Bis zum bitteren Tod (German Edition)
angegeben, jene in Bowling Wharf oder wie das heißt.«
»Hör zu, Jane. Früher oder später wird jemand einen Bewohner in einem Apartmentblock als vermisst melden. Erinnere dich an Emilys Worte: Apartment, Hauswart, Balkon. Die Polizei wird nach Carla Martins Pass suchen, aber das ist eine Sackgasse. Niemand wird je wieder von ihr hören. Und wir sind die Einzigen, die um den wahren Zweck ihres Aufenthalts wissen. Denn Emily hat Carla alles über die Reise des Admirals nach London erzählt, sein Hotel, die Abflugdaten von Washington. Und jemand wird dort auf ihn warten. Und dieser Jemand wird versuchen, ihn zu töten. Arnolds Leben ist in größter Gefahr.«
»Wird dir das irgendjemand abkaufen?«
»Ich bezweifle es. Und ganz bestimmt nicht Arnold.«
»Was willst du also unternehmen?«
»Ich würde ihn gern von der Reise abhalten. Aber genauso gut könnte man versuchen, mit bloßen Händen einen Güterzug zu stoppen.«
10.00 Uhr, Freitag, 6. Juli
Polizeidienststelle Brockhurst
Detective Joe Segel hatte mehr »Informationen« vor sich, als er verarbeiten konnte. Bislang war die Gesuchte angeblich 65 Mal »gesichtet« worden – alle behaupteten, eine junge Frau, auf die Carlas Beschreibung zutraf, gesehen zu haben, wie sie in den frühen Morgenstunden in Richtung Brockhurst gefahren sei.
Die Wagenbeschreibungen, von kleinen Kompaktautos bis zu riesigen SUVs, differierten noch mehr als die Orte, an denen sie angeblich gesichtet worden war. Einige Anrufer behaupteten zu wissen, wo sie wohnte. Joe Segel schickte Streifenwagen durch die Gegend, um zu überprüfen, ob das von Emily Gallagher so überzeugend vorgetragene Dreigespann Apartment-Hauswart-Balkon auch wirklich vorhanden war.
Drei Wohnungen blieben daraufhin übrig, bei Befragungen durch die Beamten stellte sich allerdings heraus, dass dort niemand wohnte, auf den Carlas Beschreibung zutraf, dass niemand vermisst wurde und sich in keinem Fall am Montagabend nach 22.30 Uhr eine Frau noch außerhalb der Wohnung aufgehalten hatte. Alle drei dieser teuren Apartmentblocks beschäftigten gewissenhafte Hauswarte, die jeden Bewohner per Computer registrierten.
Das alles war eine große Enttäuschung. Das größte Problem war jedoch die Identifizierung von Carla Martin. Computeranfragen ergaben, dass nur drei hellhäutige weibliche Personen dieses Namens im Mai 1982 in den USA geboren worden waren. Was das Geburtsdatum anbelangte, traute der Ermittler Jim Caborn.
Nach weiteren Nachforschungen stellte sich heraus, dass zwei davon niemals einen Pass beantragt hatten. Die dritte Carla Martin, am 27. Mai 1982 in Baltimore, Maryland, geboren, war unverheiratet und lebte mittlerweile in Phoenix, Arizona, wo sie an der Highschool Sport unterrichtete. Es gab an die 278 Schüler, etwa 19 Lehrer und 67 Elternteile, die bereit waren zu schwören, dass Miss Martin am Montag bis 19 Uhr abends, das entsprach 21 Uhr in Brockhurst, drei Fußballspiele geleitet hatte. Nein, sie habe keinen abendfüllenden Teilzeitjob in einer Hotelbar, 4000 Kilometer von Arizona entfernt.
Die Polizei in Phoenix befragte Miss Martin, halbherzig nur, da sie ganz offensichtlich nichts mit dem Mordfall zu tun haben konnte. Dadurch entging ihnen die Tatsache, dass ihre Kusine mütterlicherseits, Kathy Streeter, mit einem Mr. Dori Hussein verheiratet war, dem Kulturattaché an der jordanischen Botschaft in Washington, D. C.
Wie sein Kollege Ahmed war auch Mr. Hussein ein Agent der Hisbollah, und ein guter dazu. Dokumente zählten zu seinem Spezialgebiet, er besaß einen Abschluss der Rhode Island School of Design.
Also, wie zum Teufel kam die Brockhurst-Carla an den Pass der Phoenix-Carla? Das war die Frage, die Joe Segel brennend interessierte. Auch wenn ihm bewusst war, dass es eine Sackgasse war. Denn der Pass, den Carla Jim Caborn vorgelegt hatte, war offenkundig gefälscht und konnte auf alle möglichen Arten gescannt und kopiert worden sein. Es war sogar denkbar, dass die Fälscher sämtliche Namen, Daten und Orte erfunden hatten.
Und hatte Carla ihn benutzt, als sie in die USA einreiste, falls sie Ausländerin war? Wer zum Teufel wusste das schon? Außerdem ging ihn das alles sowieso nichts an. Er wollte doch um Himmels willen nur wissen, wer Matt Barker umgebracht hatte. Alles, was er an diesem Tag mit Sicherheit erfahren hatte, war, dass eine Frau, die an einer Highschool in Arizona Sport unterrichtete, unschuldig war.
Die umfassende Überprüfung aller internationalen
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