Bis Mittwoch unter der Haube
noch viel Zeit, Samanthas Gefühle zu ergründen, bevor er seine eigenen offenbarte. Blake legte die Karten immer erst auf den Tisch, wenn er sicher war, dass er das Spiel gewinnen würde.
Am Ende des Abends nahm Parker Blake kurz beiseite. »Wie ich sehe, haben Sie nun alle Vorgaben erfüllt.«
Das hörte sich scheußlich an. Über Blakes Gewissen legte sich ein dreckiger, schleimiger Film. Zwar hatte er die letzte Bedingung erfüllt, ohne selbst etwas davon zu ahnen, aber dass er Samantha bislang nichts von dem Testamentszusatz erzählt hatte, machte ihm zu schaffen.
»Sieht ganz so aus«, sagte Blake.
Parker streckte ihm die Hand hin. »Dann treffen wir uns also als nächstes zur Unterzeichnung der Dokumente. Herzlichen Glückwunsch noch mal.«
»Danke.«
Während Blake zuschaute, wie Parker das Haus verließ, fühlte er sich plötzlich beobachtet. Er drehte sich um. Samantha. »Der Anwalt deines Vaters, richtig?«
Blake nickte knapp. »Die beiden waren gute Freunde.«
Samantha schlang den Arm um Blakes Taille. »Ich nehme an, er hat nun keinen Grund mehr, an deinen Absichten zu zweifeln.«
Sie schaute zur Tür.
»Ich fürchte, er wird noch zweifeln, wenn du schon in den Wehen liegst.«
Samantha schmiegte den Kopf an Blakes Schulter und verbarg ein Gähnen hinter der Hand.
»Du bist müde. Wir sollten schlafen gehen.«
»Aber einige Gäste sind doch noch da.«
»Die müssen eben auf unsere Anwesenheit verzichten.«
Dass Samantha ihm nicht weiter widersprach, zeigte ihm, wie erschöpft sie war. Er brachte sie ins Bett.
Auf dem Rückweg nach Kalifornien legten Blake und Samantha in New York einen Zwischenstopp ein. Während Blake sich mit seinem Anwalt traf, trotzte Samantha der Bruthitze in Manhattan bei einer völlig unnötigen Einkaufstour.
Eigentlich wollte sie sich nur Umstandsmode anschauen, aber die Babyabteilungen in den Kaufhäusern übten eine unerwartet starke Anziehungskraft auf sie aus. Vielleicht lag es daran, dass alle, die von der Schwangerschaft wissen mussten, nun informiert waren. Jedenfalls hatte sie das Gefühl, eine Grundausstattung erstehen zu müssen.
Das Geschlecht des Babys nicht zu kennen, machte manche Entscheidungen ein bisschen schwierig. Aber es gab ja auch grüne und gelbe Babysachen. Sie fand eine handgestrickte weiße Decke, in die sie das Kleine wickeln konnte, wenn sie zusammen die Klinik verließen. Beladen mit ein paar Taschen, blieb Samantha noch vor einem Regal mit winzigen Söckchen, Plüschtieren und Babyspielsachen stehen. Plötzlich tippte ihr jemand auf die Schulter.
Mit einer süßen kleinen Rassel in der Hand wandte sie sich um.
Der Anblick der hochgewachsenen Blondine traf Sam wie ein Granateneinschlag. Die Viper. »Warum bin ich nicht überrascht, Sie hier zu treffen?«, zischten Vanessas pinkfarbene Lippen.
Samantha war schnurz, was die andere Frau dachte, und sie hatte nicht die geringste Lust, sich auf ein Gespräch einzulassen. Wie groß war die Chance, in einer Riesenstadt wie New York völlig überraschend ausgerechnet der Viper über den Weg zu laufen? Sam wusste, dass Vanessa oft hier war. Aber konnte das noch Zufall sein?
»Vanessa.«
Vanessa tippte auf die Elefantenrassel in Samanthas Hand. »Wie herzig! Wann erwarten Sie denn den kleinen Wonneproppen?«
»Ich wüsste nicht, was Sie das angeht.« Samantha legte das Spielzeug weg und wandte sich zum Gehen.
»Lassen Sie mich raten.« Vanessa verstellte ihr den Weg. Samantha saß zwischen einem Wandregal voller Babysachen und einer Giftschlange fest. »Noch vor Blakes nächstem Geburtstag?«
Nicht wirklich ein Rechenkunststück. »Sind Sie neidisch, Vanessa? Wurmt es Sie, dass Blake nicht Sie geheiratet hat?«
Vanessa warf lachend den Kopf in den Nacken. »Ich bitte Sie! Blake? Der große Strippenzieher? Der skrupellose Manipulator? Aus der Distanz fällt es leichter, seinen wahren Charakter zu erkennen. Schade, dass Sie ihn nicht früher durchschaut haben.« Vanessa ließ den Satz in der Luft hängen und fixierte Samanthas Bauch.
Sam legte sich die Hand auf den Unterleib, als müsste sie das Baby vor den bohrenden Blicken dieser Frau schützen.
»Blake ist einer der fürsorglichsten Menschen, die ich kenne.«
»Blake sorgt sich nur um sich selbst. Ich wüsste zu gerne, ob er Sie gebeten hat, ein Kind von ihm zu bekommen, oder ob er eines Nachts ›aus Versehen‹ vergessen hat, sich was überzuziehen.« Vanessa malte mit den Fingern Anführungszeichen in die Luft.
Dieses
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