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Bis in den Tod hinein

Bis in den Tod hinein

Titel: Bis in den Tod hinein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vincent Kliesch
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einige Minuten an, bevor sich die beiden schließlich ergebnislos voneinander verabschiedeten. Moldenhauer wollte nun gerade auf einen anderen Sender umschalten, als ihm der ominöse Umschlag vor seiner Tür wieder in den Sinn kam. Immerhin, wenn wirklich etwas Wertvolles darin war, würde der Nächste, der daran vorbeiging, ganz sicher nicht mehr bei ihm klopfen. Kurz entschlossen stand er auf und ging erneut zur Wohnungstür. Er lauschte sicherheitshalber noch einmal kurz daran und öffnete schließlich einen Spaltbreit.
    Es war hell im Flur, aber niemand war durch die schmale Türöffnung zu sehen oder zu hören. Moldenhauer senkte seinen Blick daher zu seiner Fußmatte, auf der tatsächlich ein gelber Umschlag mit nicht auszumachendem Inhalt lag. Er bückte sich gerade danach, als etwas Kaltes seinen Nacken berührte. Doch noch bevor er auch nur darüber nachdenken konnte, traf ihn auch schon ein gewaltiger Stromschlag, und der Fußboden prallte mit gnadenloser Härte gegen sein Gesicht. Dann verdunkelte sich alles um ihn herum, und Stille kehrte ein.

35
    Immer wieder trafen Olivias Fäuste mit unerbittlicher Härte ins Ziel. An der Decke ihres kleinen Kellerraumes war ein Sandsack befestigt, an dem die Kommissarin regelmäßig ihre Schlagkraft trainierte. Der Schweiß rann an ihrer Stirn hinab, während sie mit ihren Boxhandschuhen unablässig gegen das Sportgerät schlug. Olivia war seit den frühen Morgenstunden auf den Beinen, und die Nacht war nach dem Besuch bei Severin kurz gewesen. Dennoch hatte sie sich nur ungern in den Feierabend zurückgezogen, gerade jetzt, da Jack wahrscheinlich bereits sein nächstes Opfer im Visier hatte. Doch die Nachtschicht war bei Olivias Kollegen in guten Händen. Diese überprüften überall in Berlin und Umgebung Personen, die nach den festgestellten Rasterkriterien als Tatverdächtige infrage kamen. Außerdem hatte die Schutzpolizei die Anzahl von Streifenwagen erhöht, die in der Hauptstadt Präsenz demonstrierten und besonderes Augenmerk auf Häuser von Vorbestraften richteten, die möglicherweise für Jack als Opfer interessant sein konnten.
    » Wen holst du dir als Nächstes?«, schrie Olivia den Sandsack an und versetzte ihm dann einen Hieb, der selbst einen kräftigen Mann von den Beinen gerissen hätte. » Ich wette, du hast dir schon jemand Passenden ausgesucht! Welche Nummer gibst du ihm?«
    Immer schneller und härter trafen die Fäuste der sportlichen Frau jetzt ihr Ziel. So lange, bis sie schließlich vollkommen erschöpft und entkräftet auf den kühlen Boden sank und im Schneidersitz ausharrte, bis sich ihr Puls wieder beruhigte.
    Marko, schoss es ihr plötzlich durch den Kopf, als ihr Blick auf den Sandsack fiel, der noch immer nicht zum Stillstand gekommen war.
    Er war es gewesen, der das Gerät seinerzeit gekauft und fachgerecht an der Betondecke angebracht hatte.
    Warum hast du mich verlassen?
    Wie fast immer, wenn Olivias Gedanken zu Marko abdrifteten, griff sie wie in einer Übersprunghandlung nach ihrem Smartphone und öffnete die App der Partnerbörse, über die sie seit Kurzem gelegentlich mit Männern chattete.
    Fünf Nachrichten, stellte sie fest und klickte wahllos auf eine davon.
    Sofort verformten sich ihre Gesichtszüge, bevor sie die Aufforderung zum Geschlechtsverkehr, die der Inhalt der Nachricht gewesen war, löschte. Das Foto des Absenders hatte sie dabei keines Blickes gewürdigt.
    Na, schöne Frau? Wie kommt es, dass eine so charmante Dame an einer Singlebörse teilnimmt? Wissen die Berliner etwa nicht zu schätzen, was sie an dir haben?, lautete eine der anderen Nachrichten.
    » Wenigstens versucht er es«, murmelte Olivia vor sich hin, bevor sie auch diese Nachricht löschte.
    Danach sah sie noch einmal zu dem Sandsack hoch und löschte dann auch die übrigen Nachrichten– nur dass sie diese zuvor nicht einmal gelesen hatte.
    Nachdem Olivia bald darauf in ihre Wohnung zurückgekehrt war, zog sie im Flur ihren Trainingsanzug aus, warf ihn achtlos in die Ecke, schaltete den Fernseher ein, dessen Geräusche im Hintergrund ihr stets das Gefühl gaben, nicht ganz allein in ihrer Wohnung zu sein, und stieg dann unter die Dusche. Während das warme Wasser an ihrem durchtrainierten Körper hinabrann, kehrten die Eindrücke, die der lange Arbeitstag bei ihr hinterlassen hatte, noch einmal zu ihr zurück.
    Du musst müde sein, versetzte sie sich in Jacks Lage. Ich kann Feierabend machen, du nicht. Wir jagen dich rund um die Uhr, ohne Pause.

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