Bis zum bitteren Tod (German Edition)
wieder unten bin, spule ich den Film zurück und sehe nach, ob jemand in der Zwischenzeit gekommen oder gegangen ist. Der Film zeichnet auch den Zeitpunkt auf.«
»Was, wenn Sie jemanden nicht erkennen können?«, fragte Joe Segel.
»Nichts ist vollkommen. Das ist eine Schwachstelle. Aber Miss Jane Camaro hätte ich auf jeden Fall erkannt. Die war nämlich ein heißer Feger.«
»Haben Sie den Film überprüft, nachdem das Auto aufgebrochen wurde, und vielleicht gesehen, dass sie das Gebäude verlassen hat?«
»Nein, hab mir nicht die Mühe gemacht. Ich war nur drei oder vier Minuten draußen, ich hätte es mitbekommen, wenn jemand gekommen oder gefahren wäre. Scheinwerfer, Automotoren und so.«
»Wie lange würde es dauern, den Film zurückzuspulen, damit wir einen Blick darauf werfen könnten?«
»Ein paar Stunden vielleicht. Da ist verdammt viel drauf auf diesem Film.«
»Gut. Vielleicht machen Sie das ja mal, wenn Sie Zeit haben, und geben mir dann Bescheid.«
»Kein Problem, Sir.«
»Hatte Jane einen Wagen?«
»Sie hat nie das Formular für einen Stellplatz ausgefüllt. Aber sie muss ein Auto gehabt haben. Sonst kommt man hier ja kaum her. Wahrscheinlich hat sie es einfach vergessen.«
»Achtet die Verwaltung auf solche Dinge?«
»Nein. Der Parkplatz steht die meiste Zeit sowieso zur Hälfte leer. Deswegen nehmen wir es mit solchen Dingen nicht so genau. Jedenfalls hab ich sie nie hinter einem Steuer gesehen. Das heißt aber nicht, dass sie keinen Wagen gehabt hätte.«
Joe dankte Fred für seine Hilfe. Wegen der Anwohnerbefragungen wolle man in Kontakt bleiben. Zurück in seiner Polizeidienststelle, griff er zum Hörer und wählte die Privatnummer von Lieutenant Commander Jimmy Ramshawe in Fort Meade.
15.30 Uhr, am gleichen Tag
National Security Agency
Der Anruf von Detective Segel warf mehr Fragen auf, als er Antworten lieferte. Wie viel Zeit war zwischen »Janes« Heimkehr und dem Vorfall auf dem Parkplatz vergangen? Wer informierte Fred über den Vorfall? Was genau war in den wenigen Minuten, die Fred draußen gewesen war, von der Überwachungskamera aufgezeichnet worden? Und was zum Teufel sollte es, die Windschutzscheibe eines Lincoln einzuschlagen? Keiner bricht so einen Wagen auf, schon gar nicht, wenn er über eine Alarmanlage verfügt.
Eigentlich wurden kaum noch Autos aufgebrochen, weil die Alarmsysteme so gut geworden waren. Wer immer diesen Lincoln aufgebrochen hatte, er wollte ihn sicherlich nicht klauen und mit ihm ohne Windschutzscheibe durch die Gegend gondeln. Außerdem kam man durch die Windschutzscheibe ziemlich schlecht ins Wageninnere.
Nein, ging es Jimmy durch den Kopf, das ergab keinen Sinn, außer, es war reiner Vandalismus. Und wer zum Teufel sollte so was machen, wenn er damit rechnen musste, erwischt zu werden, nachdem die Alarmanlage losging?
Es gab nur eine Person, die einen Grund hatte, die Windschutzscheibe zu zerschmettern, und das war jemand, der wollte, dass Fred für ein paar Minuten seinen Posten verließ. Damit er ins Gebäude gelangen oder jemand herauskommen konnte.
Er schnappte sich den Hörer und rief Fred an, der augenblicklich die Hacken zusammenschlug, als er den Navy-Lieutenant-Commander von der NSA am Apparat hatte. Er versprach, in zwei Stunden zurückzurufen und einige Antworten zu präsentieren. Als er es dann tat, entsprachen die Antworten exakt dem, was Jimmy vermutet hatte.
Der Einbruch in den Wagen ereignete sich 18 Minuten nach Jane Camaros Rückkehr. Fred hatte die Alarmanlage nicht gehört, weil er vor dem Fernseher gesessen hatte. Er war von einem Chauffeur aufgeschreckt worden, der ins Gebäude kam und behauptete, einige Typen seien von einem großen Lincoln mit eingeschlagener Scheibe und schrillender Alarmanlage weggelaufen.
Fred hatte den Chauffeur nur flüchtig gesehen, seiner Beschreibung nach könnte er Italiener oder Puerto Ricaner gewesen sein. Und, ja, er habe sich den Film angesehen, die fraglichen Minuten, und dabei eine Gestalt erkannt, die das Gebäude verlassen habe und bei der es sich um Jane handeln könnte. Sie hatte sich von der Kamera abgewandt und eine Zeitschrift vors Gesicht gehalten. Außerdem war sie irgendwie komisch gegangen, konnte also gut sein, dass sie es vielleicht doch nicht gewesen war. Möglicherweise aber schon. Wie auch immer, jedenfalls hatte sie einen Koffer mittlerer Größe bei sich.
Carla Martin, du bist eine professionelle Lady, durch und durch. Jimmy Ramshawe zollte ihr seinen
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