Bis in den Tod
tun, aber bitte, rufen Sie sie an, Peabody. Dieses Mal wird sie nämlich im Gesundheitszentrum durchgecheckt, und wenn ich sie vorher bewusstlos schlagen muss.«
Immer noch keuchend trat Eve einen Schritt zurück und musterte ihn fragend und zugleich angespannt. Sie konnte ihre Beine nicht mehr spüren und wunderte sich, weshalb sie überhaupt noch halbwegs aufrecht stand. »Du hast es nicht benutzt.«
»Das habe ich doch schon gesagt.« Er raufte sich die Haare. »Dann war also dieses Mal ich die Zielperson? Das hätte ich mir denken sollen.« Er wandte sich ab und bedachte Eve, als sie ihren Stunner anhob, mit einem entnervten Blick. »Himmel, leg das verdammte Ding weg. Ich bin nicht selbstmordgefährdet, sondern einfach stinksauer. Die ganze Zeit über hat sie ihre Spielchen direkt vor meiner Nase gespielt. Ich bin eben erst darauf gekommen. Mindoc. Mind doctor. Hirndoktor. Das ist der Name, den sie während ihres Spiels benutzt hat oder besser immer noch benutzt. Mathias hatte im Jahr vor seinem Tod Dutzende von Nachrichten von ihr gekriegt. Außerdem habe ich mir den Entwicklungsbericht des Players genauer angesehen. Das Zeug, was sie mir gegeben haben, aber auch das, was sie versteckt hatten.«
»Sie wusste, dass du diese Sache finden würdest. Deshalb hat sie – « Eve brach ab und atmete tief durch. »Deshalb hat sie ein Gerät für dich entwickelt.«
»Eventuell hätte ich es wirklich ausprobiert, wenn ich nicht unterbrochen worden wäre.« Im Gedanken an die gute, ahnungslose Mavis hätte er beinahe gelächelt. »Ich bezweifle, dass sich die gute Ree beim Verändern der Daten allzu große Mühe gegeben hat. Sie wusste, dass ich ihr und William traue.«
»William konnte nichts dazu – er hatte zumindest wissentlich nichts damit zu tun.«
Roarke nickte und blickte auf ihr ruiniertes, von leuchtend roten Flecken übersätes Hemd. »Hat sie dir sehr arg zugesetzt?«
»Das Blut stammt größtenteils von ihr.« Das wollte sie zumindest hoffen. »Sie wollte sich nicht von mir verhaften lassen.« Sie atmete stoßweise aus. »Sie ist tot, Roarke. Hat sich selbst erschossen. Ich konnte sie nicht daran hindern. Vielleicht habe ich es aber auch gar nicht gewollt. Sie hat mir von dem Gerät, von deinem Gerät erzählt.« Sie konnte einfach nicht aufhören zu keuchen. »Ich dachte – ich dachte, ich würde es nicht mehr schaffen. Das verdammte Handy hat nicht funktioniert und ich dachte, ich wäre nicht rechtzeitig hier.«
Sie hörte kaum, dass Peabody, um sie beide nicht zu stören, diskret den Raum verließ. Ungestörtheit war ihr in dieser Situation total egal. Immer noch stand sie am ganzen Körper zitternd vor ihrem geliebten Mann und sah ihn unverwandt an. »Ich dachte, ich würde es nicht schaffen«, wiederholte sie benommen. »Ich habe versucht, Zeit zu schinden, und die ganze Zeit, während ich das getan habe, während ich versucht habe, Beweise gegen sie zu sammeln, hättest du – «
»Eve.« Er nahm sie erneut in seine Arme. »Ich habe aber nicht. Und du hast es rechtzeitig geschafft. Keine Angst, so schnell wirst du mich nicht los.« Als sie ihr Gesicht an seine Schulter lehnte, presste er seine Lippen auf ihr zerzaustes Haar. »Eve, es ist vorbei.«
Sie wusste, sie würde diesen Sprint, die Panik und das hilflose Entsetzen noch tausend Mal in ihren Träumen wiederholen. »Nein, das ist es nicht. Es wird umfangreiche Ermittlungen geben, nicht nur gegen Reeanna, sondern gegen dein Unternehmen, gegen alle, die mit ihr an dem Projekt gearbeitet haben.«
»Das halte ich aus.« Er legte einen Finger unter ihr geprelltes Kinn und hob zärtlich ihren Kopf. »Ich verspreche dir, die Firma ist vollkommen sauber. Ich werde dich also nicht dadurch in Verlegenheit bringen, Lieutenant, dass ich mich verhaften lasse.«
Sie nahm das Taschentuch, das er ihr reichte, und putzte sich die Nase. »Für meine Karriere ist es sicher nicht sehr förderlich, mit einem Halunken wie dir verheiratet zu sein.«
»Keine Sorge, ein so schlimmer Halunke bin ich schon seit geraumer Zeit nicht mehr. Weshalb hat sie das getan?«
»Weil es ihr möglich war. Das hat sie zumindest gesagt. Es hat ihr gefallen, vollkommene Macht über andere zu haben, andere so weit zu beherrschen, dass am Schluss sogar ihr Leben in ihren Händen lag.« Sie wischte sich mit inzwischen beinahe ruhigen Händen die Tränen aus dem Gesicht. »Und für mich hatte sie besonders große Pläne.« Der Gedanke ließ sie abermals erschaudern. »Ich nehme
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