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Bis zum bitteren Tod (German Edition)

Bis zum bitteren Tod (German Edition)

Titel: Bis zum bitteren Tod (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrick Robinson
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geschehen würde.
     
     
    23.00 Uhr, Freitag, 13. Juli
Tipperary, Irland
     
    Shakira war wieder im Cashel Palace Hotel. Sie hatte mit Dennis noch einen Irish Coffee zum Abschied getrunken und sich dann zurückgezogen. Die Zimmermädchen hatten die Vorhänge vorgezogen und das Bett aufgeschlagen. Bevor sie sich in die makellosen Leinenlaken legte, zog sie die Vorhänge auf und sah zu den mit Scheinwerfern angestrahlten Umrissen des Rock of Cashel, der ihr mittlerweile fast wie ein alter Freund vorkam.
    Wie viele Terroristen hatte Shakira einen unruhigen Schlaf, wachte alle zwei Stunden auf, schreckte hoch und griff nach ihrem langen Anglermesser, das sie unter dem Kopfkissen liegen hatte. Dann betrachtete sie die Wälle des Rocks, die sich vor dem nächtlichen Himmel abzeichneten, und sinnierte über das Alter dieser Mauern, über die Jahrhunderte, die sie hier schon standen und die grünen Ebenen beherrschten, ein Ort der Könige und Bischöfe, der Heiligen und Chorsänger, der Römer und Normannen.
    Eine Weile lag sie nur da, versunken in friedliche Gedanken, die ihr so oft versagt waren. Ihre Gedanken wanderten zum Mizen Head, wo sie hinausgeschaut hatte auf das weite Wasser, und sie stellte sich die Unermesslichkeit des Atlantiks vor, der nun im Dunkeln lag, bedeckt mit den weißen Schaumkronen der Wellen, unter denen ein schwarzes U-Boot durch die Tiefen glitt, das ihr den Ehemann bringen würde.
    Konnten sie jemals wie andere Menschen ein Zuhause haben? Selbst die Ärmsten hatten ein Zuhause, es mochte klein sein, beengt, sie und Ravi jedoch hatten nichts. Das letzte Zuhause, das sie hatten, in Damaskus, war allem Anschein nach vom israelischen Mossad in Schutt und Asche gelegt worden.
    So würde es immer sein. Immer würden andere versuchen, sie umzubringen. Und Ravi und sie würden versuchen zu überleben, zu leben und zu lieben und alles zu tun, um den Westen und alles, wofür er stand, zu vernichten. Alles für die muslimische Sache, für Allah und die Worte des Propheten. Sie waren Frontkämpfer des Dschihad. Aber würde sich Allah auch in diesem Leben um sie kümmern, so wie er es im nächsten tat? Dessen war sich Shakira nicht so sicher.
    Wieder dachte sie an den St. Patrick’s Rock und fragte sich, wie viele Menschen sich wohl in all den Jahren an den großen Schutzpatron Irlands gewandt und ihn um Rat und Beistand gebeten hatten, so wie Ravi und sie sich an Allah wandten. War der Glaube dieser Iren weniger mächtig als ihr eigener? Darauf wusste sie keine Antwort, trotzdem wünschte sie sich aus ganzem Herzen, dass sie diesen Ort morgen nicht verlassen müsste. Dass Ravi und sie für immer hier Zuflucht finden könnten, hier im Schatten des Heiligen Patrick unterhalb des Felsens.
    Dennoch, morgen würde sie Cashel verlassen. Ihr Fahrer würde sie um neun Uhr abholen und nach Dublin bringen. Aber nicht ins Shelbourne Hotel. Sie musste weiterziehen. Sie hatte eine Reservierung im Merrion, gleich um die Ecke des Shelbourne, vielleicht das beste Hotel in Dublin, ein teurer kleiner Palast, errichtet aus fünf georgianischen Häusern, von denen eines das Geburtshaus des Herzogs von Wellington gewesen war, des Iren, der Napoleon bei Waterloo besiegt hatte.
    Sie verließ Cashel, weil sie glaubte, ihr Platz sei in Dublin, wo Ravi nach ihr suchen würde. Vielleicht kam er auch früher; falls dem so war, wollte sie sich mit ihrem Handy ganz in der Nähe ihres Treffpunkts aufhalten. Wahrscheinlich würde ihnen nicht mehr viel Zeit bleiben. Sie würden direkt nach England weiterfahren, obwohl sie noch nicht wusste, wie sie das bewerkstelligen wollten. Und dort weiter zur Ermordung des Mannes, dessen Bild sie in Gaza auf den drei Zeitungsausschnitten gesehen hatte, den Schwiegersohn ihrer Freundin Emily.
    Das alles schien lange her zu sein. Sie musste an den ungestümen Charlie denken und wie er nun ohne sie auskam. Dieser dumme, dumme Matt Barker. Sie wäre gern noch etwas länger in Virginia geblieben, weil sie Emily wirklich mochte. Auch Brockhurst war ein friedlicher Ort gewesen, es schien so viele davon auf der Welt zu geben. Aber nicht für sie und Ravi; für sie war jeder Ort ein Schlachtfeld.
    Sie schlief wieder ein. Am nächsten Morgen nahm sie in ihrem Zimmer ein leichtes Frühstück zu sich, packte ihre wenigen Sachen und verabschiedete sich vom St. Patrick’s Rock. Ihr Fahrer wartete bereits. Sie fuhren nach Nordosten, zurück in die Stadt. Erneut lehnte sich Shakira zurück und bewunderte die satte,

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