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Bis zum Ende der Welt

Bis zum Ende der Welt

Titel: Bis zum Ende der Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Norbert Zähringer
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kreist um die Sonne. So wie wir.»
    «Aha.» Cabral seufzte. «So wie wir.»
    Das elektrische Tor öffnete sich. Wir tranken den Kaffee aus. Ich startete den Motor, und wir rollten langsam durch die Einfahrt. Cabral ließ die Scheibe an seiner Seite herunter, nickte dem Angestellten zu und legte einen Finger an die Lippen, der Mann nickte ebenfalls. Im Schritttempo fuhren wir ein Stück weiter und stellten den Wagen neben einem niedrigen Gebäude ab, das wohl als Wäscherei diente. Dort stiegen wir aus, um den Rest zu Fuß zu gehen.
    «Was hast du dem Angestellten versprochen?», wollte ich wissen.
    «Dass sein Sohn mal bei uns im Wagen mitfahren darf.»
    «Bei
dir
im Wagen.»
    «Der Junge will Polizist werden.»
    «Toller Beruf.»
    «Was wolltest du als Kind werden?»
    «Was anderes.»
     
    Diesmal erwartete sie uns nicht. Sie trug wieder ihre Laufkleidung – graue Hose und rosa Top. Offenbar war sie spät dran.
    «Erlauben Sie bitte, dass wir reinkommen, wir müssen uns mit Ihnen unterhalten», sagte Cabral leise.
    «Es passt gerade nicht.»
    «Machen Sie es bitte nicht schlimmer, als es ist.»
    «Nein! Ich erlaube nicht, dass die Polizei hier hereinkommt!» Sie sagte das sehr laut, beinahe schrie sie. Nicht wütend, nicht verängstigt, nur eben so laut, dass man es auch im Nachbarzimmer hören konnte.
    «Verdammt», sagte ich, schob sie zur Seite und ging hinein.
    Er stand im Flur. Er hatte wohl gerade geduscht. Ich bin mir nicht sicher, ob er Unterhosen trug, vielleicht schon. Auf jeden Fall trug er den schneeweißen, flauschigen Bademantel des Resorts, dessen Ärmel ihm zu kurz waren. Er war schlank und groß, und wegen seiner schwarzen Hautfarbe wirkte er im morgendlichen Zwielicht des Flurs, der Wohnraum, Bade- und Schlafzimmer verband, beinahe unsichtbar. Es sah so aus, als würde der Bademantel schweben. Eine Sekunde lang schien er überrascht, vielleicht hatte er die Frau nicht gehört, oder er hatte nicht verstanden, was sie gerufen hatte. Aber in der nächsten Sekunde war er es nicht mehr. Er drehte sich um und rannte ins Schlafzimmer, und ich rannte ihm hinterher, verwundert, dass er ins Schlafzimmer rannte. Es hatte eine Verbindungstür zum Wohnraum, aber dort wartete Cabral. Sonst gab es nur ein großes Fenster. Der Mann schien das alles zu wissen. Er schien nicht das erste Mal auf der Flucht zu sein. Mit einer einzigen geschmeidigen Bewegung riss er das nur angelehnte Fenster auf und sprang hinaus. Dabei stützte er sich nicht auf dem Fensterrahmen ab, sondern sprang einfach darüber, ohne irgendetwas zu berühren, wie ein Hürdenläufer.
    Ich rannte zurück, vorbei an Cabral und der Frau, die jetzt wütend schrie: «Was wisst ihr schon? Was wisst ihr schon? Ihr habt ja keine Ahnung!»
    Damit hatte sie wahrscheinlich recht.
    Ich versuchte, ihm den Weg abzuschneiden, aber er hatte die Stelle, an der der Pfad zum Bungalow und der Hauptweg sich kreuzten, schon hinter sich gelassen. Ich sah ihn Richtung Tor rennen. Ich rannte hinterher, ohne ihn einzuholen. Neben dem Tor stand ein Zimmermädchen, und ich wollte ihr etwas zurufen, aber ich hatte nicht genügend Luft dafür. Als ich durch das Tor lief, war er mir schon über hundert Meter voraus, und ich gab auf. Keuchend stand ich auf der Straße und sah ihm nach. Anfangs war seine Flucht wie die eines aufgescheuchten Tieres gewesen – panisch und schnell. Doch nun sah ich ihn die Straße hinunterlaufen, so, wie ich noch nie einen Menschen hatte laufen sehen. Seine Schritte waren weit und ruhig und geschwind, und es schien, als könnte er ewig so weiterlaufen. Bald war er hinter der nächsten Kurve verschwunden.
     
    Als ich zurückkam, diskutierte Cabral mit dem Zimmermädchen. Zuerst hatte ich keine Ahnung, worum es gehen könnte, doch dann bemerkte ich, dass ein Lkw unseren Polizeiwagen eingeparkt hatte. Cabral wollte von dem Zimmermädchen wissen, wo der Fahrer sei. Er hob die Hände, schüttelte den Kopf und brüllte etwas, und das Mädchen sah aus, als wollte es gleich losheulen. Vom Lkw-Fahrer fehlte jede Spur.
    Als ich hinzutrat, verzog Cabral das Gesicht. «Und?», fragte er.
    «Ich habe noch nie jemanden so laufen sehen.»
    «Wir könnten ihn mit dem Wagen verfolgen, wenn nicht irgend so ein Idiot seine Karre hier abgestellt hätte.»
    Das Zimmermädchen senkte den Blick.
    «Ich glaube nicht, dass er uns den Gefallen tut und auf der Hauptstraße weiterläuft.»
    «Was schlägst du vor?»
    «Das überlasse ich dem Sargento-chefe.»
    «Nein, das

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