir nicht einfach in Ruhe darüber? In Ordnung?«
Venske hatte seinen linken Arm um Dennis’ Hals gelegt und presste den Kommissar fest an sich.
» Nichts ist in Ordnung! Ich weiß doch, wie so was läuft. Sie haben bei der Suche nach Tanja versagt, und jetzt brauchen Sie einen Schuldigen, dem Sie das anhängen können. Sie nehmen mich fest, lassen die Medien davon Wind bekommen, und auch wenn Sie mich nach vierundzwanzig Stunden wieder laufen lassen müssen und es niemals zu einer Anklage kommt, bleibe trotzdem ich in den Köpfen der Leute als der Schuldige an Tanjas Tod hängen! Ich weiß doch, wie so was läuft. Ich mache so was mit anderen jeden Tag!«
» Tanja ist nicht tot«, versuchte nun auch Bartholy den offenbar vollkommen aufgelösten Venske zu beschwichtigen.
» Ich zeige euch mal, wer hier tot ist!«, brüllte dieser aufgebracht und richtete seine Waffe auf Boesherz.
Dennis nutzte diese Gelegenheit, um Venske mit dem Ellenbogen in den Magen zu schlagen. Der Angegriffene zuckte mit schmerzverzerrtem Gesicht zusammen, während Dennis seinen Arm griff und ihm zunächst den Revolver aus der Hand schlug, bevor er den Produzenten mit einem Judogriff zu Boden warf.
» Auf die Terrasse!«, rief Boesherz Bartholy zu, die daraufhin den günstigen Augenblick nutzte, um sich aus der unmittelbaren Schusslinie zu entfernen.
Venske fasste jetzt nach Dennis’ Bein, presste gegen dessen Achillessehne und bewirkte damit, dass dieser mit einem Aufschrei in die Knie ging. Boesherz hatte inzwischen seine Pistole gezogen und lief auf die am Boden liegenden Kontrahenten zu. Als er sah, dass Venske versuchte, nach seinem Revolver zu greifen, zielte er auf dessen Brustkorb und rief: » Sie haben keine Chance!«
Tatsächlich ließ der Angesprochene von seinem Vorhaben ab und hob seine Hände, als wolle er sich ergeben. Dennis raffte sich nun wieder auf und machte einen Schritt auf den Revolver zu, der noch immer in Venskes Reichweite lag. Linda Bartholy verfolgte das Geschehen angespannt durch die Glasfront der Dachterrasse. Gerade als Dennis an Venske vorbeiging und damit für einen Augenblick das freie Schussfeld zwischen ihm und Boesherz verdeckte, rammte ihn der am Boden Liegende mit beiden Beinen, sodass der junge Polizist ungebremst stürzte. Blitzschnell fasste Venske seine Waffe, sprang auf und zielte auf Boesherz.
» Wir brauchen ihn lebend!«, schrie Severin entsetzt und sah dabei zu Dennis hinüber.
Der davon offenbar verunsicherte Venske folgte Boesherz’ Blick und sah nun direkt in die Mündung von Dennis’ Pistole. Ein Schuss hallte durch die Wohnung, und der Fernsehproduzent sackte leblos in sich zusammen.
» Nein!«, hörten Boesherz und Dennis jetzt den
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