Bis zum bitteren Tod (German Edition)
Türsteher, ein paar Minuten lang ein Auge auf den Wagen zu haben, und ging hinein, um mit der Rezeptionistin zu reden.
»Guten Morgen«, begrüßte er sie höflich. »Tut mir furchtbar leid, Sie aufscheuchen zu müssen, ich bin Captain Martin, ADC des Kommandeurs der 42 Commando der Royal Marines. Könnten Sie mir vielleicht sagen, ob diese Woche hier die hohen Tiere des Military Tattoo absteigen? Ich hab nämlich den Boss verloren.«
Das Mädchen hinter der Theke lachte. »Dieses Jahr leider nicht, Sir, obwohl sie schon oft hier bei uns waren. Diesmal, glaub ich, sind sie alle im neuen Cavendish Hotel, ebenfalls hier in der Princes Street, aber näher am Castle als wir.«
»Ich bin Ihnen sehr dankbar«, sagte Ravi. »Sie haben wahrscheinlich meine Karriere gerettet.«
Draußen setzte sich Ravi wieder hinters Steuer und fuhr langsam durch die Princes Street, Edinburghs Hauptdurchgangsstraße, bis er auf der linken Seite das Cavendish erblickte. Hundert Meter vor dem Eingang hielt er an. Shakira stieg aus. Sie trug ein billiges schwarzes Kleid und eine viel zu teure Handtasche, die hoffentlich niemandem auffallen würde.
Sie ging zum Türsteher und fragte ihn, an wen sie sich wenden solle, wenn sie Arbeit suche. »Gehen Sie einfach an die Rezeption, Lady«, sagte er, »und fragen Sie nach Mrs. Robertson. Sie ist dafür zuständig.«
Shakira tat, wie ihr gesagt worden war. Fünf Minuten später saß sie in einem kleinen Büro im Erdgeschoss, ihr gegenüber eine ernste, ordentlich gekleidete grauhaarige Schottin um die fünfzig, Janet Robertson, die jetzt in der geschäftigsten Zeit des Jahres vor Personalmangel nicht mehr ein noch aus wusste.
Sie gab sich höflich und geschäftsmäßig. »Haben Sie Erfahrung?«, fragte sie und fuhr, als Shakira nickte, mit der Frage fort, in welcher Funktion sie gern arbeiten möchte.
»Wir haben freie Stellen beim Zimmerservice und in der Hauswirtschaft, und wir brauchen zwei Bedienungen fürs Restaurant und für die Lounge. Aber Sie müssen Referenzen vorlegen.«
»Ich kann das alles machen, und ich habe Referenzen«, sagte Shakira. »Ich habe in mehreren Hotels gearbeitet, in Irland, in London und in den USA.«
»Haben Sie etwas gegen Schichtarbeit? Am Abend und frühmorgens?«
»Überhaupt nicht.«
»Benötigen Sie Unterkunft und Verpflegung?«
»Nein. Ich wohne bei meiner Schwester.«
Mrs. Robertson hatte bereits Gefallen an Shakiras ordentlicher Erscheinung und respektvollem Auftreten gefunden. Sie sah sich kaum ihren irischen Pass an, der auf den Namen Colleen Lannigan ausgestellt war, und auch nicht das Empfehlungsschreiben einer Londoner Bar im Covent Garden.
»Na gut, dann probieren wir es«, sagte Mrs. Robertson. »Mir ist es am liebsten, wenn Sie als Zimmermädchen im elften Stock anfangen, da brauchen wir am dringendsten Kräfte. Wenn möglich, helfen Sie heute Abend bereits beim Zimmerservice mit.
Da Sie nicht hier wohnen, zahlen wir Ihnen zehn Pfund die Stunde und fünfzehn für alles, was über sieben Stunden am Tag hinausgeht, Mittagspause nicht eingeschlossen. Sie bekommen von uns natürlich während der Arbeitszeit alle Mahlzeiten. Im Kellergeschoss gibt es eine Angestelltenkantine.«
»Vielen Dank, Mrs. Robertson«, sagte Shakira. »Werde ich eine Uniform tragen müssen?«
»Natürlich«, antwortete die Personalchefin des Cavendish Hotels. »Ich werde die Leiterin der Hauswirtschaft informieren, sie wird sich dann um Sie kümmern. Nehmen Sie einfach den Dienstaufzug zum elften Stock, Sie werden dort abgeholt.«
Nach einer halben Stunde fuhr Ravi wie abgemacht davon. Er drehte eine Runde um das gewaltige, auf dem riesigen schwarzen Vulkanfelsen gelegene Castle und hielt an, um im Cavendish Hotel anzurufen.
Es gelang ihm, eines der letzten freien Zimmer zu buchen, eines im zweiten Stock, das nur frei war, weil am Sonntagmorgen jemand abgesagt hatte. Nachdem er einen Parkplatz gefunden hatte, spazierte er durch die Altstadt von Edinburgh in Richtung Castle und über die Esplanade zum Eingang. Zwei bewaffnete Soldaten musterten jeden genau, der die historischen Gebäude innerhalb der Wälle dieser Festung aus dem 12. Jahrhundert besichtigen wollte.
Das Castle war zu seiner Zeit Königspalast, Militärkaserne und Staatsgefängnis in einem gewesen. Im Palastgebäude, wo im 16. Jahrhundert die schottische Königin Maria Stuart den späteren König von Schottland und England, Jakob I., geboren hatte, ist die schottische Krone ausgestellt.
Ravi jedoch
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