Bis zum bitteren Tod (German Edition)
noch immer bedeutende Ausgrabungen durchgeführt.«
»So etwas gibt es in Brockhurst natürlich nicht«, sagte Kathy mit einem Lachen. »Nur Emily, die manchmal den Garten umgräbt.«
»Emily?«
»Ja, meine Mom. Ich hab sie schon immer Emily genannt. Emily Gallagher.«
»Dann sind Sie irischer Abstammung«, erwiderte Ahmed mit der Gewandtheit eines internationalen Diplomaten. »Genau wie meine Mutter.«
»Na ja, ja, ich bin … ich war Kathy Gallagher. Alle vier meiner Großeltern kamen aus Kerry. Aber Ihre Mutter, das klingt ja interessant.«
»Ihre Familie stammt aus dem County Cork, sie lernte meinen Vater kennen, der jordanischer Diplomat in Dublin war, und heiratete ihn. Aber er hasste das Wetter, deshalb kehrten sie nach Petra zurück und kauften ein Hotel.«
An diesem Punkt entschuldigte sich Kathy, da sie die Vorsitzende bei ihrer Dankesrede unterstützen wollte, und entfernte sich, ohne zu wissen, dass sie sich soeben mit einem der gefährlichsten Undercover-Terroristen der gesamten USA unterhalten hatte.
Ahmed hasste den Westen und alles, wofür er stand. Er war ein fanatischer muslimischer Extremist, auch wenn er nicht an vorderster Front im Kampf gegen den Großen Satan stand. Er operierte hinter den Linien und war wahrscheinlich die wichtigste Nachrichtenquelle der Hisbollah. Und wenn er konnte, half er auch der Hamas. Zu Ahmeds Auftrag gehörte es, keinerlei Risiken einzugehen.
Und nun saß er mit Shakira im New Yorker Pierre Hotel und bereitete sie auf ihren Einsatz vor. »Machen Sie sich Notizen, aber vernichten Sie sie, bevor Sie dorthin fahren«, wies er sie an. »Ihre Aufgabe ist es, sich mit einer Mrs. Emily Gallagher anzufreunden. Sie wohnt in einer Kleinstadt namens Brockhurst, unten, wo der Rappahannock River in die Chesapeake Bay mündet.«
»Waren Sie mal dort?«
»Ja. Ich bin runtergefahren. Von Washington aus sind es etwa 200 Kilometer. Aber die Straße ist gut, Interstate 95, bis sie auf die Route 17 stößt, dann immer am rechten Flussufer entlang.«
»Haben Sie Mrs. Gallaghers Haus gesehen?«
»Ja. War nicht schwer. Ein weißes Kolonialgebäude am Stadtrand. Sie ist eine distinguierte Dame, sehen Sie sich also vor. Solche Leute sind intelligenter, als man gemeinhin annimmt.«
Shakira notierte sich alles in ihrem kleinen ledergebundenen Notizbuch. »Haben Sie sie getroffen?«, fragte sie.
»Nein. Ich hab nur das Haus in Augenschein genommen.«
»Und das Hotel, das Sie erwähnt haben?«
»Das liegt in der Stadtmitte. Ein ziemlich alter Kasten mit einer Bar und einem Restaurant. Es ist dort immer viel los.«
»Und dort soll ich absteigen oder arbeiten?«
»Richtig. Besser allerdings wäre es, wenn Sie dort arbeiten. Ich hab für Sie eine Wohnung etwa 30 Kilometer nördlich von Brockhurst in einem Neubau angemietet. Ein Penthouse im 20. Stock. Hier ist der Mietvertrag, den müssen Sie noch unterschreiben und dann der Hausverwaltung vorlegen, wenn Sie eintreffen.«
Ahmed griff in seine Tasche und holte das Dokument heraus, dazu einen auf Chesapeake Properties ausgestellten Bankwechsel über 9000 Dollar, die Summe für vier Monate Miete.
»Das ist viel Geld«, sagte Shakira.
»Es ist auch eine sehr schöne Wohnung«, erwiderte Ahmed. »Ein Penthouse, Balkon, zwei Schlafzimmer, hübsch eingerichtet. Großes Wohnzimmer, Küche, zwei Badezimmer und ein kleinerer Raum für Waschmaschine, Kühltruhe etcetera. Das Gebäude hat 24 Stunden am Tag einen Hauswart.«
»Wahrscheinlich will ich dann gar nicht mehr weg von dort«, sagte Shakira lächelnd.
»Wahrscheinlich werden Sie fort müssen «, sagte Ahmed. »Wie wir alle. Letztendlich.«
Sie beschlossen ihr Essen gegen 22.30 Uhr mit einem Kaffee. »Ich muss jetzt los«, sagte Ahmed und erhob sich. »Ich muss zurück.«
»Nach Washington?«
»Ja. Mein Fahrer wartet draußen. Wir schaffen es in vier Stunden. Offiziell bin ich heute Abend bei einem Empfang im Whitney Museum. Man erwartet mich morgens wieder im Büro.«
Shakira dankte ihm für alles. Bevor Ahmed ging, legte er ihr noch einen langen, schmalen Pappkarton auf den Tisch. »Das ist für Sie«, sagte er. »Ich hoffe, Sie brauchen ihn nicht, zumindest nicht während Ihres USA-Aufenthalts.« Und damit eilte er zum Ausgang und war verschwunden.
Shakira nahm den Karton und ging auf ihr Zimmer im sechsten Stock. Drinnen öffnete sie den Karton. Ein langer, schlanker Dolch mit leicht gekrümmter Klinge und einem mit roten, grünen und blauen Steinen verzierten Griff lag
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