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Bis in den Tod hinein

Bis in den Tod hinein

Titel: Bis in den Tod hinein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vincent Kliesch
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widersetzt haben, sind unverzüglich aus der Show geflogen. Das hat die Quoten wieder in die Höhe getrieben. Der einfachste Trick der Welt: Tanja hat einfach das Gegenteil von Ilona gemacht.«
    Dennis hätte lügen müssen, wollte er behaupten, dass nicht auch er die Show gelegentlich gesehen hatte. In erster Linie war es zwar seine Frau Suzi gewesen, die sich für die Fertigkeiten der Kandidatinnen interessiert hatte. Der Anblick zahlloser schöner Frauen hatte aber auch dem Kommissar durchaus nicht missfallen.
    » Sie hat den Mädchen ein Frauenbild vermittelt, nach dem sie gut aussehen, den Mund halten und tun müssen, was man ihnen sagt«, bestätigte er seinen Gastgeber. » Haben sich die Zuschauer nicht massenhaft beschwert?«
    Venske winkte erneut ab.
    » Je mehr Zuschauer sich beschweren, umso höher ist die Quote. Tanja macht das aus Überzeugung so. Sie weiß, dass keines der Mädchen eine Chance im echten Modelgeschäft hat, und versucht, sie auf ein Leben in einem richtigen Beruf vorzubereiten. Da können sie schließlich auch nicht einfach tun und lassen, was sie wollen. Die Mädchen merken das natürlich nicht, aber ganz nebenbei bügelt Tanja wenigstens noch ein paar der Erziehungsfehler der Eltern aus. Ziemlich raffiniert.« Venske griff nach einem Ordner, den er bereits vor Dennis’ Eintreffen in der Castingecke deponiert hatte, und reichte ihn dem Kommissar. » Hier haben Sie die Einverständniserklärungen der Zuschauer für die beiden Staffeln mit Tanja. Glauben Sie, ein Fan hat sie entführt?«
    » Ich glaube, niemand hat sie entführt«, antwortete Dennis. Dann sah er Venske auf eigentümliche Weise an. » Vielleicht ist ein Unfall passiert, und sie liegt unbemerkt in irgendeiner Gletscherspalte.«
    » Das glaube ich nicht«, winkte Venske ab. » Sie würde nicht einfach die Stadt verlassen, ohne etwas zu sagen. Nicht so kurz vor Produktionsbeginn. Sicher, was wir hier machen, ist Fernsehen für Menschen, die von einer Sendung möglichst nicht abgelenkt werden wollen. Für Zuschauer, die nebenher im Internet surfen, telefonieren oder sich mit Freunden unterhalten. So machen das die meisten Fernsehzuschauer. Und diese Masse an Menschen soll nach Möglichkeit eines nicht tun: umschalten! Also dürfen wir sie mit dem, was wir produzieren, nicht stören. Egal, wann man mal zufällig auf den Bildschirm blickt, es muss immer gerade etwas passieren, das irgendwie interessant ist und in das man sofort einsteigen kann. Aber trotzdem bieten wir auch mit der blödesten Sendung immer noch vielen Menschen eine Form von Unterhaltung, die sie mögen. Tanja sieht das auch so. Sie würde nicht einfach verschwinden, ohne sich bei irgendwem abzumelden.«
    Dennis sah Venske einen Augenblick lang kommentarlos an.
    » Gut«, fuhr er dann fort. » Ich gehe jetzt mal diesen Listen hier nach, danach sehen wir weiter.«
    Der Produzent erhob sich überraschend sportlich aus seinem tiefen Sitzsack und sah Dennis mit einem Blick an, den man fast als flehend bezeichnen konnte.
    » In vierzehn Tagen starten die Dreharbeiten zur neuen Staffel. Wenn Tanja nicht sehr bald auftaucht, haben wir ein Problem.«
    » Weil Menschen in Ihrer Branche nicht ersetzbar sind? Das können Sie dem Sandmännchen erzählen.«
    » Natürlich würden wir im Ernstfall jemand anderen in die Jury setzen, aber das wollen wir gar nicht. Tanja ist einfach eine Quotengarantin. Also, wenn ich Ihre Arbeit irgendwie unterstützen kann, dann sagen Sie es mir bitte.«
    Auch Dennis erhob sich jetzt, wenngleich weniger gekonnt als sein Gastgeber. Er blätterte einmal oberflächlich durch die Stapel der Namen und Adressen und reichte Venske dann die Hand mit den Worten: » Ich werde tun, was ich kann. Aber versprechen kann ich nichts.«
    Dennis hatte nicht bemerkt, dass Venskes Blick für den Bruchteil einer Sekunde auf den Boden ausgewichen war.
    » Ja, man weiß nie«, sagte der Produzent und begleitete dann seinen Gast zur Tür.

14
    Anselms ursprünglicher Plan hatte vorgesehen, Kai Jurek direkt neben seinem Auto niederzustrecken, ihn in den Kofferraum zu werfen und dann auf das stillgelegte Gelände einer ehemaligen Kunstblumenfabrik im nahe gelegenen Berlin-Lichterfelde zu fahren. Dort hätte er Jurek mit Handschellen an eine Metallstange gekettet und ihn dazu gezwungen, seine Zunge gegen das eiskalte Eisen zu pressen. Nachdem sie daraufhin an der Stange festgeklebt wäre, hätte Anselm Jureks Kopf gewaltsam nach hinten gezogen und dessen Zunge mit

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