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Bis zum bitteren Ende

Bis zum bitteren Ende

Titel: Bis zum bitteren Ende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jak Koke
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erzählt, er sei ein Spiegel und mehr, als er glaube.
    Ryan sprach auf telepathischem Weg mit Axler und Grind. Nicht schießen, sagte er. Ich bin Ryan. Ich weiß nicht, wie, aber ich habe mich in dieser Gestalt manifestiert.
    Axlers Blick wurde kein Grad wärmer. »Keine Bewegung!« befahl sie.
    Eine Explosion auf dem Locus ließ den Turm unter ihren Füßen erbeben und hin und her schwanken. Unbewußt setzte Ryan seine Schwingen ein und erhob sich ein Stück vom Dach, während die anderen sich mühten, sich auf dem schwankenden Dach auf den Beinen zu halten.
    Axler, du mußt mir vertrauen. Wenn du auf dein kaltes Herz hörst, wirst du wissen, daß ich der echte Ryan bin.
    Axler blieb auf Distanz, schoß jedoch nicht. Sie war noch nicht dazu bereit, ihm zu vertrauen, wollte aber auch nicht riskieren, auf ihn zu schießen, falls er die Wahrheit sagte.
    Ryan betrachtete die Szenerie unten am Boden. Er brauchte jetzt kein Fernglas mehr. Sein Sehvermögen war unglaublich scharf. Das ganze Gebiet rings um den Locus war mit verbrannten Leichen übersät. In einem Radius von einem halben Kilometer um den Locus rührte sich nichts mehr. Alle waren tot.
    Ryan zuckte beim Gestank des verkohlten Fleisches zusammen, der von unten aufstieg. Überall brannten Bäume und sandten schwarze Rauchschwaden in den wolkenlosen Nachthimmel. Die Teocalli sah aus wie ein geschmolzener Schlackehaufen. Auf der dem Locus zugewandten Seite war der Stein förmlich weggesprengt und verbrannt worden, in der Hitze geschmolzen.
    Der Locus ruhte intakt und unversehrt inmitten der Zerstörung. Seine Oberfläche war jetzt matt, nicht mehr glänzend, mit Ausnahme eines schwachen Glühens, das von den haarfeinen Orichalkumfäden ausging, die den Stein durchzogen. Ryan spürte, wie der Magievorrat im Locus abnahm, und wußte, daß Lethe und das Drachenherz dafür verantwortlich waren.
    Axler und Grind bewahrten immer noch ihre abwehrende Haltung. Axler flüsterte Jane über ihr Kehlkopfmikrofon zu: »Kannst du das sehen?«
    Plötzlich schwankte der Turm wieder in einer Windbö, und diesmal neigte er sich heftig zur Seite. Die Explosionen hatten ihn offenbar in Mitleidenschaft gezogen. Der alte Aussichtsturm des Vergnügungsparks stand kurz davor umzustürzen - mit ihnen allen auf dem Dach.
    Ryan mochte überleben. Schließlich konnte er jetzt fliegen. Aber seine Freunde würden mit Sicherheit sterben, wenn der Turm kippte. Er konnte sie unmöglich alle retten.

44
     
    Nadja schritt in dem Raum auf und ab, während mattes Sonnenlicht durch das Oberlicht fiel. Sie ging an den Louis-quinze-Stühlen und an dem großen Steinkamin vorbei und trat hinter das blaue Samtsofa, auf dem Harlekin und Aina bewußtlos saßen, und dann wieder zurück. Immer im Kreis.
    Dabei zitterte sie und rieb sich die Arme. In Harlekins Château d'If war es morgens ziemlich kalt.
    Die beiden zusammengesunkenen Elfen hatten sich seit Stunden nicht bewegt. Sie saßen Seite an Seite und mit erschlaffter Miene da und verrieten nichts über Erfolg oder Mißerfolg ihres Unternehmens. Nichts über Ryan.
    Nadja hatte mit Jane-in-the-box in Verbindung gestanden, aber die Deckerin konnte den anderen nicht in den Astralraum folgen und wußte nicht, was geschehen war. Ob sie siegten oder starben.
    Jane Foster saß mit untergeschlagenen Beinen auf dem Diwan dem Sofa gegenüber. Sie trug ein Missouri-Sweatshirt über ihrem malvenfarbenen Kleid und drehte geistesabwesend ihren Drachenring, den sie am Finger trug. Sie war ebenfalls eine Elfenmagierin, zwar noch ein Lehrling, aber auf ihre Weise bereits ziemlich mächtig, wenngleich viel jünger und unerfahrener als Aina und Harlekin.
    Foster schlief nicht, sondern meditierte. Dies war ihre Art, sich die Zeit zu vertreiben und zu versuchen, sich keine Sorgen zu machen. Außerdem war der Raum zu klein, um ihnen beiden zu gestatten, auf und ab zu marschieren.
    Nadjas Mobiltelekom klingelte, und sie straffte sich abrupt und ging zu dem Tisch, auf dem es lag. Sie klappte den Bildschirm auf und nahm das Gespräch entgegen.
    Jane-in-the-box' Icon füllte den Schirm aus, lächerliche Comic-Brüste, die kurz davor standen, die enge gelbe Korsage zu sprengen. Volle, grellrote Lippen, die einen Schmollmund formten. Riesige blaue Augen.
    »Ja, Jane?« fragte Nadja.
    »Es ist etwas passiert«, antwortete Jane. »Sehen Sie selbst.«
    Auf dem Bildschirm wich Janes Icon einem ruckelnden, körnigen Blick von der Spitze eines Aussichtsturms. Talon und Ryan lagen

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