Bis zum bitteren Ende
Suite zu erledigen.
Auf dem Anwesen trieben sich zu viele Sicherheitsleute, Polizisten und Bauarbeiter herum. Dort konnte sie nicht arbeiten.
Doch sie wußte, daß noch mehr dahintersteckte als nur die Arbeit. Seit dem Attentat auf Dunkelzahn vor zwei Wochen besuchte Nadja mindestens einmal am Tag die Explosionsstelle. Sie ging dorthin, um sich zu erinnern, um den Augenblick in ihr Gedächtnis einzufrieren, bis er zu einem Teil von ihr und ihrem Herzen geworden war.
Sie hatte die Penthouse-Suite langfristig gemietet.
Nadja trug ein raffiniert geschnittenes Kostüm von dunkelgrüner, fast schwarzer Farbe. Ihr Körperbau war eifisch - schlank und über zwei Meter groß mit breiten Schultern und langen Gliedmaßen. Ihr rabenschwarzes Haar glänzte in der Sonne, als sie die Virginia Avenue unter sich betrachtete mit der prismatischen Wolke, die über dem klaffenden Loch in der Straße schwebte, wo Dunkelzahn ermordet worden war.
Regenbogenfarben schimmerten und tanzten in der Wolke, die ihre Magier ein Managewitter nannten. Rings um den Krater standen Menschenmassen, die bis an den Kettenzaun drängten, welcher sie davor schützte, in das Managewitter gesogen zu werden. Inzwischen waren bereits mehrere Personen in dem Phänomen verschwunden.
Ihre Experten hatten ihr gesagt, daß es sich um ein Loch handelte - um einen Riß in dem Gewebe, welches den physikalischen Raum und die Metaebenen trennte, hervorgerufen durch die Zerstörung von Dunkelzahns Geist.
Nadja holte tief Luft, während die Bilder von der Explosion noch einmal vor ihrem geistigen Auge vorüberzogen. Sie erinnerte sich an den Abend der Amtseinführung vor zwei Wochen. An die Party in diesem Hotel, unten im großen Ballsaal. Sie hatte mit Dunkelzahn getanzt, ein wunderbarer, perfekter Augenblick, als sie von der Menge angestarrt über den Parkettboden geglitten waren.
Die Zuschauer bewunderten ihren neuen Präsidenten - Dunkelzahn in seiner menschlichen Gestalt, ein junger Mann mit wunderbaren Proportionen wie Michelangelos David, makelloser olivfarbener Haut und lockigen braunen Haaren. Nur seine Augen verrieten seine übernatürliche Herkunft - metallisch blau und silbern mit Pupillen, die außergewöhnlich schwarz waren wie stecknadelkopfgroße Fenster in eine tiefe Leere.
Er bewegte sich mit Anmut und Sicherheit auf dem Parkettboden und führte Nadja, die Frau, die als seine Übersetzerin bekannt war. Seine Stimme. Sie war seine Assistentin und seine Wahlkampfmanagerin. Seine Freundin und engste Verbündete.
Ihr Tanz verzauberte die Menge, die voller Ehrfurcht und Befriedigung zusah. Für einen winzigen Augenblick, einen atemberaubenden Moment reiner Schönheit, waren sie der Mittelpunkt des Universums.
Ihr Tanz wurde von Carla Brooks unterbrochen, der hochgewachsenen dunkelhäutigen Sicherheitsleiterin, die Dunkelzahn einen wichtigen Anruf meldete. Äußerst dringend.
Dunkelzahn hatte sich rasch entschuldigt und in ein Vorzimmer zurückgezogen, um den Anruf entgegenzunehmen. Erst später erfuhr Nadja, daß Ryan Mercury angerufen hatte.
Äls Dunkelzahn auf den Tanzboden zurückgekehrt war, hatte Nadja seine Gedanken gespürt. Ich muß dich verlassen, Nadjaruska. Die Gedanken überkamen sie wie eine statische Ladung, und sie verstand sie nicht als Worte, sondern als Ausdehnung ihres bewußten Verstandes.
Das waren die letzten Gedanken des Drachen gewesen, die sie in ihrem Kopf gehört hatte, und sie vermißte sie. Sie hatte das Gefühl, als sei ein Teil von ihr mit Dunkelzahn gestorben, als habe ein Teil ihrer Seele sie verlassen.
Nadja umklammerte das Balkongeländer und ließ sich von den hypnotischen Mustern des Managewitters unter ihr verzaubern. Bilder von der Explosion prasselten wie Hagelkörner durch ihren Verstand. Dunkelzahns Limousine, wie sie die kreisförmige Auffahrt zum Hotel verließ. Die Explosion, die durch die Nacht hallte und die Limousine in einem Feuerball verzehrte, während Nadja draußen auf dem Gehsteig stand und sich mit Carla Brooks unterhielt. Der schnittige, schwarze Mitsubishi Nightsky, wie er in eine Kugel aus Plasma und sengender orangefarbener Hitze gehüllt war.
Autos vor und hinter Dunkelzahns Limousine wurden in die Luft geschleudert. Bäume brachen in Flammen aus, und Dunkelzahn brüllte vor Schmerzen, ein telepathischer Aufschrei, der in ihrem Kopf explodierte, bevor das eigentliche Geräusch an ihre Ohren drang.
Nadja sah ihn in seiner Drachengestalt aus der Explosion auftauchen, sein Körper ein
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