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Bis zum bitteren Ende

Bis zum bitteren Ende

Titel: Bis zum bitteren Ende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jak Koke
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versperrte ihr die Sicht, und sie konnte das Licht nicht mehr erkennen.
    Das unerträgliche Kreischen der brennenden Ungeheuer fraß sich in ihren Verstand, und sie konnte das Lied nicht mehr hören.
    Ist es verschwunden? Hat Oscuro das Licht ausgelöscht? Das Lied zum Verstummen gebracht?
    Lucero tastete sich einen langen Augenblick durch die Dunkelheit und lauschte auf irgendein Bruchstück des Liedes.
    Dunkelheit und Blut wirbelten ringsumher. Rauch und Schreie.
    Dann sickerte es wieder durch, ein Anflug von Grau in der Nacht. Ein perfekter Ton des Liedes drang an ihre Ohren. Er drang zu ihr, voller Verzweiflung. Und sie verstand die Worte.
    Du bist der Grund, warum er sich hier halten kann. Du bist das Gleichgewicht zwischen Gut und Böse. Zwischen Yin und Yang.
    Lucero blinzelte, um den Rauch zu durchdringen. Der dunkle Keil umschloß jetzt fast den gesamten Vorsprung, den Blutfleck, der die gesamte Breite der unvollendeten Brücke umspannte.
    Deine Schwäche hat dazu geführt, daß du benutzt werden konntest. Tritt ins Licht, und er kann dir nicht mehr schaden.
    Nur an der Spitze, einen Meter entfernt, leuchtete das Licht noch. Ein kleiner Bereich strahlender Perfektion in einem Morast fauligen Gestanks.
    Begib dich ins Licht, dann wirst du frei sein.
    Lucero trat noch einen Schritt näher zur Spitze des Vorsprungs. Sie hörte die Musik lauter werden, als sie sich der neuen Grenze näherte. Es war offensichtlich, daß die Sängerin keinen weiteren Angriff überstehen würde. Lucero mußte sich jetzt zu ihr gesellen.
    Oscuros Stimme zischte in ihr Ohr. »Wenn du ins Licht trittst, wirst du genauso enden wie die anderen - du wirst verdampfen und sterben.«
    Ein Schritt.
    Noch einer, und...
    »Mein Kind«, zischte es wieder. »Bis jetzt warst du mir sehr nützlich, aber dein Verrat strapaziert selbst meine Geduld aufs äußerste.«
    Lucero bewahrte sich ihre Konzentration und ging weiter.
    Sengende Hitze brannte sich in die Haut ihres rechten Arms, als sie ins Licht trat. Seine Schönheit brachte denjenigen Körperteilen durchdringende Schmerzen, welche die Barriere des Lichts durchdrungen hatten. Ein Teil ihres Gesichts und ihres Rumpfs, das rechte Bein. Das Licht reinigte Teile ihrer fleckigen Seele, während das Lied ringsumher abrupt lauter wurde.
    Dicke Ranken aus Fleisch schossen wie Darmschlingen aus den versengten Leichen rings um Oscuro und legten sich um sie. Fesseln, die sich um ihr linkes Bein und ihren linken Arm legten, die beiden Gliedmaßen, die sich noch in der Dunkelheit befanden.
    Und hielten sie mitten im Schritt zurück. Halb im Licht, halb in der Dunkelheit.
    »Ich kann nicht zulassen, daß du mich verläßt«, drang der zischende Wind an ihr linkes Ohr. Sie hörte die Worte jedoch kaum, da ihre Seele unter der Kluft zwischen den Welten erbebte. Durch die Gegeneinanderstellung entzwei gerissen wurde.
    Gelähmt durch den Widerspruch verlor Lucero jegliche Fähigkeit des rationalen Denkens.
    Du mußt ihn bekämpfen. Die Göttin sprach zu ihr. Ihr Name lautete Thayla, und sie war die Beschützerin der Welt. All das wußte Lucero jetzt, alles über das Licht und die Dunkelheit. Du mußt dich mir jetzt völlig hingeben.
    Sie wußte all das, aber sie konnte sich nicht bewegen. Sie konnte nichts tun.
    Oscuro erweckte einen weiteren Schwarm Leichen und Kreaturen, die in Blut gebadet waren. Sie spürte sie kommen, und sie wußte, wenn sie diesmal die Barriere trafen, würden sie das Lied verschlingen. Thayla und das Licht, das sie ausstrahlte, standen kurz davor, ausgelöscht zu werden.
    Lucero hielt den Atem an, während sie auf das Ende wartete.

17
     
    Ryan trieb in einer tintigen schwarzen Leere, die geräusch- und geruchlos war. Die Abwesenheit jeglicher Sinneswahrnehmung.
    Er versuchte, ganz ruhig zu bleiben. Er hatte Geschichten über metaplanares Reisen gehört. Während seiner Undercover-Tätigkeit bei Fuchi Industrial Electronics hatte seine Freundin Miranda ihm vom Hüter der Schwelle berichtet - einer Wesenheit, die das Tor zu den Metaebenen bewachte.
    Miranda hatte ihm erzählt, der Hüter erscheine jedem Reisenden in einer anderen Inkarnation, um seinen Wert zu testen. Ryan versuchte den Gedanken an Miranda zu verdrängen. Sie war für einen kurzen Zeitraum Mitglied des Assets-Teams gewesen und in einem Kampf mit Burnout gestorben. In einem Kampf um das Drachenherz. Ryan fühlte sich immer noch dafür verantwortlich.
    Die Leere ringsumher nahm Gestalt an, ballte sich zusammen und wurde

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