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Bis zum bitteren Tod (German Edition)

Bis zum bitteren Tod (German Edition)

Titel: Bis zum bitteren Tod (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrick Robinson
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war über Admiral Morgans fortgesetzte Anwesenheit an der Seite des Präsidenten uneingeschränkt erfreut. Insbesondere die Redenschreiber des Präsidenten, die im Admiral einen groben Eingriff in ihren Kompetenzbereich sahen, spannen ihre Kabalen. Es waren drei jüngere, hervorragend ausgebildete Männer, die aus tiefster Seele meinten, nur sie allein wüssten, was der Präsident öffentlich verlautbaren lassen sollte.
    Das Problem mit solchen Leuten war es, dass sie ebenfalls zu wissen glaubten, was er tun sollte. Nicht immer. Aber doch oft genug, damit höhergestellte Mitarbeiter ihnen gegenüber einen gewissen Respekt, wenn nicht sogar Furcht entwickelten.
    Das Anfertigen der Reden für den Boss war im Lauf der Jahre zu einer Tätigkeit geworden, die nur in einem Team ausgeübt werden konnte. Erster Entwurf, Neufassung, Änderungen, neue Gedanken, neuer Entwurf … Großer Gott, das sollte er lieber nicht sagen … warum nicht? Er ist doch der Präsident, oder? … Ja, aber die Medien fahren darauf ab … sie fahren immer darauf ab, egal was er sagt … ja, aber … ja, aber … ja, aber … blabla, blabla, blabla.
    Diese Meute, die sich gar nicht wichtig genug nehmen kann, würde sogar Shakespeare umschreiben – »Sein oder nicht sein« (letztes »sein« streichen, überflüssig) , »das ist hier die Frage« (»Frage« streichen und durch »Problem« ersetzen, klingt positiver, weniger unentschlossen) .
    Nach Jahren solcher interner Querelen verloren diese Brot- und Butterschreiber sehr oft die Tatsache aus den Augen, dass das, was ein Präsident sagt, nicht unbedingt etwas mit dem zu tun haben muss, wie er handelt.
    Sie beginnen zu glauben, dass ihre Gedanken und Worte für wirkliche Politik stehen. Und kommt dann ein Tyrann wie Admiral Morgan des Weges, der sich keinen Deut darum schert, wer etwas sagt, sondern nur darauf achtet, was der Präsident tut – nun, dann sorgt das unter den Schreiberlingen unweigerlich für Reibereien.
    Daneben neigen sie natürlich gern dazu, sich etwas widerspenstig zu geben, wenn jemand wie Morgan etwas verfasst und anordnet, es abzutippen und im Namen des Präsidenten umgehend zu veröffentlichen – und sagen Sie den Idioten, die hier arbeiten, wenn sie hier noch länger beschäftigt bleiben wollen, sollen sie ja kein Jota daran verändern.
    Es gehörte noch nie zu den Stärken von Admiral Morgan, sich mit den Mitarbeitern auf guten Fuß zu stellen – obwohl ihn, als er noch Kommandeur eines Atom-U-Boots gewesen war, die Mannschaft bis auf den letzten Matrosen für eine Art Gott gehalten hatte.
    Als er dann in Fort Meade an der Spitze der National Security Agency stand, führte er eine Art Terrorregime, bei dem er wie eine Spinne in der Mitte des Netzes saß und Agenten, Beamte, Militärbefehlshaber und ausländische Staatschefs grummelnd in Angst und Schrecken versetzte.
    Als er als Nationaler Sicherheitsberater ins Weiße Haus kam, verursachte der Admiral einen Aufruhr unter den altgedienten Mitarbeitern, weil er manche von ihnen völlig ignorierte und nur mit dem Präsidenten sprach. Die Befehlskette behandelte er, als würde sie nicht existieren, und er bügelte jeden glatt, der es wagte, sich dagegen aufzulehnen.
    Jener Präsident aber, der ihn damals rekrutiert hatte, schenkte ihm volles Vertrauen. Was auch auf den gegenwärtigen Inhaber des Oval Office zutraf … Wenn Arnie das so meint, dann machen wir das so.
    Der Präsident zwischen diesen beiden hatte tatsächlich geglaubt, er könnte den Rat des alten Löwen vom Westflügel ignorieren, jenes Mannes, den jeder Befehlshaber in den Streitkräften über alles verehrte. Er wurde ziemlich schnell zum Rücktritt gedrängt.
    Arnold Morgan war ein Mann nur für die Besten. Nur brillante Köpfe wussten ihn zu schätzen. Alle anderen betrachteten ihn mit dem Argwohn, der jene, die nicht gar so helle sind, oftmals vergiftet. Aber dieser Argwohn war absolut fehl am Platz. Er war selbstlos, verlangte keinen Lohn und hatte keinen persönlichen Ehrgeiz. Und sein Patriotismus reichte für zehn Leben. Wenn er durch die Korridore des Weißen Hauses schritt, begrüßte er das Porträt des ehemaligen Oberbefehlshabers der Alliierten, Präsident Dwight D. Eisenhower, noch immer mit einem knappen Nicken.
    An der Wand seines Arbeitszimmers zu Hause hing das Porträt von General Douglas MacArthur. Jedes Mal, wenn Arnold allein dort saß und mit einem kniffligen Problem rang, endete es immer damit, dass er leise vor sich hin murmelte: So

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