Bis zum bitteren Ende
andere Wache fuhr herum und floh und löste einen Augenblick später Alarm aus.
»Laß uns von hier verschwinden«, sagte Billy laut.
Lethe gab seine Zustimmung, und sie traten hinaus in die Hitze und das Sonnenlicht.
Ein Augenblick reichte Billy, um das Gelände nach einem Transportmittel abzusuchen. Die Glastür führte auf einen asphaltierten Platz, der auf der einen Seite von dem Restaurant und einem mit Menschen über füllten Parkplatz und auf der anderen Seite vom Ufer des ehemaligen Sees begrenzt wurde, von dem jetzt nichts mehr zu sehen war, da man ihn trockengelegt hatte.
Jetzt endete der Platz an dem Steilufer zu dem fünf Meter tiefer gelegenen, felsigen Seeboden, der sporadisch mit braunem Seegras und Wasserpflanzen bewachsen war. Auf der anderen Seite des Seebetts stand die Teocalli, ein Nachbau der Stufenpyramide eines alten aztekischen Tempels. Dahinter waren noch mehr Leute und ein Ollamaliztli-Stadion in der Ferne zu sehen.
Der Geruch nach verrottenden Pflanzen lag in der Luft und ließ Billy blinzeln, als er den Parkplatz begutachtete. Während Billy die verschiedenen Fahrzeuge katalogisierte, spürte Lethe die immense Anziehungskraft des Locus auf dem Grund des trockengelegten Sees.
Lethe konzentrierte seine Aufmerksamkeit auf den facettierten Stein, wobei er die Ansammlung von Menschen rimgsherum und obenauf ignorierte. Seine ehrfurchtgebietende Macht lockte ihn an wie eine Kerzenflamme die Motten. Sie war wunderbar, großartig.
Plötzlich durchzuckte Lethe ein Übelkeit erregendes Gefühl, Furcht in einem gewaltigen Ausmaß, und er wußte, daß hier irgend etwas nicht stimmte. Ganz und gar nicht stimmte.
Billy hatte seinen Standort in der Restauranttür nicht verlassen. Er wurde ebenfalls von dem Locus angezogen.
Lethe nahm die Magier und Wachen rings um den Stein zur Kenntnis. Er sah die Blutopfer, und er konzentrierte sich auf den Ring der Magier, deren Lebensenergie miteinander verbunden war, so daß sie im Astralraum wie eine einzige perverse Kreatur aussahen. Er sah, wie die Macht des Steins genutzt wurde.
Zwei Personen lagen auf der harten Oberfläche des Steins. Ihre Körper waren dort, aber ihr Geist hatte sie verlassen, um auf die Metaebenen zu reisen.
Lethe zapfte die Kraft des Locus an, um seine Astralsicht zu stärken. Er saß zwar in diesem Maschinenmenschen fest, aber er konnte immer noch Mana handhaben, und vielleicht gelang es ihm, das Kraftreservoir des Steins noch besser zu nutzen.
Energie durchtoste ihn, und Lethe konnte mit Mühe eine dünne nebelhafte Ranke erkennen, ein Echo im Astralraum, das zwei Personen hinterlassen hatten. Die eine war ein Mann mit einer so schwarzfleckigen Aura, wie Lethe noch keine gesehen hatte. Die andere war eine Frau, deren Aura im Grenzbereich zwischen Licht und Dunkelheit flackerte.
Lethe hatte die Wirkung der Aura dieser Frau schon zuvor gesehen. Vor langer Zeit, wie es schien, als er im Licht der Göttin Thayla gebadet hatte. Als sie ihm den dunklen Fleck, den Makel in ihrem Lied gezeigt hatte.
Schlagartig traf ihn die Erkenntnis. An dieser Stelle hat die Dunkelheit ihren Ursprung, die Thayla bedroht. Auf diese Weise wollen sie Thayla vernichten und die Brücke übernehmen.
»Billy«, sagte Lethe über den IGS. »Ich muß dir etwas sagen.«
»Ich habe alles gesehen, Lethe«, entgegnete Billy. »Frag mich nicht, wie, aber ich habe alles in deinen Gedanken gesehen.«
»Wir müssen sie aufhalten, bevor sie Thayla vernichten.«
Lethe sah Bilder in Billys Verstand. Er dachte an die Schönheit ihres Lieds, an die schmerzliche Perfektion des blendenden Lichts, das von ihrer Seele ausstrahlte, während ihre Stimme über den Abgrund hallte.
Billy überprüfte das Magazin der Maschinenpistole und des integrierten Granatwerfers. »Dann los«, sagte er, um sich dann in Richtung auf das Seebett in Bewegung zu setzen.
15
Ryan folgte Harlekin in das Château und durch die zentrale Halle. Der Elf führte ihn in einen Seitengang und eine enge Wendeltreppe hinunter in das Verlies der alten Festung. Je tiefer sie kamen, desto kühler und feuchter wurde es, und auf den Wänden glänzte im gelben Licht der Taschenlampen Nässe.
Hinter ihnen kamen Jane Foster, Axler und Talon. Foster gab Axler und Talon Anweisungen. »Ihr beide bleibt bei mir außerhalb des Ritualkreises. Wir wachen über die Körper und verteidigen sie, wenn irgendwelche Gemeinheiten aus dem Astralraum oder von den Metaebenen kommen.«
Axler starrte Foster kalt an.
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