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Bis zum bitteren Ende

Bis zum bitteren Ende

Titel: Bis zum bitteren Ende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jak Koke
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»Ich bin bereit.«
    Talon nickte nur, da er seine volle Aufmerksamkeit auf die Elfe gerichtet hatte.
    Harlekin führte sie in eine Kammer mit niedriger Decke und dicken Steinmauern. Es roch nach den Talgkerzen, welche die einzige Lichtquelle darstellten. Der Raum war fast kreisrund und durchmaß etwa zehn Meter. An den Wänden hingen Teppiche und Gemälde, wie Ryan sie noch nie gesehen hatte. Sie zeigten wunderschöne und angsteinflößende Szenen - eine Schlacht in einer Stadt der Zinnen, ein Schwertduell im Morgengrauen und eines, das Ryan am stärksten ins Auge fiel - ein Verwandter Dunkelzahns, der in einer Höhle hockte und mit zwei kleinen Drachen sprach.
    »Gefällt es Ihnen?« fragte Harlekin, der die Arme ausbreitete, um den ganzen Raum in seiner Geste ein zuschließen. »Ich habe das hier seit Jahrtau... seit langem niemand mehr gezeigt.«
    »Wow, Harlekin, das ist unglaublich. So etwas habe ich noch nie gesehen.«
    »Seien Sie nicht so gönnerhaft!« Harlekin fuhr plötzlich zu Ryan herum, blitzartig und mit einem gefährlichen Funkeln in den Augen.
    Es war Ryan völlig ernst gewesen. »Ich wollte nicht...«
    »Sie müssen doch wissen, daß ich Sie alle mit einem Gedanken töten könnte«, sagte Harlekin. »Ich könnte Sie alle vernichten und das Drachenherz für mich behalten.«
    Die kalte Klinge des Adrenalins schnitt durch Ryans Wirbelsäule. »Was?«
    »Ich bin mächtig«, prahlte der Elf. »Sie haben nur einen Bruchteil meiner Macht gesehen. Und das Drachenherz ist...« Laute der Befriedigung drangen aus Harlekins Kehle. »Göttlich.«
    Ryan konzentrierte sich. Es war schwer zu glauben, daß der Elf jetzt noch versuchen würde, das Herz für sich zu behalten, aber wenn er es wagte, würde Ryan ihn bekämpfen.
    »Ich könnte es behalten. Es würde mir viel nützen gegen jene, die mich immer noch für einen Narren zwischen den Höfen halten.« Harlekins Gesicht zeigte nichts anderes als absolute Ernsthaftigkeit.
    Ryans Augen verengten sich zu Schlitzen, als er Harlekin ansah. »Hören Sie auf damit«, knurrte er. »Sie werden mich nicht töten. Sie wollen das Drachenherz gar nicht.«
    Sie starrten einander schweigend an, und die Sekunden dehnten sich. Ryan wurde nicht im mindesten schwankend. Er bereitete sich darauf vor, seine Heimlichkeitsmagie einzusetzen, um zu fliehen.
    Schließlich lächelte Harlekin. »Natürlich haben Sie recht, Ryan. Ich habe keinen Grund, etwas gegen Sie zu unternehmen. Wir haben das gleiche Ziel.«
    Ryan stieß einen Seufzer der Erleichterung aus, spürte aber den Zorn in sich schwelen. »Ich habe Sie Ihr kleines Spiel spielen lassen. Sollen wir jetzt mit dem Ritual beginnen?«
    Harlekin ging zu einer kleinen Truhe, die an einer Wand auf dem Boden stand. »Nicht so hastig. Die Metaebenen sollten nicht leichtfertig bereist werden, ganz besonders nicht von einem Neuling.« Er öffnete die Truhe und entnahm ihr eine lange blaue Kerze, die mit Intarsien aus einem kupfrig goldenen Metall verziert war.
    Im Astralen brannte der gesamte Raum wie eine Sonne, so sehr, daß der Anblick fast schmerzhaft war. Die Kerze flammte im Astralen auf, als Harlekin sie anzündete, und aus den Metalladern sprühten Manafunken, während der Elfenmagier in der Kammer umherlief und mit der tropfenden Kerze Muster zeichnete.
    Ryan wartete unterdessen ab und nutzte die Zeit, um über den letzten Wortwechsel mit Harlekin nachzudenken. Der verdammte Hurensohn! dachte Ryan. Er hat mich absichtlich gereizt.
    Ryan beobachtete Harlekin ganz genau, fasziniert von dessen Händen. Sie waren hager und kalkweiß und hatten etwas Unnatürliches an sich. Sie wirkten dünn und zerbrechlich, doch die Sehnen, die wie dünne Kabel vortraten und von einem dunkelvioletten Ademgeflecht unter der blassen Haut bedeckt waren, enthielten eine Kraft, wie Ryan sie noch nie zuvor gesehen hatte.
    Eine unvergängliche Vitalität.
    Nach einigen Minuten hörte Harlekin auf damit, Kerzenwachs auf den Boden zu tropfen. Der Kreis war vollständig, das Gewebe der Muster komplex und harmonisch. Der geschminkte Elf löschte die Flamme und stellte die Kerze beiseite. Dann winkte er Ryan zu sich.
    Ryan nickte und erwartete seine Anweisungen.
    »Treten Sie bitte in die Mitte des Kreises«, sagte Harlekin. »Legen Sie das Drachenherz in die exakte Mitte. Ich habe sie markiert.«
    Ryan nickte und holte dann vorsichtig das Drachenherz aus der Hüftschärpe. Er legte das Artefakt auf den blauen Fleck im Mittelpunkt des Raumes.
    »Das Drachenherz

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