Bis zum bitteren Tod (German Edition)
Logan, die Reporter beschwerten sich über die verhängte Nachrichtensperre, gaben aber bekannt, dass der Präsident um 19 Uhr zur Nation sprechen werde.
Im Hauptteil der Nachrichten fand sich keinerlei Erwähnung des abgeschossenen Passagierjets, der noch am Grunde der Potomac-Mündung weilte. Erst im Nachrichtenüberblick kam die Anchor-Frau darauf zu sprechen. Ausgangspunkt war eine kurze Presseverlautbarung der Nationalen Luftverkehrskontrolle in Herndon. Darin war bekanntgegeben worden, dass eine unbekannte, kaum besetzte Boeing 737 einer kanadischen Fluglinie über dem Atlantik vor der Küste von Virginia von den Radarschirmen verschwunden sei.
Die hübsche junge rothaarige Frau, die die Nachricht vortrug – sie war vom Sender vermutlich nicht allein wegen ihrer fundierten journalistischen und außenpolitischen Erfahrung angestellt worden -, bestätigte, dass weitere Einzelheiten dazu noch nicht vorlägen. Dann interviewte sie über eine Zuschaltung ein Mitglied der International Air Transport Association und fragte, welche Stimmung im Büro denn nun vorherrsche, wenn ein großer Passagierjet verlorenging. »Hat man da das Gefühl, versagt zu haben?«, wollte sie wissen.
Der Sprecher der IATA runzelte die Stirn. »Tut mir leid, könnten Sie bitte die Frage wiederholen?«
»Nein, na ja, ich meine, das fällt doch in Ihren Verantwortungsbereich, oder?«, fügte sie hinzu. »Ihr Jungs habt das doch irgendwie auf dem Gewissen?«
»Ma’am, wir fliegen die Maschine nicht.«
»Nein, aber der Pilot ist doch Mitglied bei Ihnen, oder?«
»Scheiße«, sagte Arnold, drückte den Aus-Knopf und war wie immer erstaunt, wie freudestrahlend die »Journalisten« heutzutage Dinge völlig falsch auffassten und Millionen von Zuschauern damit beglückten, ohne sich auch nur einen Deut darum zu scheren.
Jimmy kehrte zurück, gefolgt von einem Kellner mit Keksen und Kaffee. »Arnie, ich hab darüber nachgedacht. Es hätte wirklich ein zweites 9/11 werden können, und das heißt, dass es hier an der Ostküste eine ziemlich aktive Al-Kaida-Zelle geben muss. Bei 9/11 war ja auch nicht nur ein Flugzeug beteiligt, sie wollten nicht nur ein Ziel treffen. Es gab vier Angriffe auf vier unterschiedliche Ziele, und das alles an einem Tag.«
»Und das hat Sie vermutlich auf den Gedanken gebracht, dass es am Abend einen weiteren Anschlag geben könnte.«
»Verdammt richtig«, erwiderte Jimmy. »Glauben Sie, Sie werden den kleinen Hurensohn nebenan in einer Stunde kleinkriegen?«
»Wahrscheinlich nicht, Junge. Unsere besten Chancen liegen wahrscheinlich in Houston, falls der verschwundene Ramon Salman gefunden werden sollte. Aber auch da sind die Aussichten nicht eben berauschend.«
In diesem Augenblick ging die Tür auf, und der große, kantige Nationale Sicherheitsberater Alan Brett betrat den Raum. »Bereit für die CIA-Leute, Arnie? Ich hab sie draußen.«
»Geben Sie mir noch fünf Minuten«, erwiderte der Admiral. »Nehmen Sie sich eine Tasse Kaffee und erzählen Sie mir in Ruhe, was Sie sich so denken. War bislang noch nicht viel Zeit zum Plaudern.«
»Um die Wahrheit zu sagen«, erwiderte der Professor, »ich befürchte stark, dass wir mit einem weiteren Anschlag rechnen müssen. Der Typ nebenan ist ein knallharter Bursche, er hat keine Angst vor uns, er ist es gewohnt, unter Druck gesetzt zu werden, und er ist voller Hass und Verachtung. Es lässt sich doch einiges über jemanden sagen, der sich partout zu keiner Reaktion hinreißen lässt.«
»Für einen knallharten Burschen sieht er mir aber ein wenig mickrig aus«, murmelte Jimmy Ramshawe in seinem australischen Singsang. »Der kann doch noch nicht mal ein Baby-Känguru am Boden halten.«
»Das Gleiche hätte man wahrscheinlich auch über den mickrigen Julius Cäsar sagen können«, entgegnete Alan Brett grinsend. »Trotzdem schaffte er es, fast die gesamte bekannte Welt zu erobern.«
»Na ja, der Dreckskerl hat zumindest heftig versucht, den Bostoner Flughafen zu erobern«, unterbrach Arnold Morgan. »Und muss verhört werden, als wäre er eine Art Ungeheuer.«
»Ich denke, die CIA-Leute wissen das«, sagte Alan Brett. »Wie lang haben sie Zeit dafür?«
»Ich werde dem Präsidenten vorschlagen, den Typen morgen Mittag direkt nach Guantánamo zu überstellen«, sagte Arnold.
»Dann bleiben ihnen ungefähr 18 Stunden.«
»Nicht mehr«, sagte der Admiral. »Aber sie sollten die Sache angehen, als hätten sie nur zwei Stunden. Irgendwelche Neuigkeiten zur
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