Bis zum bitteren Tod (German Edition)
junge Frauen aus der Stadt, doch waren das meistens jene, deren Schulbildung oder sozialer Hintergrund ihnen nicht gestattet hatte, auf eine gute Universität oder nach Washington oder New York zu gehen. Und Matt Barker und seine Kumpel hatten kein ernsthaftes Interesse, sich mit Zweitklassigem abzugeben.
Sie hatten natürlich keine Ahnung, wer Shakira war (sie dankte Gott dafür) , aber sie wussten auf alle Fälle, dass an ihr nichts Zweitklassiges war. Sie strahlte etwas Distanziertes aus, als gingen ihr stets wichtigere Dinge durch den Kopf. Und, Junge, Junge, was waren das für Dinge, die ihr durch den Kopf gehen mussten.
Jedes Mal, wenn die Gruppe hereinkam, fragte früher oder später einer, ob sie nicht mit ihm ausgehen möchte. Bei Bill und Eric hatte es immer etwas leicht Frivoles; Rick und Herb schienen es ernster zu meinen und waren auch wirklich auf der Suche nach einer festen Freundin. Matt Barker allerdings verliebte sich in sie.
Shakira hielt ihn entschieden auf Abstand, plauderte mit ihm seltener als mit den anderen, spürte aber, dass er sie beobachtete, sie anhimmelte, mit ihr reden wollte.
Er war ein großer Mann, immer gut gekleidet, sauber rasiert, und hatte längliche blonde Haare. Auf den ersten Blick hätte man ihn für einen Anwalt aus der Stadt oder einen Banker halten können, wären nicht seine großen Hände gewesen, die rau und rissig waren nach der jahrelangen Arbeit an Automotoren, Bremsen und Karosserien.
»Hallo, Miss Carla«, sagte er immer, wenn er hereinkam. »Haben Sie Ihre Meinung über mich schon geändert?«
Shakira wollte ihn nicht kränken und wich ihm aus … oh, Sie wissen doch, es geht nicht, Matt … ich bin mit jemandem fest liiert … vielleicht bin ich am Ende des Jahres schon verheiratet .
Matt kaufte es ihr nicht ab. Er spürte, dass sie allein war, und manchmal, spätabends nach einigen Bieren, war sie für ihn die sexuell betörendste Frau, die ihm jemals begegnet war. Dann starrte er auf ihren Rücken, betrachtete die feste Rundung ihrer Hüften, während sie ihren Aufgaben nachging. Matt träumte sogar von ihr, träumte davon, dass sie nackt in seinen Armen lag, stellte sich vor, wie sie sich anfühlte, sehnte sich nach dem Augenblick, wenn sie sich einverstanden erklärte, mit ihm auszugehen, was sie, wie er fest glaubte, eines Tages tun würde.
Doch Nacht für Nacht entwischte sie einfach, verschwand in der Nacht und ließ ihn zurück, allein, ohne die einzige Frau, die er glaubte, jemals lieben zu können. Das Problem war nur: Matt meinte, Carla Martin spiele ihm nur vor, dass sie schwer zu kriegen sei, und liege ebenfalls nachts im Bett wach und denke an ihn, so wie er an sie dachte. Was so an die 800 Lichtjahre von der Wahrheit entfernt war.
An einem Montagmorgen landete Shakira schließlich einen Volltreffer. Sie kam bei Mrs. Gallagher vorbei, um Charlie abzuholen, ließ sich zu einer Tasse Kaffee einladen und spürte, dass Emily sie um einen Gefallen bitten wollte. Ihre Intuition trog sie nicht.
»Carla, meine Liebe«, sagte sie, »meine Tochter hat mich gebeten, einen Monat lang auf ihren Hund aufzupassen, und dumm, wie ich bin, habe ich zugesagt. Aber ich fürchte, ich werde damit einfach nicht zurechtkommen. Jedenfalls nicht allein.«
»Name und Typ?«, fragte Shakira.
»Pardon?«
»Name und Typ?«, wiederholte Shakira lachend. »Vom Hund, meine ich.«
»Ach, wie dumm von mir«, gluckste Emily. »Er heißt Kipper. Ein King-Charles-Spaniel. Mein Schwiegersohn sagt, er ist blöd wie ein Schaf.«
»War er schon mal hier?«
»O ja, schon oft. Er ist eigentlich ganz charmant, nicht so wild wie Charlie. Und auch nicht so gefräßig. Natürlich ist er auch sehr viel kleiner.«
»Emily, ich glaube nicht, dass man Sie mit zwei Hunden an der Leine auf die Straße lassen sollte. Schon gar nicht, wenn einer davon Charlie ist.«
»Da haben Sie wahrscheinlich Recht«, seufzte sie. »Ich wage kaum zu fragen, aber meinen Sie, Sie könnten vielleicht aushelfen? Ich würde Sie dafür auch bezahlen.«
»Natürlich werde ich Ihnen helfen. Wann ist denn mit Kipper zu rechnen?«
»In vier Wochen, am 30. Juli, einem Montag. An dem Tag fliegen Kathy und ihr Mann weg. Sie liefert Kipper hier ab und nimmt dann den Nachtflug nach London.«
»Dann wird es also am Tag darauf ernst?«
»Na ja«, sagte Emily. »Am Dienstagmorgen werde ich mit meinem Latein wahrscheinlich schon am Ende sein. Es wäre nett, wenn Sie schon am Morgen kommen könnten, um sie im
Weitere Kostenlose Bücher