Bis zum bitteren Tod (German Edition)
Chauffeur, Leibwächter und persönlicher Assistent.
»Nein«, erwiderte sie. »Aber ich würde morgen früh gern eine Tour durch die Gegend machen. Wie wär’s mit 10.30 Uhr?«
»Kein Problem«, sagte er. »Dann fahr ich mal.«
Fausi war in einem kleinen Hotel 20 Kilometer weiter untergebracht. Seine Anonymität war ebenso wichtig wie ihre. Nichts durfte darauf hinweisen, dass zwischen ihnen eine Verbindung bestand, dass er eine Art Freund oder gar Gefährte war. Nichts, was den Behörden auch nur den geringsten Hinweis auf ihrer beider Identität liefern konnte. Sogar das Nummernschild an Fausis Wagen war gefälscht.
In den folgenden Wochen, so war es vorgesehen, würde er nie zum Eingang des Apartmentblocks kommen, würde noch nicht einmal mit dem Hauswart reden, niemals das Estuary Hotel betreten oder auch nur in dessen Umkreis parken. Fausi war – genau wie Carla Martin – ein Geist.
Die ersten drei Tage hinter der Bar nutzte Shakira dazu, sich mit den Einheimischen bekanntzumachen. Sie fand schnell heraus, wo Mrs. Emily Gallagher wohnte, und in Fausis Wagen, der in der Straße parkte, bekam sie die Lady dann auch zu Gesicht, als diese hinter dem Lattenzaun ihre Rosen schnitt.
Sie beobachtete auch, wann Mrs. Gallagher ihren Hund ausführte. Es war ein großer Golden Retriever, der stets den Anschein erweckte, als würde er die alte Dame ausführen.
Am vierten Tag in der Bar, einem recht ruhigen Montag, verabschiedete sich der Barmann früher, und Shakira, die ihr Namensschild CARLA trug, hatte einen ersten Erfolg: Mrs. Gallagher kam mit einer Freundin ins Hotel und betrat den Speisesaal. Gegen 22 Uhr kamen sie in die Bar, wo Mrs. Gallagher zwei Irish Coffee bestellte, die Shakira zubereitete.
Um 22.20 Uhr ging die Freundin, Mrs. Gallagher allerdings blieb noch und bestellte sich gewöhnlichen Kaffee. Da lediglich zwei weitere Gäste in der Bar saßen, trat Shakira an die ältere Lady heran und fragte sie, ob das Essen geschmeckt habe.
»O ja«, erwiderte sie. »Ich nehme immer den gegrillten Seebarsch, den es am Montag gibt. Mittags kommt nämlich immer die Fischlieferung, direkt unten vom Gloucester Point. Es ist immer köstlich.«
»Mir hat man keinen angeboten«, sagte Shakira lachend.
»Ach, das überrascht mich nicht«, sagte Mrs. Gallagher. »Ganz unter uns, dieser Caborn ist ein ziemlich gemeiner Kerl. Wahrscheinlich sagte er Ihnen, Sie können einen Cheeseburger haben.«
»Hackbraten«, antwortete Shakira. Beide mussten lachen.
»Sie sind neu hier, nicht wahr?«
»Ja. Habe erst letzten Freitag angefangen.«
»Na, ich hoffe, Sie bleiben eine Weile. Die meisten verschwinden nämlich schnell wieder. Das ist das Problem mit den jungen Leuten. Immer so rastlos, meinen Sie nicht auch? Keine Zeit, um die Dinge zu genießen.«
Shakira entschuldigte sich kurz, um ihren letzten beiden Kunden, Hotelgäste, noch einen Drink zu servieren, bevor sie zu Mrs. Gallagher zurückkehrte, die bereits im Aufbruch begriffen war.
Bevor sie ging, sagte sie zu Shakira: »Ich heiße übrigens Emily Gallagher. Ich komme gewöhnlich auch am Donnerstag, dann sehen wir uns hoffentlich wieder, meine Liebe.«
»Gute Nacht, Mrs. Gallagher.«
»Ach, bitte, Carla, nennen Sie mich Emily. Sonst fühle ich mich so altertümlich.«
Da sie keinerlei Anstalten machte, ihre Getränke zu bezahlen, ignorierte Shakira es einfach und nahm – ganz richtig – an, dass alles auf eine Art Monatsrechnung gesetzt wurde.
Und mit einem freundlichen Winken verließ Emily Gallagher ihr angestammtes Lokal und machte sich auf den 200 Meter langen Weg entlang der gut beleuchteten Main Street zu ihrem Haus.
Shakira lächelte und war mit sich äußerst zufrieden.
Am folgenden Morgen setzte Fausi sie im Stadtzentrum ab. Sie ging im Supermarkt einkaufen, legte ihre Tüten in den Wagen und bat Fausi, sie um ein Uhr wieder abzuholen. Dann ging sie zu Mrs. Gallaghers Haus, und pünktlich um elf Uhr sah sie die alte Lady mit ihrem Hund an der Leine vor die Tür treten.
Ihr Timing war perfekt. 20 Meter hinter Emily erreichte sie das Gartentor und bemerkte natürlich, wie schwer es der älteren Dame fiel, den unbändigen großen Retriever unter Kontrolle zu halten. Nach wenigen Schritten hatte sie sie eingeholt. »Guten Morgen, Emily«, sagte sie. »Soll ich Ihnen mit diesem ungestümen Tier helfen? Wie heißt er denn?«
Emily Gallagher drehte sich um und lachte, als sie Shakira erkannte. »Ach, Sie sind es, Carla. Da haben Sie Recht. Er ist
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