Bis in den Tod
gibt es bisher nicht den mindesten Beweis.«
»Er hat etwas über Fernübertragung gesagt.«
»Ja, die Möglichkeit besteht, aber ganz sicher nicht bei einer derartigen Option. Das kann ich mir einfach nicht vorstellen.«
Sie lehnte sich erschöpft zurück. »Ich kann nicht gerade behaupten, dass du mir mit diesen Sätzen den Tag versüßt.«
»Bisher ist das alles reine Gedankenspielerei. Falls er die Sache durchgezogen hat, dann mit fremder Hilfe. Oder mit einem kleineren, tragbaren Gerät.«
»Könnte ein solches Gerät an Virtual-Reality-Brillen angeschlossen werden?«
Dieser faszinierende Gedanke ließ seine Augen aufblitzen. »Das kann ich mit Bestimmtheit nicht sagen, und es wird einige Zeit dauern, bis ich das kann.«
»Ich hoffe, du nimmst dir diese Zeit. Er ist alles, was ich habe, Feeney. Wenn ich ihn nicht knacken kann, wird er für die Morde nicht belangt. Und ihn wegen der Dinge, die wir beweisen können, für zehn oder zwanzig Jahre hinter Gitter zu bringen, reicht mir einfach nicht.« Sie seufzte. »Sicher wird er sich psychologisch begutachten lassen. Er wird alles unternehmen, wovon er sich eine Milderung des Strafmaßes verspricht. Vielleicht kann Mira ihn ja festnageln.«
»Schick ihn doch einfach nachher zu ihr rüber«, schlug Feeney vor. »Lass sie ihn sich ein paar Stunden lang ansehen und tu dir währenddessen den Gefallen, nach Hause zu fahren und ein paar Stunden zu schlafen. Wenn du noch länger hier herumläufst, kippst du irgendwann noch um.«
»Vielleicht sollte ich das tun. Ich schicke ihn zu Mira, rede noch kurz mit Whitney und nehme mir tatsächlich ein paar Stunden frei. Möglicherweise kriege ich dadurch ja endlich wieder einen klaren Kopf. Es muss irgendetwas geben, wofür ich bisher blind gewesen bin.«
Summerset lauerte ausnahmsweise einmal nicht im Flur, als sich Eve wie eine Diebin möglichst lautlos ins Haus schlich und die Treppe hinaufhinkte. Oben angekommen warf sie ihre Kleider achtlos auf den Boden und sank mit einem tiefen Seufzer auf das breite Bett.
Zehn Minuten später lag sie immer noch mit offenen Augen auf dem Rücken und starrte an die Decke. Die Schmerzen waren wirklich heftig, dachte sie indigniert, doch die Wirkung des Aufputschmittels, das sie Stunden zuvor eingenommen hatte, hatte sich noch nicht vollkommen verflüchtigt, so dass das Blut, obwohl ihr vor Erschöpfung regelrecht schwindlig war, noch in Höchstgeschwindigkeit durch ihre Adern schoss.
An Schlaf war demnach nicht zu denken.
Stattdessen begann sie, den Fall in seine Einzelteile zu zerlegen und diese immer wieder neu zu arrangieren. Jedes Mal ergab das Puzzle ein völlig anderes Bild, ohne dass das wirre Durcheinander der Fakten und Theorien, die sie hatte, an Kontur gewann.
Wenn sie so weitermachte, wäre sie bei dem Gespräch mit Dr. Mira nicht nur körperlich, sondern auch nervlich das reinste Wrack.
Sie erwog, statt zu schlafen, ein langes, heißes Bad zu nehmen, richtete sich auf, schnappte sich ihren Morgenmantel, fuhr – um Summerset nicht doch noch zu begegnen – mit dem Lift nach unten und ging über die Sonnenterrasse in Richtung der künstlichen Lagune.
Dort ließ sie den Morgenmantel fallen, trottete splitternackt in Richtung des von natürlichen Steinen und duftenden Blumen gesäumten, dunklen Wassers und tauchte zunächst eine ihrer Zehen in das wohlig warme Nass. Dann setzte sie sich auf die erste Stufe, schaltete mit einem Knopfdruck die Wasserstrudel ein und überlegte, welche Musik sie hören wollte, als sie das Gesicht verzog und zu dem Schluss kam, dass ihr völlige Stille doch lieber wäre.
Dankbar, dass niemand ihr leises Wimmern hörte, als das pulsierende Wasser auf ihre diversen Verletzungen traf, ließ sie sich treiben und sog begierig die vom süßen Duft der Blumen erfüllte milde Nachtluft in sich ein.
Endlich konnte sie entspannen, endlich war der Punkt gekommen, an dem zwischen der künstlich erzeugten Munterkeit und der natürlichen Erschöpfung ein gewisses Gleichgewicht entstand. Medikamente, dachte sie, wurden allseits überschätzt. Die wahren Wunder wurden nicht durch irgendwelche Chemikalien bewirkt, sondern durch so einfache Dinge wie ein wohlig warmes Bad. Sie drehte sich gemächlich auf den Bauch und begann zu schwimmen. Erst langsam, bis ihre Muskeln warm und locker waren, dann jedoch in der Hoffnung, die Reste des Aufputschmittels durch die Bewegung aus ihrem Körper zu vertreiben, mit voller Kraft.
Als das Sprudeln nachließ, schwamm
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