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Bis in den Tod

Bis in den Tod

Titel: Bis in den Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J. D. Robb
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fände in nächster Zeit ihr zu Ehren eine rauschende Party statt.
    In seinem Studio in der Stadt ging Jess noch einmal die Demo-Diskette durch. Er hoffte, das Eve sich die Diskette ansah. Wenn ja, würde ihr Hirn dadurch geöffnet. Für Träume jeder Art. Er wünschte sich, er wüsste, wohin es sie in ihren Träumen verschlug, er könnte sehen, was sie sähe, könnte es dokumentieren und selbst nachleben. Doch trotz aller Forschung hatte er bisher noch keinen Weg gefunden, über den er in die Träume anderer Menschen kam. Eines Tages, sagte er sich, eines Tages wäre es so weit.
    Eve kehrte in ihren Träumen in die Furcht, in die Finsternis zurück. Erst war alles wirr, dann schockierend deutlich und schließlich wieder so verstreut wie die Blätter eines Baumes im spätherbstlichen Sturm. Es erfüllte sie mit Panik. Dann träumte sie von Roarke, und das war beruhigend. Sie war mit ihm in Mexiko, beobachtete einen leuchtenden Sonnenuntergang und liebte ihn im dunklen, prickelnden Wasser einer natürlichen Lagune. Hörte seine Stimme dicht an ihrem Ohr, als er sich in sie hineinschob und sie dazu drängte, dass sie sich gehen ließ. Einfach gehen ließ.
    Dann war es plötzlich ihr Vater, der sie unter sich festhielt, und sie war wieder ein Kind, hilflos, schmerzerfüllt und ängstlich.
    Bitte nicht, nein, bitte nicht.
    Sie war eingehüllt in seinen süßlichen Alkoholgeruch. So süß und beißend, dass sie fast daran erstickte, während seine Hand auf ihrem Mund lag, um ihre Schreie zu unterdrücken, während er gewaltsam in sie eindrang.
    Unsere Persönlichkeit wird bereits zum Zeitpunkt der Empfängnis festgelegt, hörte sie plötzlich Reeannas kühle, selbstsichere Stimme. Wir sind das, als das wir geboren werden. Wir haben keine Wahl.
    Sie war wieder ein Kind, in einem schrecklichen, eiskalten, vom Gestank von Abfall, Urin und Tod erfüllten Zimmer. Und an ihren Händen klebte Blut.
    Jemand hielt sie fest, umklammerte ihre Arme, und sie kämpfte mit allen Mitteln wie ein panisches, verzweifeltes kleines Kind dagegen an.
    »Nein. Nein. Nein.«
    »Pst, Eve, es war alles nur ein Traum.« Roarke zog sie enger an sich und wiegte sie zärtlich hin und her. Ihr kalter Angstschweiß tränkte sein weißes Hemd und brach ihm regelrecht das Herz. »Du bist in Sicherheit.«
    »Ich habe dich getötet. Du bist tot. Du sollst tot bleiben.«
    »Wach bitte endlich auf.«
    Er presste seine Lippen sanft auf ihre Schläfe und suchte den richtigen Weg, um sie zu beruhigen. Wenn es in seiner Macht gestanden hätte, wäre er selbst in die Vergangenheit zurückgekehrt und hätte den, der sie verfolgte, mit bloßer Hand erwürgt.
    »Wach auf, Liebling. Ich bin es, Roarke. Er wird dir nichts mehr tun. Er ist nicht mehr da«, murmelte er leise, als sie aufhörte, sich gegen ihn zu wehren, und nur noch zitterte. »Er wird nie mehr zurückkommen.«
    »Es geht schon wieder.« Wie üblich war es ihr entsetzlich peinlich, dass ein anderer mitbekommen hatte, wie sie in einem Alptraum gefangen war. »Ich bin wieder okay.«
    »Ich aber nicht.« Immer noch hielt er sie fest und strich ihr leicht über den Rücken, bis das Zittern nachließ. »Das war offenbar ein besonders schlimmer Traum.«
    Nach wie vor kniff sie die Augen fest zusammen und sog begierig seinen sauberen, maskulinen Duft durch ihre Nase ein. »Erinner mich daran, dass ich mich nicht noch einmal schlafen lege, nachdem ich einen ganzen Teller voll scharf gewürzter Spaghetti verschlungen habe.« Sie merkte, dass er vollständig bekleidet war und dass die Deckenlampe brannte. »Du warst noch gar nicht im Bett.«
    »Ich bin gerade erst gekommen.« Er schob sie ein Stückchen von sich fort und wischte ihr eine Träne von der Wange. »Du bist geisterhaft bleich.« Es schmerzte ihn, sie derart elendig zu sehen. »Warum zum Teufel nimmst du nicht wenigstens ein Beruhigungsmittel ein?«
    »Ich mag die Dinger nicht.« Wie stets nach einem derartigen Alptraum wurde sie von dumpfen Kopfschmerzen geplagt. Damit er es ihr nicht ansah, wandte sie sich ein wenig von ihm ab. »Ich habe schon eine ganze Weile keinen Alptraum mehr gehabt. Schon seit ein paar Wochen.« Sie rieb sich die müden Augen. »Dieser Traum war völlig wirr. Seltsam. Vielleicht lag es am Wein.«
    »Oder vielleicht am Stress. Aber du willst ja offenbar nicht eher Ruhe geben, als bis du irgendwann vor lauter Erschöpfung einfach zusammenklappst.«
    Sie legte den Kopf auf die Seite und sah auf seine Uhr.
    »Wer von uns beiden war

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