Bis zum bitteren Tod (German Edition)
Bezeichnung SAM 38000 darauf hin, dass er nicht an Bord war. So lautete der Codename nur, wenn jemand anderes die Maschine benutzte – Special Air Mission 38000.
Direkt dahinter, etwa acht Kilometer entfernt, flog eine kleinere Boeing der National Security Agency. Das war nichts Ungewöhnliches. Amerikas supergeheime Geheimdienstbehörde wünschte alles aufzuschnappen, was im näheren Umkreis des Präsidenten gesendet wurde.
Es war nicht unbedingt die billigste Operation. Allein Air Force One verschlang an die 60 000 Dollar pro Stunde. Die Sache mit Admiral Morgan allerdings war über solch weltliche Dinge erhaben. Präsident Bedford wollte, dass ihm nichts geschah, er wollte größtmögliche Sicherheit. Die Kosten spielten keine Rolle.
Während der gesamten Strecke von der Andrews Air Force Base östlich von Washington und über den Atlantik hatte die Mannschaft im NSA-Jet den Himmel nach Anzeichen von Ortungsgeräten abgesucht. Rick Hunter hatte derweil friedlich geschlafen, nachdem er wie ein König gespeist und ein Sirloin-Steak und Apfelkuchen mit Eis zu sich genommen hatte.
Um Rick, der um vier Uhr Ortszeit Lexington verlassen hatte, kümmerten sich zwei Stewardessen. Die zweite Crew, die nach dem Auftanken die Maschine in der Nacht zurückfliegen würde, befand sich im rückwärtigen Teil, während Rick in der Präsidentensuite untergebracht war.
Dem Ex-Navy-SEAL war von Lt. Commander Ramshawe mitgeteilt worden, Präsident Bedford würde sich um den Transport kümmern, und das, verdammt noch mal, hatte er auch getan.
SAM 38000 überflog in niedriger Höhe die Stadt Paisley und setzte drei Minuten nach 18 Uhr auf. Der Pilot brachte die Maschine zu einem zugewiesenen offenen Stellplatz neben dem internationalen Terminal. Sofort wurden mobile Treppen herangefahren. Rick stieg mit seiner CAR-15 Maschinenpistole aus. Sie befand sich in einer olivfarbenen Halterung, die wie die Verpackung einer Angelrute zum Lachsfang aussah.
Ein Zollbeamter in Begleitung eines Lieutenant Commander der Royal Navy erwartete ihn. Beide salutierten. Der Zollbeamte brachte eine unscheinbare Kreidemarkierung auf dem Maschinenpistolenbehälter und dem Seesack an, den Rick über die Schulter geworfen hatte.
Hinter ihnen stand ein roter Royal-Navy-Hubschrauber – eine Dauphin 2, die falls nötig Sidewinder AIM-9M-Lenkraketen abfeuern konnte. Rick brachte sein Gepäck und das Gewehr an Bord, schnallte sich an, und der Hubschrauber stieg sofort auf, nahm Kurs nach Nordwesten über Loch Lomond zum Loch Fyne und Inveraray.
Die Dauphin 2, die bei Kampfeinsätzen eine Geschwindigkeit von über 300 km/h erreicht, flog an diesem Abend annähernd mit Höchstgeschwindigkeit. Eine halbe Stunde nach dem Start setzte sie bereits auf dem Rasen vor dem MacLean-Anwesen zur Landung an. Rick traf genau zur selben Zeit ein wie Lady MacLean, die nicht die geringste Ahnung hatte, wer er war.
Mit drei Polizisten stand sie vor dem Haus und sah zu, wie die Dauphin wieder abhob und zur Marinebasis Faslane am Gare Loch zurückkehrte.
»Wir können doch davon ausgehen, dass er auf unserer Seite steht?«, fragte Lady MacLean die Polizisten, während Rick bereits auf sie zumarschiert kam.
»O ja, M’Lady«, erwiderte der junge Constable in breitestem Argyll-Akzent. »Wir haben ihn schon erwartet. Er ist mit der Air Force One aus Amerika angekommen, der Maschine des Präsidenten.«
Annie MacLean zog die Augenbrauen hoch. »Großer Gott«, entfuhr es ihr. »Wer ist er denn?«
Das zu beantworten war keine Zeit mehr. Rick kam direkt auf sie zu, ließ den Blick über die schlanke, blonde, etwa 60-jährige schottische Aristokratin schweifen und sagte: »Ma’am, ich bin Commander Rick Hunter, United States Navy. Admiral MacLean, nehme ich an, erwartet mich.«
»Ja, ja, natürlich«, beeilte sich die Lady zu sagen. »Sie haben mich nur ein wenig überrascht. Ich bin nämlich selbst erst gerade angekommen.«
»Ma’am, in meinem Gewerbe bin ich es gewohnt, andere zu überraschen«, erwiderte Rick.
»Aha«, sagte die Lady. »Dann sind Sie sicherlich der Navy-SEAL, von dem mir mein Mann erzählt hat.«
»Ja, Ma’am«, antwortete er. »Eigentlich bereits im Ruhestand. Für mich ist das hier ein Sondereinsatz.«
»Für den Ruhestand sehen Sie noch etwas zu jung aus«, lächelte sie mit der geübten Anmut einer Frau, die als Gattin eines hochrangigen Marine-Kommandeurs ihr Leben lang versucht hatte, jüngeren Offizieren, die einen Heidenbammel vor ihrem Mann
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