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Bis in den Tod hinein

Bis in den Tod hinein

Titel: Bis in den Tod hinein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vincent Kliesch
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seinem Leben war. Bevor er noch weitere Gedanken anstellen konnte, sank er auch schon tot zu Boden.
    » Oh nein«, entfuhr es Anselm.
    Sicher, die Pistole hatte ihm bei seinen Aktionen ein Gefühl von Sicherheit gegeben, aber dass er sie tatsächlich jemals würde einsetzen müssen, hatte er nicht erwartet.
    Behalte die Nerven, überlegte er und sah sich um. Keiner hat uns beobachtet. Es kann alles noch gut werden.
    Anselm steckte die noch warme Pistole an ihren Platz in der rechten Innentasche seines Mantels zurück. Dann hob er den Elektroschocker auf, um sich danach auf die Suche nach der Kamera zu machen. Es dauerte nur wenige Sekunden, bis er sie gefunden hatte. Es war ihm sichtlich unangenehm, den schmutzigen Fotoapparat in die Hände nehmen zu müssen, doch er überwand seine Abscheu und machte zunächst zwei Bilder von dem Toten, die er in seiner rechten Hemdtasche verstaute.
    Jede Sekunde kann jemand um die Ecke kommen!
    Dann beugte sich Anselm zu Jurek hinunter, presste ihm die Zähne auseinander und packte mit aller Kraft dessen Zunge. Als es ihm gelungen war, sie weit genug hervorzuziehen, setzte er schließlich das Messer an und trennte sie entschlossen ab. Dann ritzte er konzentriert und gewissenhaft die Zahl Zwei in das tote Fleisch und legte es auf dem Brustkorb des Toten ab. Danach wickelte er das mit Blut beschmierte Messer in die zu diesem Zweck mitgebrachte Plastiktüte und steckte es in die dafür vorgesehene Tasche zurück. Dann machte er zwei weitere Fotos von seinem Opfer und zog zu guter Letzt noch einen Zettel aus seiner linken Innentasche hervor, auf dem er einen kurzen Text notiert hatte, den er dem Toten eilig, aber konzentriert vorlas. Erst dann wandte er sich schließlich ab und verließ den Park so zügig, wie er nur konnte.
    An seinem Wagen angekommen griff Anselm zu seinem Handy und wählte eine Nummer, die nicht im Speicher des Geräts abgelegt war.
    » Wie ist es gelaufen?«, erkundigte sich die Person am anderen Ende der Leitung.
    » Es ist erledigt«, antwortete Anselm. Erst nach einem Augenblick des Zögerns gestand er schließlich: » Aber ich musste variieren. Es ist nicht in der Kunstblumenfabrik abgelaufen, sondern im Park vor seinem Haus.«
    Für einen Moment herrschte Stille. Erst dann erklang wieder die Stimme am anderen Ende.
    » Was soll denn das? Sie kennen doch die Regeln! Es steht Ihnen nicht frei, Änderungen vorzunehmen, solange ich die Verantwortung übernehme. Ich will nicht noch einmal hören, dass Sie etwas anders als vereinbart gemacht haben. Sie wissen genau, was sonst passiert! Also: Bringen Sie es zu Ende, Drexler. Und keine weiteren Eigenmächtigkeiten!«

15
    » Der Park war nicht der geplante Tatort. Jack hat improvisiert.«
    Endlich hatte Severin Boesherz seinen iPod ausgeschaltet. Die Kollegen hatten ihm minutenlang geduldig dabei zugesehen, wie er, begleitet von Verdis Oper Nabucco, jeden Winkel des verschneiten Parks in einem Umkreis von zehn Metern um Kai Jureks Leiche herum schweigend in Augenschein genommen hatte. Zuvor hatte sich der Kommissar ausgebeten, nicht von Informationen zum Tathergang beeinflusst zu werden, bevor er sich selbst ein Bild von den Umständen des Verbrechens gemacht hatte.
    Unmittelbar nachdem die Leiche fotografiert worden war, hatte der Rechtsmediziner die Zunge vom Körper des Toten entfernt, da dieses Detail der Tat unter keinen Umständen an die Öffentlichkeit gelangen durfte. Die Tüte mit dem abgetrennten Körperteil darin hielt Boesherz nun so selbstverständlich in der Hand, als handele es sich dabei um sein Frühstück. Jureks von Schnee bedeckte Leiche war noch in der Nacht von einer Nachbarin des Opfers gefunden worden. Unverzüglich hatte die Schutzpolizei daraufhin das Gelände abgesperrt, und Experten der Kripo hatten Scheinwerfer aufgebaut. Erst als der herbeigerufene Rettungsmediziner die abgetrennte Zunge mit der eingeritzten Zwei darin entdeckt hatte, war auch das LKA verständigt worden.
    » Die anderen Tatorte waren brillant. Abgeschieden, ruhig, exakt auf die Spielchen abgestimmt, die sich Jack ausgedacht hatte.« Noch einmal sah sich Boesherz demonstrativ um. » Dieser hier ist komplett dilettantisch. Nur ein Anfänger würde jemanden an so einem Ort ermorden.«
    Olivia konnte ihrem Kollegen nur zustimmen. Sie war etwa eine Viertelstunde vor Boesherz eingetroffen und hatte bereits erste Nachforschungen zur Person des Opfers angestellt.
    » Mitten in einem bewohnten Gebiet, von allen Seiten einsehbar,

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