Bis unter die Haut
wirklich scharf darauf, dass ihre erste Begegnung nach dem Vorfall im Magazin vor Zeugen stattfindet.
»Also den solltest du dir unbedingt warmhalten. Er ist echt was Besonderes.« Chloe beugt sich mit blitzenden Augen vor. »Hey, keine Sorge.« Sie tätschelt Willows Arm. »Ich kenne ihn jetzt seit drei Jahren und da ist noch nie …« Sie zuckt vielsagend mit den Schultern.
»Ähm, es ist eigentlich nicht so, wie ihr denkt«, sagt Willow. »Ich meine, wir sind nur …«
»Wenn man vom Teufel spricht!«, unterbricht Laurie sie und schaut an ihnen vorbei.
»Oh Mann, und keiner hat daran gedacht, Cola light mitzubringen«, stöhnt Chloe. »Vielleicht kann ich Andy dazu überreden, uns welche an einem Hotdog-Stand zu besorgen. Hier im Park gibt’s doch gleich ein paar davon.«
Willow dreht sich um und sieht wie die drei Jungs auf sie zuschlendern.
Ihre Hände zittern, sodass ihr die Pflasterpackung ins Gras fällt. Sie flucht leise und ärgert sich, dass sie so aufgeregt ist.
»Ah … diese kurzen Momente des Glücks, wenn sie tun, was man von ihnen verlangt.« Laurie lacht.
»Ja klar, als ob man das, was Adrian für dich tut, damit vergleichen könnte, mir eine popelige Cola light zu besorgen.«
»Scht!« Laurie stößt Chloe den Ellbogen in die Seite. »Er denkt, dass das ganz normal ist. Es hat mich Monate harter Arbeit gekostet, ihn zu erziehen, also bring ihn jetzt bitte nicht auf dumme Gedanken.«
»Tust du mir einen Gefallen?«, flötet Chloe, als Andy seinen Rucksack neben sie fallen lässt.
»Klar«, meint er lächelnd. »Welchen denn?«
Willow beobachtet, wie Adrian Laurie einen Kuss gibt. Sie spürt mehr als dass sie sieht, wie Guy sich ihr gegenüber setzt. Fahrig steckt sie das Pflaster in ihre Tasche zurück, dabei gibt es eigentlich gar keinen Grund, so nervös zu sein. Er ist nichts weiter als ein Junge, den sie wirklich gern hat, und wenn sie nicht völlig falsch liegt, dann hat er sie auch gern. Wo ist also das Problem? Daran ist nichts Ungewöhnliches.
Außer dass ansonsten eigentlich alles an ihrer Beziehung ungewöhnlich ist.
»Besorgst du mir eine Cola light ?«, bittet Chloe Andy. »Nein, am besten gleich zwei .«
»Hi.« Guy lächelt Willow an. Nicht so, wie er sie anlächelt, wenn sie allein sind, das Lächeln hat nichts besonders Vertrauliches an sich, aber es ist echt.
Willow sieht ihn an. Okay, er scheint sich nicht unbehaglich zu fühlen. Dann wird sie sich jetzt auch entspannen.
»Hey, wenn du schon dabei bist, bring mir doch bitte ein Sprite mit, ja?« Laurie sucht in ihrer Hosentasche nach Kleingeld.
»Hal…«, will Willow Guy gerade begrüßen, als Andy sie unterbricht und sich zwischen sie stellt.
»Was ist mit dir, Willow? Willst du auch was zu trinken?«
»Ähm, was? Ach so, nein danke, für mich nichts.« Sie weiß, dass er nur nett sein will, aber irgendwie kommt sie nicht mit ihm klar. Musste er ihr unbedingt so ins Wort fallen und sich dann auch noch zwischen sie stellen?
»Okay. Dann bis gleich.«
Jetzt kann sie Guy endlich anlächeln, aber der ist gerade damit beschäftigt, etwas in seinem Rucksack zu suchen, und bekommt es gar nicht mit. Als er darin ein paar Sachen hin und her schiebt, entdeckt sie eine Ecke des blauen Ledereinbands von Der Sturm , der zwischen seinen anderen Büchern steckt. Der Anblick beruhigt sie ein bisschen. Er würde das Buch bestimmt nicht mit sich herumtragen, wenn es ihm nicht etwas bedeuten würde. Wenn sie ihm nicht etwas bedeuten würde.
Als er plötzlich aufschaut, treffen sich ihre Blicke, und sie wird feuerrot. Verlegen sieht sie zur Seite, beschließt dann jedoch, sich ihrer Nervosität zu stellen und ihm endlich Hallo zu sagen. Als sie ihn ansieht, muss sie unwillkürlich daran denken, was alles passiert ist. Wie es sich angefühlt hat, ihn zu küssen, ihn zu schmecken, seine Hände auf ihrem Körper zu spüren.
Sie errötet noch heftiger, als ihr wieder einfällt, wie sie sich vor ihm geschnitten hat, und vergräbt kurz den Kopf in den Händen, als könne sie so die Bilder daraus vertreiben.
»Willow!«, fragt Laurie besorgt. »Alles okay?«
Sie hebt erschrocken den Kopf.
Es funktioniert einfach nicht.
»Ähm, ja, ich … ich hab bloß ein bisschen Kopfschmerzen«, stammelt sie und vermeidet es, Guy oder die anderen anzuschauen.
»Wie ich dich kenne, hast du doch bestimmt eine ganze Vorratspackung Aspirin dabei, oder?« Chloe lacht.
»Nein, ähm, aber eigentlich muss ich sowieso gehen und noch was für die
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