Bis in den Tod
irgendeine kleine Laborratte gewesen. Himmel, nicht mehr lange, und ich hätte das System perfektioniert.« Er zeigte auf Feeney. »Sie wissen, dass das Gerät allererste Sahne ist.«
»Es ist wunderbar«, stimmte Feeney zu. »Aber dadurch wird es noch lange nicht legal.«
»Scheiße, Gentechnik war einmal illegal, In-Vitro-Fertili-sation, Prostitution. Und wohin hat uns das gebracht? Wir sind bereits sehr weit gekommen, aber in mancher Hinsicht befinden wir uns nach wie vor im tiefsten Mittelalter, Mann. Meine Entwicklung ist ein Fortschritt, sie bietet die Möglichkeit, das Hirn des Menschen in Richtung seiner Träume weiterzubewegen und dadurch unsere Träume wahr werden zu lassen.«
»Nicht jeder möchte, dass seine Träume wahr werden. Was gibt Ihnen das Recht, diese Entscheidung für andere zu treffen?«
»Okay.« Er hob abwehrend eine Hand. »Vielleicht habe ich in meiner Begeisterung manchmal ein bisschen übertrieben. Dabei hat es Sie erwischt. Aber alles, was ich mit Ihnen gemacht habe, war, das weiterzuentwickeln, was bereits vorhanden war. Was hat es Ihnen schon geschadet? Und ein andermal habe ich Ihre Erinnerung ein bisschen aufgefrischt, ein paar Schlösser geknackt. Ich wollte beweisen, was alles machbar ist, damit ich, wenn die rechte Stunde gekommen wäre, Ihnen und Roarke einen Geschäftsvorschlag hätte unterbreiten können. Und gestern Abend… «
Er brach ab, da ihm bewusst war, dass ihm am Vorabend ein peinlicher Fehler unterlaufen war. »Okay, gestern Abend bin ich zu weit gegangen, ich habe mich einfach hinreißen lassen und eine zu dunkle Klangfarbe gewählt. Vor echtem Publikum zu spielen ist wie eine Droge. Es macht einen high. Eventuell habe ich ihn etwas zu stark manipuliert. Was ein Versehen war.« Wieder versuchte er sein Glück mit einem Lächeln. »Hören Sie, ich habe das Programm Dutzende von Malen an mir selber ausprobiert. Es verursacht garantiert keine dauerhaften Schäden. Es wirkt sich nur vorübergehend auf die Stimmung aus.«
»Und welche Stimmung das ist, bestimmen Sie?«
»Das ist Teil meines Programms. Mit einem normalen Standard-Gerät hat man keine derartige Kontrolle, erreicht man nicht annähernd diese Tiefe. Mit dem Gerät, das ich entwickelt habe, kann man eine Stimmung nach Belieben wie eine Lampe ein- und ausschalten. Sexuelles Verlangen, Befriedigung, Euphorie, Melancholie, Energie, Entspannung. Alles, was Sie wollen.«
»Auch einen Todeswunsch?«
»Nein.« Er schüttelte hastig seinen Kopf. »Solche Spielchen habe ich niemals gespielt.«
»Aber für Sie ist das alles nur ein Spiel, nicht wahr? Sie drücken die Knöpfe und die Leute tanzen wie Marionetten nach Ihrer Musik. Sie sind der Gott der Elektronik.«
»Sie müssen das Gesamtbild sehen. Wissen Sie, was die Leute für eine solche Anlage bezahlen würden? Mit ihr kann man fühlen, was man will.«
Eve schlug den von Feeney hereingebrachten Aktenordner auf und zog ein paar Bilder daraus hervor. »Was haben sie empfunden, Jess?« Sie schob ihm die im Leichenschauhaus aufgenommenen Fotos der vier Opfer hin. »Welche Gefühle haben Sie ihnen als Letztes einsuggeriert, damit sie lächelnd in den Tod gegangen sind?«
Er wurde selber leichenblass und in seine Augen trat ein unnatürlicher Glanz, ehe er sie eilig schloss. »Nein. Ganz sicher nicht. Niemals.« Er beugte sich nach vorn und erbrach das ihm im Gesundheitszentrum verabreichte Frühstück auf den Tisch.
»Für das Protokoll: Der Verdächtige ist augenblicklich unpässlich«, kam Peabodys trockene Erklärung. »Soll ich jemanden von der Putzkolonne und vielleicht einen Sanitäter holen, Lieutenant?«
»Himmel, ja«, murmelte Eve, als Jess immer noch würgte. »Das Verhör wird um zehn Uhr fünfzehn von Lieutenant Eve Dallas abgebrochen. Ende der Aufnahme.«
»Starkes Hirn und schwacher Magen.« Feeney trat vor den Wasserspender in der Ecke und schenkte etwas in einen Plastikbecher ein. »Hier, Junge, guck, ob du etwas davon runterkriegen kannst.«
Jess hatte Tränen in den Augen. Sein Magen rebellierte noch schmerzhaft, und seine Hände zitterten derart, dass Feeney ihm den Becher an den Mund halten musste. »Das könnt ihr mir nicht anhängen«, brachte er krächzend heraus. »Das könnt ihr mir einfach nicht anhängen.«
»Wir werden sehen.« Eve trat zur Seite, damit der hereinkommende Sanitäter den Kerl aufs Krankenzimmer schleppen konnte, murmelte: »Ich brauche frische Luft«, und verließ den Raum.
»Warte, Dallas.« Feeney lief
Weitere Kostenlose Bücher