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Bis zum bitteren Tod (German Edition)

Bis zum bitteren Tod (German Edition)

Titel: Bis zum bitteren Tod (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrick Robinson
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Weinanbaugebiete in Ägypten, Israel und anderen nahöstlichen Staaten arbeiteten. Shakira wurde dafür mit einer Kamera samt Teleobjektiv ausgestattet.
    Jede Reise nach Israel ist weniger mit Gefahren als mit Absonderlichkeiten verbunden. Von Amman zur König-Hussein-Brücke, die nördlich des Toten Meers den Jordan überspannt, sind es nur 35 Kilometer. Die Jordanier aber bestehen darauf, dass man Jordanien gar nicht verlässt, obwohl der Staat 1988 offiziell erklärt hatte, dass zum Westjordanland (West Bank) keinerlei Verbindungen mehr bestünden.
    Überquert man daher die Brücke, um das Land zu verlassen, bekommt man keinen offiziellen Ausreisestempel, sondern eine Ausreiseerlaubnis in die West Bank. Niemand will den Anschein erwecken, dass man nach Israel einreist. Doch nach der Hälfte der Brücke, wenn der Reisende das Heilige Land betritt, erfährt er, dass die Brücke hier plötzlich Allenby-Brücke heißt.
    Und die Israelis verpassen einem sofort einen Einreisestempel in ihr Land, sobald man den Fuß auf die West Bank gesetzt hat. Das jedoch tun sie auf einem gesonderten Blatt, da jeder weiß, dass Pässe mit israelischen Stempeln nicht besonders gut ankommen, wenn man mit ihnen arabische Länder bereisen möchte. In der West Bank befindet man sich also, nachdem man Jordanien offiziell nie verlassen hat, in zwei Ländern gleichzeitig.
    Dieses Prozedere war für den weltweit meistgesuchten Terroristen etwas nervenaufreibend. Aber da er aus Jordanien kam, war die König-Hussein-Brücke der einzige Weg über den Fluss. Und es gab nur eine Möglichkeit, die Brücke zu überqueren: in einem der JETT-Kleinbusse, die einzig und allein die Erlaubnis besitzen, auf der Brücke zu verkehren. Man kann nicht zu Fuß gehen, man kann nicht fahren, nicht in einem Pkw, nicht auf einem Fahrrad. Und schon gar nicht per Anhalter.
    Ravi und Shakira kamen mit einem Taxi zum Abfertigungsgebäude für Ausländer und gingen zum Kleinbus. Sie überquerten den Jordan und begaben sich zur israelischen Abfertigung, wobei sie so weit wie möglich die Überwachungskameras zu vermeiden suchten. Ravi trug einen Vollbart, Shakira eine Brille, außerdem ging sie gebeugt wie eine ältliche Frau in schwarzem Umhang. Ein von der Regierung beglaubigtes Dokument hieß sie in Israel willkommen. Sie trugen nur eine kleine Ledertasche bei sich und gingen gut eineinhalb Kilometer weit. Sie blieben erst stehen, als ein schwarzer Wagen mit dem blauen Nummernschild der »Territorien« neben ihnen auftauchte. Der Fahrer bedeutete ihnen einzusteigen und fuhr daraufhin ohne Umschweife in westliche Richtung davon. Ravi und Shakira auf der bequemen Rückbank entledigten sich ihrer Verkleidung und lehnten sich erleichtert zurück. Jetzt reisten sie wieder, wie es dem Oberkommandierenden der Hamas und seiner weithin verehrten Frau gebührte.
    Und sie reisten in einem Wagen, der nicht den Zorn der Steine werfenden Jugendlichen auf sich ziehen würde, wenn sie ihren Bestimmungspunkt erreichten. Das geschah nur bei Fahrzeugen, die das gelbe Nummernschild der Israelis trugen.
    In einer halben Stunde waren sie im 65 Kilometer entfernten Jerusalem. Von dort dauerte es noch einmal zwei Stunden bis zum Gazastreifen. Dank der blauen Nummernschilder passierten sie die israelischen Militärposten ohne Probleme. Dann dauerte es nur noch einige Minuten bis zur Stadt Gaza, und im leichten Verkehr fuhren sie die lange Omar-el-Mokhtar-Straße entlang, die vom zentralen Shajaria-Platz bis zum Meer führt.
    Mehr als jede andere Stadt der Welt war Gaza immer wieder durch Kriege zerstört worden. In ihrer langen Geschichte war die Stadt von den Kreuzfahrern, von Türken, Muslimen, den Briten und sogar von napoleonischen Truppen besetzt gewesen.
    Gaza, dieses ewige Schlachtfeld, ist ein an der Küste gelegener Schandfleck, eine Stadt zerstörter Gebäude und immer wieder aufflackernder Kämpfe. Araber gegen Israelis, palästinensische Banden gegen israelische Streitkräfte, Habenichtse gegen Reiche, Gerechte gegen Ungerechte, wobei keine Seite bereit ist, auch nur einen Zentimeter nachzugeben – was im Übrigen zu den Kennzeichen eines jeden Krieges gehört.
    Ravi und Shakira fuhren durch die staubigen Straßen, an Menschen vorbei, die alles verloren hatten und die Gaza zum »Soweto von Israel« machten. Arabische Frauen, in schwarze Umhänge gekleidet, Körbe auf dem Kopf balancierend, zogen durch die Straßen, meistens führte ihr Weg sie zu einem der acht Flüchtlingslager,

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