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Bis zum bitteren Tod (German Edition)

Bis zum bitteren Tod (German Edition)

Titel: Bis zum bitteren Tod (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrick Robinson
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Periskoptiefe bliebe. Von dort musste General Rashud dann an die Küste kommen.
    Das Boot erwachte zum Leben, als sie sich diesem Punkt näherten. Ein kleines Gummischlauchboot mit Holzdeck wurde vorbereitet, ein behelfsmäßiger Davit zusammengebaut. General Rashud hatte mittlerweile Zivilkleidung angelegt: dunkelgraue Hose, schwarzes T-Shirt, bequeme Schuhe und eine braune Wildlederjacke.
    Seine Ledertasche enthielt alle seine Dokumente, Kreditkarten und Bargeld, einige Tausend in Euro und britischen Pfund, dazu einen warmen Shetland-Pullover und Autohandschuhe. Sein Kampfmesser steckte hinten am Rücken im dicken Ledergürtel. Eine andere Waffe trug er nicht bei sich.
    Zwanzig Minuten nach vier befahl Kapitän Abad die Kilo an die Oberfläche. Gischtend tauchte das iranische U-Boot auf. Acht Mannschaftsmitglieder stiegen sofort auf den Rumpf und bauten den Davit zusammen. Sie hievten das Schlauchboot hoch, bevor zwei aus der Mannschaft es vollständig aufpumpten.
    In der Zwischenzeit wurde der schwarze, 50 PS starke Yamaha-Außenborder aus einer Luke geholt, und zwei Maschinisten schraubten ihn am Heck fest. Dann wurde das Schlauchboot nach unten auf das ruhige Wasser gehievt. Als Nächstes wurde ein Netz ausgerollt, das über den Rumpf zum Schlauchboot hinunterreichte.
    General Rashud kam mit dem Kapitän an Deck. Die beiden Männer gaben sich die Hand. »Allah sei mit Ihnen!«
    »Danke, Kapitän«, erwiderte Ravi. Dann kletterte er das Netz hinunter, warf seine Tasche ins Schlauchboot, bevor er selbst an Bord sprang. Der Außenborder lief bereits, der Seemann, der das Boot zu Wasser gebracht hatte, überreichte Ravi das Ruder und kletterte über das Netz hinauf.
    Der Hamas-General war jetzt allein. Er ließ den Blick nach vorn schweifen. Die Silhouette der schmalen Landzunge an der Südseite des Hafens hob sich im fahlen Mondlicht als schwarze Linie ab. Er sah nach rechts, zum Licht von Streek Head, dann gab er sacht Gas und nahm Kurs nach Westen, hin zur Küste des County Cork.
    Kaum hatte er sich einige Meter vom U-Boot entfernt, setzte es sich wieder in Bewegung und verschwand unter der Meeresoberfläche. Ravi hatte keine Ahnung, wohin es jetzt steuerte.
    Es war kühl. Ravi wünschte, er hätte seinen Pullover nicht in die Tasche gestopft, sondern angezogen. Das Schlauchboot glitt mühelos durch die niedrigen Wellen der Hafenzufahrt. Ravi drosselte die Geschwindigkeit, er wollte um jeden Preis vermeiden, dass er die Jachteigner aufweckte und bemerkt wurde.
    So tuckerte er mit sechs statt der 20 Knoten dahin, die dieses leichte Boot bei Höchstgeschwindigkeit erreichen würde. Zum ersten Mal seit vielen Tagen interessierte ihn die Wassertiefe nicht. Das Schlauchboot hatte einen Tiefgang von kaum einem halben Meter, während Crookhaven eine beträchtliche Tiefe aufwies. Im 18. Jahrhundert hatten hier Postschiffe aus den USA und selbst Klipper festgemacht. Gerüchten zufolge hatten während des Zweiten Weltkriegs sogar deutsche U-Boote hier vor Anker gelegen und waren aufgetankt worden – so weitverbreitet war der Hass auf die Engländer gewesen.
    Niemand hatte es laut zugegeben, die Gerüchte aber hielten sich hartnäckig. Viele der Bewohner konnten sich noch gut an die Älteren erinnern, die bei den Eröffnungsklängen von »It’s a Long Way to Tipperary« mit der Faust auf den Tisch schlugen und dazu ausriefen: »In meinem Haus wird so was nicht gespielt. Das ist ein britisches Marschlied.«
    Das alles ging auf das erste Viertel des 20. Jahrhunderts und die englische Besatzungsarmee, die verhassten Black and Tans, zurück. Nur 50 Kilometer östlich von Crookhaven liegt an der Küste das Dorf Clonakilty, der Geburtsort des »Big Fella« Michael Collins, des Oberbefehlshabers der Armee des Irischen Freistaats – jener Patrioten und Guerillakämpfer, denen es schließlich gelang, die Briten aus dem Land zu treiben.
    Collins und Rashud hatten eine Menge gemeinsam. Beide brachten ihren ungestümen, aber leichtsinnigen Truppen ein gewisses Maß an Disziplin bei. Beide wurden von glühendem Hass auf den Feind angetrieben, beide nahmen an spektakulären Aktionen teil. Die herzzerreißende Tapferkeit von Michael Collins und seiner Corkmen beim Osteraufstand in Dublin 1916, bei dem sie, nur mit Handfeuerwaffen ausgestattet, der britischen Artillerie entgegentraten, hatte wie Brian Boru in Cashel längst Eingang in die irische Legendenbildung gefunden.
    Noch immer wird ihnen zu Ehren am Jahrestag in Cork ein

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