Bis zum bitteren Tod (German Edition)
einfach die Wahrheit. Wer ist es? Und wo hält er sich auf?«
Ramon Salman sah auf und sagte leise: »Damaskus. Er lebt in Damaskus. Sharia Bab Touma.«
»Es ist Ravi Rashud, stimmt’s?« Die Stimme aus South Carolina wurde wieder lauter. »Ehemals als Major Ray Kerman vom britischen SAS bekannt. Für den arbeitest du, richtig?«
Beim letzten, gebrüllten Wort fuhr der Syrer fast aus der Haut. Er begann zu zittern, als fürchtete er, dass nur ein Wort mehr sein Todesurteil besiegeln könnte.
»Antworte mir, du kleiner Scheißer!« Die amerikanische Stimme spuckte Gift und Galle und versprühte nichts als Bedrohung.
»War er es, den du letzte Woche aus der Commonwealth Avenue angerufen hast?«
Salman hielt es nicht mehr aus. Er schloss die Augen und versuchte sie vor dem grellen, heißen Bogenlicht zu schützen. »Ja, Sir«, murmelte er, kaum hörbar flüsternd. »Mein Befehlshaber ist General Ravi Rashud.«
KAPITEL DREI
Die Nachricht aus Guantánamo flirrte um 21 Uhr durch den Cyberspace und landete zeitgleich auf dem Bildschirm von Lt. Commander Jimmy Ramshawe und dem seines Chefs, NSA-Direktor Rear Admiral George R. Morris. Nur Augenblicke später war sie weitergeleitet worden zur Nahost-Abteilung der CIA in Langley und der Surveillance Division in Washington, D. C. Alle Geheimdienste wurden alarmiert. Ramon Salman hatte geplaudert. Der Anschlag vom 13. Januar ging auf die Hamas zurück, geplant und letzten Endes geleitet von General Rashud, von dem sie nun wussten, unter welcher Adresse er wohnte.
Die Informationen bestätigten, was die amerikanischen Geheimdienste seit langem vermuteten: Nachdem es ihr am Geld und an der Disziplin ihres einstigen Führers Osama bin Laden fehlte, hatte sich Al Kaida mehr oder minder aufgelöst und war zu einem verwahrlosten Haufen verkommen. Die wahre Gefahr ging vom Militärrat der Hamas und ihrem skrupellosen militärischen Oberbefehlshaber General Ravi Rashud aus.
Der diensthabende Offizier der ersten Nachtschicht sah auf seinem Monitor im ersten Stock des Ops-2B-Gebäudes das Kürzel GBI aufblinken. Es bedeutete, dass eine Meldung der Guantánamo Bay Intelligence durchkam. Er kannte die Vorschriften und informierte umgehend Admiral Morris und Lt. Commander Ramshawe.
Der Admiral befand sich 170 Meilen entfernt auf der Norfolk-Werft, und Ramshawes Privattelefon zu Hause hatte eine Rufumleitung zur australischen Botschaft. Denn dort, hinter den großen schmiedeeisernen Toren an der Massachusetts Avenue, saß der junge australische Assistent des Direktors gerade mit seiner Verlobten Jane Peacock, der Tochter des Botschafters, beim Abendessen.
Jane reichte ihm den Hörer, hörte ihn Werde da sein sagen und stöhnte auf. Jimmy küsste sie. »Es tut mir furchtbar leid, wirklich«, sagte er. »Aber es ist wichtig.«
»Das ist es immer«, erwiderte sie. »Sehen wir uns morgen?«
»Keine Sorge«, rief er, während er bereits auf dem Weg zur Treppe war. »Wir gehen aus. Ich hol dich um 1900 ab.«
»Wann zum Teufel soll das sein?«, murmelte sie noch. »1900! Großer Gott, für wen hält er mich denn? Einen Fähnrich zur See?«
Auf seinem Weg auf dem Beltway in Richtung Osten zum Parkway rief Jimmy Big Man an und teilte ihm mit, er würde ihn in einer halben Stunde auf einer sicheren Leitung aus dem Büro anrufen. Bei seiner Ankunft erfuhr er, dass Admiral Morris bereits per Hubschrauber aus Norfolk unterwegs war. Die in Guantánamo gewonnenen Informationen waren das letzte Teil eines Puzzles, das sie seit langem beschäftigt hatte.
Alle westlichen Geheimdienste wussten von der erstaunlichen Fahnenflucht des SAS-Majors Ray Kerman während der heftigen Kämpfe in der palästinensischen Stadt Hebron im Sommer 2004. Er hatte zwei seiner Kameraden getötet und war dann untergetaucht.
In den darauffolgenden fünf bis sechs Jahren gab es eine Reihe tollkühner Anschläge durch Hamas-Kämpfer, an denen hervorragend ausgebildete Truppen und sogar U-Boote beteiligt gewesen waren. Der Westen vermutete, dass nur ein Mann dahinterstecken konnte: Major Kerman, der selbst nach SAS-Maßstäben ein brillanter Stratege war.
Mit Bestimmtheit vermochte das aber niemand zu sagen. Der Name General Rashud tauchte gelegentlich auf, Informanten nannten diesen Namen, aber keiner konnte mit Sicherheit sagen, wer sich hinter dem Namen verbarg.
Admiral Morgan und Jimmy Ramshawe waren felsenfest davon überzeugt, dass es sich dabei um Major Kerman handeln musste. Einige Male war das
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