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Bis unter die Haut

Bis unter die Haut

Titel: Bis unter die Haut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Hoban
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auch wegen ihres unmöglichen Verhaltens. Und dann kommen vielleicht endlich all die unausgesprochenen Dinge ans Tageslicht, die sich schon so lange zwischen ihnen aufgestaut haben.
    »Lass uns nach Hause gehen«, murmelt David. Es ist nicht zu übersehen, dass er ziemlich wütend ist. Aber sie spürt genau, dass er sie weder auf ihr Verhalten noch auf ihre Note ansprechen wird. Er sieht noch nicht einmal in ihre Richtung, als er in Richtung Park losgeht.
    Willow bleibt nichts anderes übrig, als ihm schweigend zu folgen.
    »Hey, ihr beiden. Ihr seid früh dran heute«, ruft Cathy aus der Küche, als sie nach Hause kommen. »Umso besser, ich bin nämlich am Verhungern und hab auch schon was bestellt.«
    »Hi, Cath.« David legt seine Bücher auf dem Küchentisch ab, küsst Isabelle, die in ihrem Hochstuhl sitzt, und drückt dann seine Frau an sich.
    »Ich hoffe, ihr habt Lust auf Japanisch.« Cathy lächelt Willow, die David in die Küche gefolgt ist, über dessen Schulter hinweg an. »Es muss gleich da sein.«
    »Super«, sagt Willow ohne jede Begeisterung. Sie würde am liebsten in ihr Zimmer verschwinden und eine Weile allein sein. Aber damit muss sie bis nach dem Essen warten, wenn sie nicht auch noch Cathy vor den Kopf stoßen will. Solange wird sie versuchen müssen, so zu tun, als wäre alles in Ordnung. Sie glaubt nur nicht, dass sie nachdem, was gerade passiert ist, dazu in der Lage ist.
    »Ach übrigens«, Cathy reicht Willow Tischsets und Besteck, »Markie hat wieder angerufen. Ich hatte das Gefühl, dass sie dich wirklich dringend sprechen will.«
    »Hm«, macht Willow bloß und fängt an, den Tisch zu decken, wobei sie Davids Bücher kurzerhand auf den Boden verfrachtet.
    »Das Essen ist da«, ruft Cathy, als es an der Tür klingelt, und eilt in den Flur, um aufzumachen.
    »Es würde dir vielleicht ganz guttun, wenn du dich mal wieder mit ihr treffen würdest«, bemerkt David, während er Teller aus dem Geschirrschrank holt und Willow beim Tischdecken hilft. »Warum rufst du sie nie zurück?« Er stolpert über den Stapel Bücher auf dem Boden und kann sich gerade noch am Tisch abstützen. Stirnrunzelnd hebt er sie auf und legt sie auf einem der freien Stühle ab, dann setzt er sich und breitet eine Serviette auf dem Schoß aus.
    Ist das alles, was er ihr zu sagen hat? Kein Wort über das, was eben passiert ist? Sie findet es unfassbar, dass er noch nicht einmal die verpatzte Arbeit erwähnt. Das Thema Schule ist doch sonst das Einzige, worüber er sich mit ihr unterhalten kann. Vielleicht hat ihn der Vorfall auf dem Campus mehr mitgenommen, als sie dachte.
    Gut.
    »Weil sie nicht versteht, wie es ist, keine Eltern mehr zu haben.« Sie setzt sich ihm gegenüber an den Tisch, verschränkt die Arme vor der Brust und sieht ihn mit hochgezogenen Brauen an.
    Das ist nicht der einzige Grund, warum sie mit ihren alten Freundinnen keinen Kontakt mehr hat, aber sie möchte ihre Situation so drastisch wie möglich darstellen. Ihren Bruder mit der Nase draufstoßen, ihn zu einer Reaktion provozieren.
    David sagt nichts, aber sie nimmt befriedigt zur Kenntnis, dass er kurz zusammenzuckt.
    Er lehnt sich in seinem Stuhl zurück und sieht sie nachdenklich an. Er wirkt verwirrt, vielleicht sogar ein bisschen wütend – ihre Seitenhiebe scheinen endlich Wirkung zu zeigen.
    »Für uns hab ich Maki-Sushi bestellt«, sagt Cathy, als sie in die Küche zurückkommt, »und für dich Tempura, Willow. Ist das okay?« Weder David noch Willow geben ihr eine Antwort.
    »Ich werte das mal als ein Ja«, murmelt Cathy, während sie die Plastikbehälter mit dem Essen öffnet und auf den Tisch stellt.
    Bis auf die fröhlichen Gluckslaute von Isabelle in ihrem Hochstuhl herrscht Totenstille.
    »Wie war es heute in der Uni?«, fragt Cathy David in betont beiläufigem Plauderton. Wahrscheinlich hofft sie, die angespannte Stimmung am Tisch mit ein bisschen Small Talk aufzulockern.
    »Ganz okay«, antwortet David schließlich und wendet den Blick von Willow ab. »Wie immer eigentlich.«
    Willow fragt sich, ob sie den Vorfall mit Stephen erwähnen soll. Wäre Cathy überrascht, wenn sie erfahren würde, dass David ihm nicht erzählt hat, dass ihre Eltern gestorben sind? Würde das endlich das Fass zum Überlaufen bringen?
    »David hat heute einen alten Freund …«
    »Ich würde heute Abend gern …«
    »Tut mir leid, du zuerst«, sagt Willow zu Cathy, nachdem sie gleichzeitig zu reden angefangen haben.
    »Ich wollte sagen, dass ich einen

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