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Bis zum bitteren Tod (German Edition)

Bis zum bitteren Tod (German Edition)

Titel: Bis zum bitteren Tod (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrick Robinson
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… Schalter zehn … hinter der roten Linie bleiben. Die genervten Ausländer trotteten langsam voran, hin zu den Glaskabinen, in denen ihnen Fingerabdrücke abgenommen und sie von stoischen Immigrationsbeamten inspiziert wurden.
    Es war die letzte Verteidigungslinie an den amerikanischen Grenzen. Hier wurden illegale Einreisende befragt, verhört und dann umgehend wieder in die Länder zurückgeschickt, aus denen sie gekommen waren, falls nicht alles in Ordnung war – Pässe, Einreiseformulare, Visa.
    Am Schalter, den amerikanische Bürger passieren mussten, ging alles ein wenig entspannter zu. »Willkommen zu Hause, Sir«, war oft zu hören. Und gelegentlich wollten die Beamten erfahren, wo sich ein Reisender aufgehalten hatte. Nichtsdestoweniger wurden alle US-Pässe gescannt und überprüft. Aber keine Fingerabdrücke.
    Korrekt gekleidete Geschäftsleute schienen immer am schnellsten durchzukommen. Amerika lebt von Geschäften. Solchen Leuten wurde immer ein gewisser Respekt entgegengebracht. Und die äußerst attraktive junge Frau Ende 20 in dunklem Businesskostüm, weißer Bluse, mit Laptop und Aktentasche, trat selbstsicher in die Kabine und überreichte ihren Pass.
    Insgeheim glaubte sie jedoch, ihr Herz setze aus, als der Beamte den Pass aufschlug und die erste Seite betrachtete. Martin, Carla, am 27. Mai 1982 geboren, Geburtsort Baltimore, Maryland. Unten zwei lange Zeilen mit Ziffern. Ihr Bild.
    Der Beamte blätterte zur Rückseite und scannte den Barcode. Er starrte auf den Bildschirm und sah dann zu Carla, deren Gesichtszüge ihr etwas Spanisches, vielleicht Südamerikanisches verliehen. Dann stempelte er ihren Pass, lächelte und sagte: »Willkommen zu Hause, Ma’am.«
    So schlüpfte Carla Martin mit einem hervorragend gefälschten Pass durch die Grenzkontrolle. Ihr Pass war die außerordentlich genaue Kopie eines Passes, der einer anderen Person gehörte, nur das Bild zeigte eine kleine Abweichung. Aber Carla trug ihr Haar genau wie die ursprüngliche Passbesitzerin nach oben gesteckt, und auf dem Bild hatte sie dasselbe Halsband umgelegt, eine Silberkette mit einem roten Granat.
    Wenn sie unten ihr Gepäck abholte, einen Koffer lediglich, würde dieser einen weiteren Pass enthalten, der nur an drei Stellen geändert war: Geburtsdatum, Geburtsort und Name. Er war auf den Namen Maureen Carson ausgestellt, geboren in Michigan im Jahr 1983. Sie würde ihn nur brauchen, wenn sie das Land wieder verließ. Die Amerikaner interessieren sich nicht dafür, wer das Land verlässt. Nur wer versucht reinzukommen.
    Während sie auf ihren Koffer wartete, umkreisten Beamte mit Hunden das Förderband. Keiner beachtete sie, als sie ihren Koffer ergriff und auf den Wagen hob. Sie ging zum Ausgang, wo der Zollbeamte ihr Formular entgegennahm und ihr knapp zunickte.
    Vor dem Terminal wartete sie kurz auf dem Bürgersteig, bis ein schwarzer Buick neben ihr hielt. Der Fahrer kam heraus, öffnete ihr die Tür zum Fond, bevor er ihr Gepäck in den Kofferraum lud.
    Als er wieder hinter dem Steuer saß, sagte Carla leise: »Danke, Fausi. Was bin ich froh, dich zu sehen!«
    »War es nervenaufreibend?«
    »Sehr. Ich hatte Angst, ihnen würde auffallen, dass das Bild nicht zu mir passt. Die Frau sieht mir nicht besonders ähnlich.«
    Fausi, ein braungebrannter Geheimdienstoffizier an der jordanischen Botschaft in Washington, lachte. »Ich wusste, du würdest die Nerven behalten. Und sonst stimmte doch alles. Alle Nummern, Codes, die Angaben im Pass, alles war korrekt.«
    »Ich weiß. Aber die Fotografie war der Schwachpunkt. Was, wenn es ihm aufgefallen wäre, wenn er erkannt hätte, dass ich jemand ganz anderes bin? Und mich verhaftet hätte? Wegen des gefälschten Passes?«
    »Er hätte dir die Einreise verweigert«, erwiderte Fausi. »Und man hätte dich in die nächste Maschine nach London geschickt. Darauf steht nicht die Todesstrafe. Außerdem bist du nicht vorbestraft. Dann wäre der Plan eben schiefgelaufen. Das wäre lästig, aber nicht lebensbedrohend gewesen.
    Und außerdem hattest du einen Sozialversicherungsausweis für Carla Martin dabei, drei auf Carla Martin ausgestellte Kreditkarten und einen Führerschein des Bundesstaats Maryland. Das alles hätte doch für dich gesprochen, Foto hin oder her. Das Risiko war gering, und du hast es bravourös gemeistert.«
    »Danke, Fausi. Den Rest der Reise überlasse ich jetzt dir.«
    Der Jordanier steuerte den Wagen aus Boston hinaus und auf dem Massachusetts Turnpike nach

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