Bis zum bitteren Tod (German Edition)
erschüttert.«
»Man weiß wohl noch nicht, wer dahintersteckt?«, fragte Ravi.
»Man hat mir noch nichts gesagt. Aber ich muss sofort nach Damaskus.«
»Wer ist dann hier in diesem Haus?«
»Nur die Bediensteten und zwei ständige Wachen. Neben Ihnen und Shakira.«
»Es ist sicher hier?«
»Oh, bestimmt. Vor allem, weil ja niemand auch nur ahnt, wer Sie sind.«
9.00 Uhr, Sonntag, 12. Februar
Bab-Touma-Straße, Damaskus
Es war nicht schwer gewesen herauszufinden, von wo aus die Männer den Anschlag auf General Rashud verübt hatten. Aufgrund des Polizeiberichts, der deutlich machte, dass der Sprengsatz nur wenige Minuten nach der Rückkehr von Shakira und Abdul gezündet wurde, ging das Hamas-Oberkommando davon aus, dass jemand sie beobachtet haben musste. Colonel Hassad Abdullah hatte schnell die Möglichkeiten eingegrenzt. Die Spurensicherung der Polizei hatte festgestellt, dass sich Abdul im vorderen Raum aufgehalten hatte – wo auch der Sprengsatz platziert gewesen sein musste. Die Holzsplitter des großen Tisches waren so klein, dass er direkt im Detonationsfeld des Sprengsatzes gestanden haben musste.
Wer immer sie also beobachtet hatte, musste diesen Raum im Blickfeld gehabt haben. Das hieß, er hatte sich auf der gegenüberliegenden Straßenseite befunden, was die Optionen einschränkte. Es gab nur drei Wohnungen, von denen aus Rashuds Haus einsehbar war. Und nur eine von ihnen stand leer.
Der Immobilienmakler hatte sich als äußerst unkooperativ erwiesen, was Abdullahs Argwohn nur noch mehr geschürt hatte. Weshalb er und ein junger Hamaskämpfer kurzerhand durch die Hintertür in das Gebäude einbrachen. Jetzt standen sie vor der Tür zur obersten Wohnung. Nichts war zu hören. Der Colonel selbst brach mit einem kleinen Stemmeisen das Schloss auf, Holz splitterte, und sie waren drin.
Leise gingen sie durch die verlassenen Räume. Alle waren leer. Zu leer. Jemand hatte alles, aber auch wirklich alles fortgeschafft. Auf den ersten Blick war nicht zu erkennen, dass überhaupt jemand irgendwann hier gewesen war. »Das waren absolute Profis«, murmelte Colonel Abdullah, während er aus dem Fenster sah. Er spürte, dass er sich am richtigen Ort befand, der Blick auf die klaffende Lücke in der Bab-Touma-Straße direkt gegenüber war einfach perfekt.
Schweigend zog er die Vorhänge zu. Sie waren nagelneu, viel zu gut für einen heruntergekommenen Ort wie diesen. Dann spähte er durch den Spalt zwischen den Vorhängen. Das, ging ihm durch den Kopf, hätte ihm nicht gefallen, selbst wenn es im Raum dunkel war. Jeder in Rashuds Haus hätte den verräterischen Spalt bemerken müssen. Und sich vielleicht die Frage gestellt, wer sich hier oben aufhielt und sie ausspionierte. Vor allem, wenn es ausgebildete Sicherheitsleute waren.
Und dann entdeckte Colonel Hassad Abdullah das Loch im offensichtlich neuen Vorhangstoff. Ein kleines Loch, absichtlich hineingeschnitten. Und im Abstand von zehn Zentimetern war ein zweites.
Er steckte den Finger hindurch und versuchte, hinaus auf die Straße zu sehen. Aber die beiden Löcher lagen zu weit auseinander. Hmmm, dachte er, aber vielleicht genau richtig für ein Fernglas.
Sie hielten sich noch eine halbe Stunde in der Wohnung auf, aber Jerry hatte gründliche Arbeit geleistet. Es gab nichts zu entdecken. Sie hatten es hier mit einem skrupellos geplanten, gnadenlosen Anschlag auf den militärischen Oberbefehlshaber der Hamas zu tun. Und die nach Blut dürstende, rachsüchtige Hamas war entschlossen, jeden, der dafür verantwortlich war, zu exekutieren.
Aber alles, was Colonel Hassad Abdullah vorweisen konnte, waren zwei kleine Löcher im Vorhang. Was seiner Meinung nach jedoch völlig ausreichend war. Denn die Wohnung hatte ihm einiges bestätigt. Zum Ersten war sie lediglich für einen Monat gemietet worden, zum Zweiten war die zweite Wohnung auf dem Stockwerk von den gleichen Leuten erworben worden und stand nun zum Verkauf ausgeschrieben. Zumindest das hatte der Immobilienmakler herausgerückt.
Zum Dritten war es der perfekte Beobachtungsposten. Diese drei Tatsachen ließen vermuten, dass der Anschlag auf General Rashud von einer professionellen Organisation durchgeführt worden war, hinter der höchstwahrscheinlich ein Staat stand. Die mit Löchern versehenen Vorhänge, das gewaltige Ausmaß der Detonation, die tadellosen Aufräumarbeiten. Das alles zeugte von absoluter Professionalität.
Dahinter standen nicht irgendwelche Killer. Dahinter stand
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