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Bis unter die Haut

Bis unter die Haut

Titel: Bis unter die Haut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Hoban
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echt harten Tag hatte und heute Abend wahnsinnig gern ein bisschen ausgehen würde«, führt Cathy ihren Satz zu Ende. Sie klingt ein bisschen gereizt.
    Cathy sieht tatsächlich aus, als hätte sie einen harten Tag gehabt, wie Willow feststellt, als sie sie von der Seite anschaut. Sie hat Ringe unter den Augen und einen erschöpften Zug um den Mund. Kein Wunder – sie hat einen Job in einer Kanzlei und ein sechs Monate altes Baby. Ein bisschen Entspannung vom Alltag, vielleicht ein Kinobesuch, würde ihr bestimmt guttun. Willow weiß, dass sie ihnen anbieten sollte, auf Isabelle aufzupassen.
    Seltsam, dass sie bisher noch nie darum gebeten haben.
    Extrem seltsam sogar, dass ein junges Paar mit einem sechs Monate alten Baby bis jetzt noch nicht ein einziges Mal auf die Idee gekommen ist, sie danach zu fragen. Alt genug dazu ist sie schließlich. Und gibt es etwas Praktischeres als eine Babysitterin, mit der man auch noch unter einem Dach lebt? Würden sie davon nicht viel mehr profitieren, als von den paar mickrigen Dollar, die sie ihnen jede Woche gibt?
    Ihr fällt ein, dass Cathy tatsächlich ein paarmal gefragt hat, ob sie auf Isabelle aufpassen könnte. Aber irgendwie hatten sie sich dann doch immer mit anderen Paaren abgesprochen, die ebenfalls Kinder hatten, und Isabelle entweder mitgenommen oder beim Babysitter des anderen Pärchens gelassen.
    Jetzt ist Willow fast froh, dass sie bisher noch nie ihre Dienste als Babysitterin in Anspruch genommen haben – denn das liefert ihr eine perfekte Steilvorlage.
    »Du siehst gestresst aus, Cathy«, sagt sie. »Warum nehmt ihr beiden euch nicht eine kleine Auszeit und geht ins Kino oder so?« Sie wirft David über ihre frittierten Garnelen hinweg einen gespielt unschuldigen Blick zu.
    »Kino wäre großartig.« Cathys Gesicht hellt sich schlagartig auf. »Was meinst du, David?«
    »Ja, schon …«, antwortet er zögernd.
    »Könntest du gleich?«, fragt Cathy und greift hinter sich nach der Zeitung. »Ich glaube, in einer halben Stunde fängt eine Vorstellung an.«
    »Was? Heute Abend?« David legt seine Gabel hin und sieht Cathy an, als sei sie verrückt geworden. »Wir können doch heute Abend nicht ins Kino.« Er sagt es, als hätte Cathy vorgeschlagen, eine Runde Fallschirmspringen zu gehen.
    »Warum denn nicht?«, fragt Cathy, während sie die Zeitung durchblättert. »Zu viel Arbeit?«
    »Genau. Warum nicht?«, wiederholt Willow Cathys Frage.
    Dabei weiß sie genau, warum David nicht wegwill, aber sie möchte es aus seinem Mund hören.
    »Nein, nicht zu viel Arbeit.« Er zuckt mit den Achseln. »Mir ist nur nicht danach.«
    »Warum nicht?«, lässt Willow nicht locker.
    »Weil ich absolut keine Lust auf Kino habe«, antwortet er, aber er ist noch nie ein guter Lügner gewesen.
    »Warum denn nicht?« Cathy klingt sauer. »Es wäre so schön, endlich mal wieder spontan etwas zu unternehmen.«
    »Jetzt sag ihr doch endlich, warum du nicht willst!«, faucht Willow. Ihr Stuhl gibt ein scheußliches Quietschen von sich, als sie ihn zurückschiebt und aufsteht.
    »Was ist denn auf einmal in dich gefahren?« David sieht sie bestürzt an. »Gibt es einen bestimmten Grund, warum du uns aus dem Haus haben willst?«
    »Willow«, sagt Cathy, »vielleicht solltest du …«
    »Warum sagst du Cathy nicht einfach, warum du unbedingt hierbleiben willst?«, schneidet Willow ihrer Schwägerin wütend das Wort ab.
    »Wer redet denn hier von unbedingt …?«
    »Okay.« Willows Hände zittern. »Dann sage ich es ihr eben.« Sie umfasst die Stuhllehne, damit sie nicht sehen, wie sehr ihre Hände zittern. »Cathy, David hat Angst, mich mit Isabelle allein zu lassen. Wahrscheinlich denkt er, dass ich auch noch den Rest der Familie erledigen will. Dass mir Mom und Dad nicht genug waren.«
    Einen Moment lang ist es totenstill. Nicht einmal Isabelle gibt einen Laut von sich. Willow kann es kaum fassen, dass sie tatsächlich den Mut hatte, es auszusprechen, und Davids Gesichtsausdruck nach zu urteilen, hat sie ihn endlich da, wo sie ihn die ganzen Zeit haben wollte.
    »Willow!«, ruft Cathy entsetzt. »Wie kannst du so etwas auch nur denken?!« Sie blickt zwischen ihnen beiden hin und her. Es ist offensichtlich, dass sie erwartet, dass David Willow widerspricht. Doch der schweigt.
    »Ich habe recht, oder?« Willow funkelt ihn aufgebracht an, aber er blickt starr auf seinen Teller und weigert sich, sie anzuschauen.
    »Warum sagst du es nicht einfach? Na los, sag Cathy, dass du …«
    »Es war

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