Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Bis in den Tod hinein

Bis in den Tod hinein

Titel: Bis in den Tod hinein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vincent Kliesch
Vom Netzwerk:
verwinkelt, schlechte Fluchtmöglichkeiten. Um von hier zu entkommen, muss er mindestens drei Minuten zu Fuß gehen, egal, in welche Richtung. Und wo auch immer sein Fluchtwagen steht– um ihn zu erreichen, muss er über mindestens eine erleuchtete Hauptstraße gehen, mit jeder Menge Wohngebäuden und Fenstern, hinter denen Augenzeugen sitzen könnten.«
    » Laufen die Befragungen schon?«
    Es war wichtig, mit den Anwohnern eines Tatorts so schnell wie möglich zu sprechen, wenn eventuelle Beobachtungen noch bestmöglich wiedergegeben werden sollten.
    » Wir haben zwanzig Kollegen dafür bekommen, der Staatsanwalt hat mal wieder Druck gemacht«, antwortete Olivia. » Und noch was: Der seltsame Tatort ist nicht alles. Es gibt noch andere Abweichungen von Jacks Muster. Der Arzt hat nämlich weder Spuren von Handschellen noch von einem Stromschlag gefunden.«
    » Dafür haben wir endlich Kampfspuren und mit ein bisschen Glück auch DNA «, nahm Boesherz seiner Kollegin das Wort aus dem Mund.
    Anstatt die nahe liegende Frage zu formulieren, sah Olivia lediglich zu der Plane hinüber, unter der die Leiche lag. Boesherz hatte noch keinen Blick auf den Toten geworfen und auch noch nicht erfahren, auf welche Weise Jurek genau getötet worden war. Boesherz erläuterte seine Schlussfolgerung kurzerhand unaufgefordert.
    » Serienmörder ändern ihre Vorgehensweise nicht. Schon gar nicht, wenn sie erfolgreich ist. Alles, was hier passiert ist, muss also darauf zurückgehen, dass für Jack etwas schiefgelaufen ist. Wohnt das Opfer in der Nähe?« Olivia bejahte die Frage. » Was auch sonst? Jack hat ihm also aufgelauert und wollte ihn verschleppen, wie er es jedes Mal macht. Es ist aber etwas dazwischengekommen, sodass Jack improvisieren musste.«
    » Warum hat er nicht einfach abgebrochen?«, hakte Olivia nach.
    » Wir hatten uns doch schon darauf geeinigt, dass er es eilig hat«, antwortete Boesherz mit einem Lächeln. » Wenn Jack weder Handschellen noch Strom eingesetzt hat, es ihm aber trotzdem gelungen ist, sein Opfer zu töten und ihm die Zunge abzuschneiden, dann ist es äußerst wahrscheinlich, dass es zwischen Täter und Opfer zu einem Kampf gekommen ist.«
    » Aber wenn das hier gar nicht der geplante Tatort war, dann war es vielleicht auch nicht die geplante Todesart?«, spekulierte Olivia, während sie kräftig in ihre Handflächen hauchte, um sie auf diese Weise ein wenig aufzuwärmen.
    » Nicht im Detail, nein«, gab ihr Boesherz recht. » Das mit der Zunge hat allerdings zum Plan gehört. Schließlich musste Jack uns ja darauf hinweisen, dass der Tote auf sein Konto geht. Woher hätten wir das sonst wissen sollen? Und weil er ja seine Liste abarbeiten möchte, konnte er auch die symbolische Bestrafung nicht abwandeln.« Boesherz sah erneut auf die Zunge, die er noch immer in der Hand hielt. Die Zwei war gut erkennbar eingeritzt. » Wer ist der Tote?«
    Olivia überprüfte noch einmal ihr iPhone darauf, ob zwischenzeitlich weitere Informationen zum Opfer eingegangen waren. Auf einem Klemmbrett hatte sie zudem die Unterlagen gesammelt, die seit dem Auffinden der Leiche zusammengetragen worden waren.
    » Kai Jurek, Busfahrer«, berichtete sie dann. » Unbescholten, geschieden, zwei Töchter.«
    » Olivia!«, drängte Boesherz und sah sie dabei genauso an, wie er es getan hatte, als er am Abend zuvor die zweite Flasche Quercus geöffnet hatte.
    » Ich weiß noch nicht, was es mit ihm auf sich hat«, musste Holzmann gestehen. » Polizeibekannt ist er jedenfalls nicht.«
    » Interessant«, stellte Boesherz fest und wandte sich nun endlich dem Toten zu. » Also, wie hat er ihn umgebracht? Ich glaube kaum, dass es unter diesen Umständen noch zur geplanten Inszenierung gekommen ist.«
    » Er hat ihn erschossen«, antwortete Olivia.
    Boesherz sah sie unverwandt an.
    » Wie denn das? Aus zweihundert Metern?«, fragte er ungläubig. » Wenn Jack sein Opfer auch nur aus einer halbwegs realistischen Entfernung erschossen hat, gäbe es eine Austrittswunde, und alles hier wäre voll Blut. Ich sehe aber keins.«
    Jetzt zog Boesherz die Plane von der Leiche. Bereits beim ersten Blick auf Kai Jurek legte sich die Stirn des Kommissars in Falten.
    » Das geht doch gar nicht«, wunderte er sich, beugte sich so weit wie möglich hinunter und betrachtete die Schusswunde genauer. » Es gibt Schmauchspuren, also ist der Schuss aus nächster Nähe abgegeben worden. Das Loch ist normal groß, also keine Kleinkaliberwaffe. Es gibt aber

Weitere Kostenlose Bücher