Bis zum bitteren Tod (German Edition)
bestand darin, immer wieder die gleiche Frage zu stellen, bis sie die Antwort erhielt, die sie ihrer Meinung nach verdient hatte.
Ravi dachte manchmal, sie hätte Rechtsanwältin werden sollen, keine Terroristin, nahm aber davon Abstand, dies zu äußern, solange sie den Kaffee nachschenkte.
Es entging ihr auch nicht, dass der General den gesamten Morgen über sehr verschlossen war, grübelte, dann ein weiteres Mal diesen Zeitungsartikel las, dann wieder grübelte.
Shakira ließ ihn eine Stunde allein, doch als sie zurückkehrte, starrte er noch immer auf einen der drei Zeitungsausschnitte. Sie nahm einen der anderen zur Hand. »Also«, sagte sie, »wer ist dieser Mann, den du schon den ganzen Tag anstarrst? Wie heißt er gleich, Admiral Morgan? Ich habe den Namen schon mal irgendwo gehört.«
»Jeder in unserem Gewerbe kennt diesen Namen. Dieser Mann ist der hauptsächliche Grund dafür, warum der Große Satan noch immer meint, Amerika habe das Recht dazu, den Nahen Osten zu beherrschen, unser Öl zu kaufen und zu verkaufen, die Israelis mit den schrecklichsten Waffen auszustatten und Armeen auf unserem Land zu stationieren, ob es uns gefällt oder nicht.«
»Warum ist er ein solches Ärgernis?«
»Er ist kein Ärgernis, mein Liebling, sondern viel schlimmer. Er ist ein Oger, nicht mehr und nicht weniger.«
»Was ist ein Oger?«
»Ein Riese mit einem Knüppel, mit dem er die Menschen aus armen Ländern zerschmettert, weil sie sich gegen die Militärmacht der USA nicht verteidigen können.«
»Na, wir haben den USA doch ein paar kräftige Schläge verpasst, oder?«
»Ja, aber sie waren nie so kräftig, wie wir das gern gehabt hätten. Jedes Mal, wenn es so aussieht, als hätten wir einen wunderbaren Plan, kommt dieser Kerl und macht alles zunichte.«
»Was hat er denn zunichtegemacht?«
»Alles. Seinetwegen haben wir zwei Atom-U-Boote verloren. Seinetwegen wurden unsere Agenten in Boston geschnappt und nach Guantánamo gebracht. Einer von ihnen war offensichtlich gezwungen worden, unseren Wohnort zu verraten, weshalb man versuchen konnte, uns umzubringen.«
»Woher weißt du, dass es Admiral Morgan war?«, fragte Shakira, die den Admiral insgeheim für einen attraktiven und eher fröhlich aussehenden älteren Herrn hielt. Der überhaupt nichts von einem Oger hatte.
»Woher weißt du es also?«
»Ich lese diesen Artikel über ihn. Anscheinend sind sogar die Amerikaner darüber besorgt, dass er über zu viel Macht verfügt. Manche Amerikaner zumindest.«
»Vielleicht sollten wir ihm einen Job anbieten?«, sagte Shakira lachend. »Dann kann er gegen die Amerikaner vorgehen, die ihn nicht mögen. Für mich klingt das alles, als würde er einen guten Terroristen abgeben.«
Sie mussten beide lachen. Plötzlich aber blitzte etwas in ihrer Erinnerung auf. »Weißt du noch, als wir vor ein paar Jahren in Paris waren und du für einige Tage für ein Attentat nach London gefahren bist. Hatte das etwas mit diesem Admiral zu tun?«
Erstaunt starrte Ravi seine schöne Frau an. »Daran erinnerst du dich?«, sagte er. »Nach so vielen Jahren?«
»Es war das einzige Mal, dass du gesagt hast, du möchtest eine ganz bestimmte Person umbringen. Und du hast dabei einen Admiral erwähnt.«
»Es ist genau dieser Mann, und es geht noch immer um das Gleiche: seinen Hass auf uns und seine Entschlossenheit, uns zu vernichten.«
»Dann musst du sehr vorsichtig sein«, erwiderte sie. »Denn beim letzten Mal hat es offensichtlich nicht geklappt. Er scheint sehr clever und sehr gefährlich zu sein.«
»Das letzte Mal, als ich ihn in London observiert habe, war es nicht ganz ernst gemeint. Ich habe nur die Möglichkeit sondiert.«
»Und jetzt willst du es wieder versuchen, weil man uns in Damaskus umbringen wollte?«
»Ja, Shakira. Ich muss es versuchen. Seitdem ich gesehen habe, wie du weinend und blutüberströmt in unserem Hinterhof lagst, sehe ich die Sache anders. Ich habe gedacht, du könntest sterben. Und das hätte mir das Herz gebrochen. Diese Zeitung hat mir alle Informationen geliefert, die ich brauche. Ich werde Admiral Morgan töten. Und dieses Mal werde ich nicht scheitern.«
KAPITEL FÜNF
Vier Monate später
Mittwoch, 20. Juni
Der British-Airways-Flug von London traf pünktlich am Logan International Airport ein, und die Schlange vor dem Schalter, der US-Bürgern vorbehalten war, war wesentlich kürzer als jene für Ausländer.
Schalter drei, Sir, geradeaus und dann links … hier entlang, bitte
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