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Bis zum bitteren Tod (German Edition)

Bis zum bitteren Tod (German Edition)

Titel: Bis zum bitteren Tod (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrick Robinson
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Rahman, den Gepäcktypen von Palm Beach.
    Die beiden waren sehr vernünftig und haben uns alles erzählt, was wir wissen wollen, einschließlich aller Einzelheiten über deine Beteiligung am versuchten Anschlag gegen die Vereinigten Staaten am 13. Januar. Gewisse Dinge würde ich mir von dir jedoch gern bestätigen lassen. Ich nehme an, du bist – wie Mohammed – Syrer?«
    Die letzte Bemerkung war ein Schuss ins Blaue und basierte auf Mohammeds Anstellung in der syrischen Botschaft in Caracas und dem Anruf in der Commonwealth Avenue, der mit hoher Wahrscheinlichkeit einem syrischen Empfänger gegolten hatte.
    Salman erwiderte nichts. Ob er mit Osama bin Laden verwandt sei, dessen saudi-arabischen Vettern noch immer das Apartment in Boston gehöre? Nichts. Habe er für Osama gearbeitet? Nichts. Sei er ein aktiver Dschihadist? Und, falls nicht, warum habe er das entscheidende Telefongespräch mit Syrien geführt? Nichts. Keine Antwort.
    So ging es vier Stunden lang, ohne jede Drohung. Nur zum Sondieren. Sie brachten ihn in seinen Käfig zurück, noch immer in Handschellen und Kapuze, noch immer in Dunkelheit. Alle halbe Stunde kam jemand und rüttelte ihn wach. Er aß seine Mahlzeiten in der Dunkelheit, er trank sein Wasser in der Dunkelheit. Viermal am Tag und jede Nacht wurde er verhört. Ramon Salman kam nicht zum Schlafen.
    Am Freitag, dem 20. Januar, erhöhten sie den Druck. Salman hatte nun jegliche Orientierung verloren. Er wusste nicht mehr, ob es Tag oder Nacht oder welcher Wochentag war; er wusste nicht mehr, wie viele Tage er sich bereits in Gefangenschaft befand.
    Noch immer hatte er nichts verlauten lassen, aber er zeigte zunehmende Anzeichen von Stress und begann zu halluzinieren; murmelte zusammenhanglos auf Arabisch, wie die Wachen vermuteten. In der Nacht von Freitag auf Samstag wurde sein Käfig plötzlich mit ohrenbetäubender Musik beschallt, dröhnendem, schlechtem Rock’n’ Roll. Er trug keine Handschellen, und die Wachen sahen, wie er sich die Ohren zuhielt.
    Worauf sie in seinen Käfig kamen, ihn packten, die Handschellen anlegten, die Kapuze überzogen und ihn eine Stunde lang mit der wummernden Musik allein ließen. Als sie zurückkehrten, hatte sich ihr Tonfall entschieden verändert. »Salman! Steh auf! Setz dich! Und hör gut zu, mit unserer Geduld ist es jetzt nämlich zu Ende, und wenn wir jetzt keine Antworten bekommen, werden wir dir die Scheiße aus dem Leib prügeln.«
    Dann zogen sie ihm die Kapuze ab, und Salmans Augen, nur noch an die Dunkelheit gewohnt, explodierten fast, als sie von den direkt auf ihn gerichteten, grell leuchtenden Scheinwerfern getroffen wurden.
    Gleichzeitig ertönten aus dem Gang durchdringende Schreckensschreie, Schreie wie aus der Hölle, die unmissverständlichen Laute aus einer Folterkammer. Laute von Männern, die verprügelt wurden, von knallenden Peitschen, Schreie und das Wimmern von leidenden Menschen. Solche Tonbandaufnahmen reichten in vielen Fällen in Guantánamo aus. Salman allerdings biss nur die Zähne zusammen, ballte die Fäuste und sagte nichts.
    »Salman!«, brüllte der Verhöroffizier. »Ich hab hier den Stock eines US-Armeeoffiziers in der Hand, und in zwei Minuten werde ich dir damit die Zähne einschlagen. Es sei denn, du beantwortest meine Frage: Gehörst du zur Hamas, Hisbollah, zu den Taliban oder zur Al Kaida?«
    Ramon Salman sagte kein Wort. Er saß nur da, zusammengekauert, und lauschte den Schreien, die durch den Gang hallten. Er zitterte mittlerweile, aber irgendetwas schien ihm einzuflüstern, dass die Amerikaner ihm nicht die Zähne ausschlagen würden. Jeder wusste doch, wie verweichlicht der Westen war.
    Er hielt weiter durch, und die Wachen glaubten bereits, er würde niemals zusammenklappen. Sie irrten sich. In der Nacht darauf wurde Salman gebrochen.
     
     
    19.30 Uhr, Sonntag, 22. Januar
Guantánamo Bay
     
    Reza Aghani hatte den gesamten Tag draußen unter der sengenden Sonne verbracht. Mehr als zehn Stunden war er gezwungen worden, eine höchst unbequeme Stellung einzunehmen. Man hatte ihm zu essen und zu trinken gegeben, aber er durfte sich nicht bewegen, und so blieb er, isoliert, orientierungslos, halluzinierend, und verfluchte sich wahrscheinlich dafür, jemals Elliott Gardner gebeten zu haben, im Terminal C des Logan auf seinen Koffer aufzupassen.
    Um 19 Uhr wurde er in seinen Käfig zurückgebracht. Er bekam sein Abendessen, Brot, Bohnen, Reis und einen Apfel. Dann drehten sie die Musik auf und beschallten

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