Bis zum bitteren Tod (German Edition)
hatten, die Befangenheit zu nehmen.
»Ach, es gab eine Menge Verpflichtungen gegenüber der Familie«, sagte er. »Mein Dad leitet ein ziemlich großes Gestüt in Kentucky und hat mich gebraucht.«
»Oh, darüber müssen Sie mir alles erzählen«, sagte sie. »Aber lassen Sie uns doch reingehen. Ich bin sowieso schon eine Stunde zu spät dran, und ich nehme an, Sie wollen Ihr Gepäck loswerden.«
Rick folgte ihr durch die offene Terrassentür in einen großen, sonnendurchfluteten Raum, in dem zwei sichtlich entspannte Admirale sowie Kathy Morgan beieinandersaßen, alte, vertraute Freunde in einer luxuriösen Umgebung.
Arnold Morgan erhob sich sofort. »Hallo, Rick«, sagte er. »Es ist schon lange her. Freut mich, Sie wiederzusehen.«
Lady MacLean stellte alle vor, sah auf ihre Uhr und sagte: »Na, fast sieben schon, sollten wir nicht einen Drink zu uns nehmen? Hat dir noch niemand etwas angeboten, Arnie? Ehrlich, Iain, manchmal glaube ich, du warst zu lange bei der Marine. Du meinst immer noch, du wirst von hinten und vorn bedient – und jetzt ist auch noch Rick hier, der ist Tausende von Meilen geflogen und kommt vor Durst wahrscheinlich um.«
Wie von Zauberhand erschien Angus und nahm die Bestellungen entgegen, Weißburgunder für alle, bis auf Rick, der lediglich Mineralwasser wollte. »Nur für den Fall, dass wir angegriffen werden …«
Arnold Morgan lachte. »So wie es aussieht, ist das gar nicht so abwegig«, sagte er. Natürlich war ihm nicht bewusst, dass exakt zu diesem Zeitpunkt im Wald hinter dem Haus General Ravi Rashud durch das Zielfernrohr seines Scharfschützengewehrs spähte.
Fünf Minuten später, als die Drinks serviert wurden, war Ravi, entmutigt von den Sicherheitskräften, bereits verschwunden. Hätte er noch länger im Wald ausgeharrt, wäre er noch entmutigter gewesen, da ein weiterer Marine-Hubschrauber das Gelände mit Infrarot nach Personen absuchte, die zwischen den Kiefern und Fichten des Argyll-Waldes nichts verloren hatten.
Es bestand kein Zweifel: Die Polizei und das Militär auf beiden Seiten des Atlantiks waren durch das silberlegierte Geschoss im Schädel des Agenten George Kallan ziemlich aufgeschreckt worden. Besonders, da die National Security Agency das alles seit Wochen vorhergesagt hatte. Geheimdienste sehen es nicht gern, wenn sie sich auch nur andeutungsweise als langsam und träge präsentieren.
Annie MacLean führte Rick auf sein Zimmer und zeigte ihm, wo Arnie und Kathy die Nacht verbringen würden. »Ich nehme an, Sie müssen nicht bis an die Zähne bewaffnet die ganze Nacht vor ihrer Tür sitzen, oder?«
»Nicht, wenn Sie diese wunderbaren Hunde im Haus haben«, sagte er. »Aber ich werde meine Tür wahrscheinlich nicht verschließen. Ich will hören, wenn sie bellen.«
»Wenn Sie die Tür offen lassen, werden Sie sich mit ihnen das Bett teilen müssen«, sagte sie.
»Ma’am, es gibt zwei Dinge, auf die ich mich wirklich verstehe: Hunde und Pferde. Sie stören mich nicht.«
»Na ja, ist mir gleich aufgefallen, dass sie unten gar nicht von Ihnen lassen wollten. Schon komisch mit diesen Labradors, die spüren sofort, wenn jemand sie mag.«
»Ich hab zu Hause in Kentucky auch welche«, sagte Rick. »So schwarze wie Ihre. Die treiben sich ständig in den Hengstboxen herum. Es fasziniert mich immer wieder, dass sie nie getreten werden.«
»Na, jedenfalls haben Sie die Erlaubnis, sie von Ihrem Bett zu werfen, falls sie über Sie herfallen«, erwiderte sie. »Kommen Sie so gegen Viertel nach acht zum Abendessen herunter. Es ist ein warmer Abend. Iain und Arnie werden nur ihre Polo-Shirts tragen, kein Jackett.«
Rick sah aus dem Fenster und ließ den Blick über den weiten Rasen und das Wasser bis zum gegenüberliegenden Ufer schweifen. Admiral Morgan schlief ebenfalls auf dieser Seite des Hauses. Aufgrund der vielen Wachen draußen bezweifelte er, dass irgendein Attentäter ihm zu nahe kommen konnte.
Beim Essen wurde er zu seiner Rolle als Leiter von Arnolds Sicherheitsteam befragt. Freimütig legte er dar, dass es nach allem, was er gesehen habe, so gut wie unmöglich sei, den Admiral im Haus anzugreifen.
»Soweit ich es sagen kann, werden wir eher mit einem Angriff in der Stadt zu rechnen haben. In Großstädten wie Edinburgh braucht man Köpfchen, man muss schnell sein und beobachten können. Ich hab den Scotland-Yard-Bericht über den Anschlag am Ritz gelesen, dabei ist mir eines aufgefallen. Jemand hat aus dem gegenüberliegenden Gebäude einen
Weitere Kostenlose Bücher