Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Bis ins Koma

Titel: Bis ins Koma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Blobel
Vom Netzwerk:
ja? Opa muss schlafen.«
    Sie lachen. Sie haben verstanden. »Alles ganz cool, Mann!«
    Als hinter ihnen endlich die Wohnungstür ins Schloss fällt, lässt Marvel sich erleichtert aufs Bett fallen, öffnet das Pils und leert die Flasche, ohne ein einziges Mal abzusetzen. Sekunden später fällt er in einen komatösen Schlaf.
     
    Die Party findet in der BRÜCKE statt, einem Bistro in der Isestraße. Es ist schon gerammelt voll, als Marvel eintrifft. Einige sind auf die Straße ausgewichen und stehen da mit ihren Wein- und Biergläsern herum.
    Ein Kellner in bodenlanger weißer Schürze bietet kleine Snacks an.
    Marvel trinkt ein Mineralwasser und fixiert die Snacks. Sieht wie Lachsröllchen aus, Leberpastete, Minipizzas. Er hat außer dem Bier noch nichts zu sich genommen. Das war notwendige Medizin, denn jetzt ist er fit. Und er ist fest entschlossen, seinem Magen eine Erholungspause zu gönnen: an diesem Abend nur Wasser. Dafür aber von dem Partyfutter so viel, wie reinpasst. Er fischt sich ein Lachssandwich vom Tablett, bevor der Kellner abhauen kann, und schlingt es gierig herunter. Jetzt sind seine Finger klebrig und er braucht eine Serviette. Als er sich suchend umschaut, entdeckt er Hotte, der mit ausgebreiteten Armen auf ihn zukommt. »Unser Max!«, ruft er. »Komm, lass dich ans Herz drücken!«
    Hotte stellt dem Kellner sein leeres Bierglas aufs Tablett. »Davon hätten wir gern noch zwei. Du auch lieber Bier als Wein? Oder?«

    Der Produktionsleiter ist ein wichtiger Mann. Dem schlägt man nicht einfach was ab.
    Marvel wischt die fettigen Hände verstohlen an der Hose ab und grinst tapfer. »Bier macht keine Rotweinflecken.«
    Hotte lacht. »Den kenn ich gar nicht. Der ist gut.«
    Das kalte Bier kommt geil. Weich gleitet die Flüssigkeit durch seine vom vielen Erbrechen gereizte Speiseröhre. Nichts passiert.
    Der Schaum, der auf seinen Lippen klebt, dieses leicht bittere Nichts, das sich mit der Zunge ablecken lässt, tut richtig gut.
    Marvel, der blass war, als er in der BRÜCKE erschien, ist nach dem ersten Bier wie verwandelt. Er bekommt wieder Farbe, seine Gesten werden weiter, größer, und als Ronja ihm entgegenfliegt und ihn küsst, weil alle gerade so gut drauf sind und sich beim Film ja sowieso alle immerzu küssen, weiß er schon gar nicht mehr, dass er vor ein paar Stunden noch ein riesiges Problem hatte.
    Er isst Schnitzel mit Kartoffelsalat und geht nach dem dritten Bier zu Prosecco über, weil Ronja Prosecco trinkt.
    Es sei, sagt sie, ihr absolutes Lieblingsgetränk. »Ich liebe dieses Prickeln auf der Zunge!«
    Marvels Mutter trinkt auch gern Prosecco, das könnte er jetzt sagen, tut es aber nicht, weil er im Augenblick keine Lust hat, über seine Mutter zu sprechen. Wenn man über seine Mutter spricht, kommt auch irgendwann der Vater ins Spiel. Doch seine blöde Familiengeschichte vor Ronja auszupacken, dazu hat Marvel an so einem Abend überhaupt gar keine Lust. Vor Ronja möchte er der coole Typ sein, der es bringt.
    Ronja ist an diesem Abend ohne Freund da und irgendwie scheint es selbstverständlich - und weil sie im Film ja sowieso mal ein Paar werden -, dass sie den Abend zusammen verbringen.

    In regelmäßigen Abständen kommt der Kellner mit einer eisgekühlten Flasche vorbei, und das Einzige, was sie tun müssen, ist, dem Kellner mit einem bittenden Lächeln ihre leeren Gläser hinzuhalten.
    Auf diese Weise ist es schwer, die Übersicht zu behalten, wie viele Gläser man mit der Zeit leert. Besonders, wenn es nichts kostet.
    Marvel fühlt sich super und hat auch das Gefühl, dass Ronja seine Gesellschaft nicht unangenehm findet. Bis plötzlich ein Taxi vorfährt, Ronja ihm hastig einen Abschiedskuss auf die Wange haucht und: »War echt schön, aber ich muss weiter«, murmelt. Marvel sieht nur noch, wie sie sich auf den Rücksitz schlängelt, ihre schönen nackten Beine nachzieht, die Tür vom Fahrer geschlossen wird und eine schlanke weiße Hand aus dem halb heruntergelassenen Fenster zum Abschied winkt.
    Cooler Abgang, denkt Marvel. Ich sollte auch die Fliege machen, bevor es zu spät ist.
    Der Gedanke ist kaum zu Ende gedacht, da spricht die Regisseurin ihn von hinten an: »Marvin, ich hab dich heute noch gar nicht …«
    Als er sich umdrehen will, merkt Marvel plötzlich, dass er Probleme mit dem Gleichgewicht hat, und muss mit rudernden Armen nach irgendeinem Halt suchen, um nicht umzukippen. Dieser Halt ist Biggis säulenartiger Oberarm.
    »Na, Jungchen«, sagt die

Weitere Kostenlose Bücher